Norwegen gilt für kleine Bitcoin-Mining-Unternehmen als attraktiver Standort für ihre Anlagen – vor allem im Norden des Landes. Die Gründe dafür sind vor allem die kostengünstigen erneuerbaren Energiequellen, die klimatischen Bedingungen (kostenlose Kühlung) und diverse Konzepte zur Nutzung der beim Mining entstehenden Abwärme (Holztrocknung, Produktion von Lebensmitteln und Algen, Heizen privater Haushalte etc.). Unternehmen wie Bluebite oder Kryptovault agieren seit Jahren in dem skandinavischen Land, das von der Reduzierung der CO₂-Emissionen beim Heizen, den geschaffenen Arbeitsplätzen und den Stromabnahmeverträgen profitiert.

Es gab verschiedene Versuche, die Bitcoin-Mining-Branche in Norwegen zu verbieten oder einzuschränken. Nun haben Politiker der norwegischen sozialdemokratischen „Arbeiderpartiet“ (AP) einen Gesetzesvorschlag eingereicht, der die Regulierung der im Land betriebenen Rechenzentren beinhaltet. Dies betrifft letztlich auch die Bitcoin-Miner.

Regulierung der Bitcoin-Mining-Unternehmen

Blocktrainer.de berichtete bereits darüber, dass es in der Vergangenheit mehrere Versuche der kommunistischen Partei Norwegens („Rødt“) gab, Bitcoin-Mining in Norwegen zu verbieten oder durch die Aufhebung von Stromsteuervergünstigungen unattraktiver zu machen. Letzteres wurde seit der angespannten Lage auf den Energiemärkten aufgrund des Ukraine-Kriegs schließlich auch von den norwegischen Regierungsparteien – der Arbeiterpartei AP und der Zentrumspartei SP – in Betracht gezogen. Ein Verbot kam für die Mehrheitsparteien jedoch nicht infrage.

Die Regierungsparteien hatten vor einigen Jahren bereits den Mehrwert von Bitcoin für Gesellschaft und Umwelt erkannt und hielten es für bedenklich, „Rechenzentren aufgrund von politisch definiertem gesellschaftlichen Nutzen zu diskriminieren“. Zudem wollten die Parteien Innovationen im Land nicht beeinträchtigen oder verhindern.

Umso überraschender ist ein neuer Gesetzentwurf, der die Regulierung von Rechenzentren im Land thematisiert. Dabei scheint sich die positiv eingestellte Haltung gegenüber Bitcoin in eine Anti-Bitcoin-Haltung gewandelt zu haben.

Neues Gesetz zur Regulierung von Rechenzentren

Der neue Gesetzentwurf der Regierungsparteien sieht vor, alle Rechenzentren in Norwegen zu registrieren und Informationen über den Betreiber und die digitalen Dienstleistungen der Zentren zu sammeln. Laut Energieminister Terje Aasland soll dadurch eine bessere Bewertungsgrundlage geschaffen werden, um bestimmte Dienstleistungen ablehnen zu können.

Der Zweck ist, die Branche so zu regulieren, dass wir die Tür für die Projekte schließen können, die wir nicht wollen.
Terje Aasland, norwegischer Energieminister


Welche Projekte im Land erwünscht und unerwünscht sind, wird nicht verheimlicht. Vor allem die bisher weitgehend unregulierte „Krypto-Mining-Industrie“, die dem Land „billige Energie entziehen will“, ist den Regierungsparteien auf einmal ein Dorn im Auge.

[Krypto-Mining] ist mit großen Treibhausgasemissionen verbunden und ist ein Beispiel für eine Art von Geschäft, das wir in Norwegen nicht wollen.
Terje Aasland, norwegischer Energieminister


Aasland möchte eher Datenzentren unterstützen, „die gesellschaftlich nützliche Aufgaben erfüllen“ und ein „wichtiger Teil der sozialen Struktur Norwegens“ sind, wie zum Beispiel Speicherserver, die oft sogar mehr Strom benötigen als die Mining-Anlagen.

Unverständnis oder Irreführung?

Die Parteikollegen von Aasland haben sich in der Vergangenheit genau gegen einen vom Staat definierten gesellschaftlichen Nutzen, eine sich daraus ergebene Benachteiligung für bestimmte Unternehmen und die Beeinträchtigung von Innovationen ausgesprochen. Nun soll jedoch der Staat entscheiden, wer Energie nutzen darf und wer nicht und welche Innovation vertretbar ist. Aasland spricht Bitcoin den Mehrwert ab, den seine Kollegen vorher noch angepriesen hatten. Es ist nur sehr schwer nachvollziehbar, weshalb er zum Beispiel Videoplattformen einen größeren gesellschaftlichen Nutzen zuschreibt als Bitcoin, und warum sich die innerparteiliche Meinung zu Bitcoin auf einmal grundlegend geändert hat.

Zudem scheinen Aaslands Bedenken hinsichtlich der Treibhausgasemissionen auch unbegründet. Der Betrieb von Bitcoin-Mining-Anlagen ist emissionsfrei und die indirekten Emissionen kann man aufgrund der in Norwegen genutzten, zu fast 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen (Wind- und Wasserkraft) vernachlässigen. Da die norwegische Regierung die Technologie des Bitcoin-Minings eigentlich als dekarbonisierend anerkennt, indem sie die Reduzierung von CO₂-Emissionen bei der Nutzung der Abwärme (zum Beispiel beim Heizen) belohnt, ist die plötzliche Diskriminierung durch das neue Gesetz nicht wirklich verständlich und sinnvoll. Unabhängig von Norwegen ist die Bitcoin-Mining-Industrie die nachhaltigste globale Branche, die es gibt. Zusätzlich können die Stromnetze und -preise durch den flexiblen Verbrauch der Bitcoin-Mining-Anlagen stabilisiert werden.

Aaslands ignoriert die bekannten positiven Effekte auf Umwelt und Gesellschaft und verknüpft Bitcoin unbegründet mit hohen Emissionen. Dies zeugt entweder von offensichtlicher Unwissenheit und einem Unverständnis von Energie, Bitcoin und Emissionen oder ist eine bewusste Manipulation der Bevölkerung.

Ein komplettes Verbot des Bitcoin-Minings wird mit dem neuen Gesetz zur Regulierung von Rechenzentren zwar nur schwer erreichbar sein, doch mit der Zulassung des Gesetzes wäre Norwegen das erste europäische Land, das einen solchen Regulierungsrahmen einführt und eine Grundlage schafft, Bitcoin-Mining-Unternehmen stärker zu kontrollieren und deren Betrieb stark einzuschränken. Es bleibt abzuwarten, ob das Gesetz angenommen wird.