Nachdem Bitcoin fulminant in das Jahr 2024 gestartet ist, brach das Asset in den vergangenen Tagen deutlich ein. Der primäre Grund dafür ist aller Anschein nach der sich weiter zuspitzende Konflikt zwischen dem Iran und Israel und die daraus resultierenden geopolitischen Unsicherheiten. Zwischen den Kursrutschen des Assets und Nachrichten zu dem Konflikt gab es nämlich einen deutlichen zeitlichen Zusammenhang.

Verstärkend bei den sogenannten „Flash-Crashs“ wirkten die für den Markt üblichen Liquidierungskaskaden. Positionen von Marktteilnehmern, die gehebelt agieren, werden nämlich zwangsgeschlossen, wenn der Preis sich zu stark entgegengesetzt der Erwartungen entwickelt. Dies verstärkt Preisausschläge in die entsprechende Richtung.

Nachdem Bitcoin am Montag vergangener Woche nur 1,5 Prozent von dem Mitte März gesetzten neuen Allzeithoch von 73.800 US-Dollar trennte, handelt das Asset derzeit nur noch knapp über der Marke von 60.000 US-Dollar und somit rund 20 Prozent vom Höchststand entfernt.

Bitcoin reagiert stark negativ auf geopolitische Nachrichten

Bereits am vergangenen Freitag fiel Bitcoin binnen weniger Stunden um 8 Prozent, als ein Angriff des Iran auf Israel deutlich wahrscheinlicher schien. Als am Samstagabend deutscher Zeit tatsächlich mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen aus dem Iran in Richtung Israel abgefeuert wurden – wovon fast alles abgefangen werden konnte –, brach Bitcoin innerhalb von zwei Stunden um fast 10 Prozent ein. Dieser Vergeltungsschlag des Iran ist eine Reaktion auf den mutmaßlichen israelischen Anschlag auf eine iranische Botschaft in Damaskus, Syrien.

Im Rahmen der Kurseinbrüche von Freitag und Samstag wurden laut Daten von Coinglass Tradingpositionen im Gegenwert von fast 2 Milliarden US-Dollar aus dem gesamten Krypto-Markt gespült. Auf Bitcoin entfielen dabei rund 500 Millionen US-Dollar an Liquidierungen.

Nach einer leichten Erholung am Sonntag und Montagmorgen handelt das Asset seit gestern Nachmittag wieder deutlich schwächer. Israel plant nämlich, den iranischen Luftangriff nicht folgenlos zu lassen.

Wir schauen voraus und erwägen unsere Schritte. Das Feuern von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen auf israelisches Staatsgebiet wird beantwortet werden.
Herzi Halevi, Generalstabschef der israelischen Armee

Der Iran wiederum warnt, dass er darauf eine „schwere, umfassende und verheerende“ Reaktion folgen lassen wird. Derzeit sieht es danach aus, als stehe eine weitere Eskalation bevor, obwohl Israel eigentlich verkündete, einen Krieg vermeiden zu wollen.

Bitcoin doch kein sicherer Hafen?

Die Kursentwicklung während solcher Ausnahmesituationen zu beobachten, ist durchaus von großer Relevanz für Marktbeobachter, um das Asset angemessen einordnen zu können. Bitcoin-Enthusiasten sehen in Satoshi Nakamotos Kreation in der Regel einen Schutz vor Unsicherheiten, da es bei Bitcoin im Gegensatz zu nahezu allen anderen Anlageklassen kein Kontrahentenrisiko gibt.

Einige Marktteilnehmer behandeln Bitcoin anscheinend jedoch noch wie ein sogenanntes Risk-On-Asset, das sie im Rahmen von Krisensituationen abverkaufen. Für diese Einordnung spricht auch die Tatsache, dass Bitcoin während des Corona-Crashs im Jahr 2020 – rund zwei Monate vor dem Halving – in zwei Tagen die Hälfte an Wert einbüßen musste. Als Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angriff, gab Bitcoin ebenfalls leicht nach, erholte sich aber vom Tiefpunkt binnen weniger Tage um mehr als 20 Prozent. In Reaktion auf die Bankenkrise 2023 legte Bitcoin wiederum deutlich zu, nachdem das Asset ebenfalls kurzfristig eingebrochen war.

Und als Bitcoin in den Tagen nach dem Angriff der Hamas auf Israel starke Kurszuwächse verzeichnen konnte, sprach BlackRock-CEO Larry Fink in diesem Zusammenhang von einer „Flucht in Qualität“. Die Vergangenheit lässt entsprechend noch kein abschließendes Fazit zu, ob Bitcoin ein Risk-On- oder Risk-Off-Asset ist.

Bei der derzeitigen geopolitischen Unsicherheit schwächeln neben Bitcoin nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch das vermeintliche Krisenmetall Gold. Bitcoin hat gegenüber diesen Anlageklassen dennoch die mit Abstand stärksten Kursverluste verzeichnet, während Gold sich am besten halten konnte.

Gegenwind trotz positiver Nachrichten

Bitcoin schwächelt, obwohl das Halving in wenigen Tagen ansteht. In der Vergangenheit hat dieses Ereignis, bei dem die Anzahl der neuen Bitcoin, die pro Block neu hinzukommen, halbiert wird, immer für starke Kurszuwächse in den darauffolgenden Wochen und Monaten geführt. Die Erklärung dafür ist, dass weniger neue BTC in Umlauf kommen, mit denen die organische Kaufnachfrage bedient werden kann.

Darüber hinaus gab es gestern auch die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs an der Hongkonger Börse, die zu den größten weltweit gehört. Die auf Bitcoin basierenden Anlageprodukte werden voraussichtlich zeitnah in der chinesischen Sonderverwaltungszone ihren ersten Handelstag feiern dürfen.

Die Bitcoin-Spot-ETFs aus den USA verzeichneten an den vergangenen zwei Handelstagen, an denen der Kurs korrigierte, nur geringfügige Abflüsse – zusammengenommen etwas mehr als 90 Millionen US-Dollar. Die kumulierten Zuflüsse seit der Zulassung im Januar dieses Jahres stagnieren somit immer noch auf einem hohen Niveau und der ETF von BlackRock baut die derzeit längste aktive Serie an Tagen, an denen ein Fonds Kapital aufsaugte, weiter aus.

Kein Grund zur Panik

Da die Schwäche von Bitcoin nicht auf fundamentale Probleme zurückzuführen ist, ist Panik an dieser Stelle wohl unangebracht. Nicht zuletzt, weil starke Korrekturen bei dem Asset selbst in Bullenmärkten etwas Normales sind. Sollte sich die geopolitische Situation zeitnah beruhigen – wie es selbstverständlich auch aus humanitärer Sicht wünschenswert wäre –, ist zudem auch eine starke Erholung des Bitcoin-Kurses nicht unwahrscheinlich.

Ob und wann der Großteil des Marktes erkennen wird, dass Bitcoin aufgrund der vielen positiven Eigenschaften der wirklich sichere Hafen ist, steht in den Sternen. Michael Saylor, der Gründer des auf Bitcoin setzenden Unternehmens MicroStrategy, betonte im Rahmen der aktuellen Unsicherheiten noch einmal, dass eigentlich keine Krise Bitcoin schaden kann.

Chaos ist gut für #Bitcoin.
Michael Saylor, Gründer