Am Mittwochmorgen haben die USA die Gründer der bekannten Privacy-Wallet Samourai verhaftet. Die Staatsanwaltschaft wirft Keonne Rodriguez und William Lonergan Hill vor, ein nicht lizenziertes Geldtransferunternehmen betreiben zu haben, das rechtswidrige Transaktionen im Wert von über 2 Milliarden Dollar abgewickelt und über 100 Millionen US-Dollar an Geldern gewaschen hat – unter anderem aus Darknet Marktplätzen wie Silk Road. Das geht aus der aktuellen Pressemitteilung des U.S. Attorney's Office, Southern District of New York hervor.

Rodriguez soll zeitnah in Pennsylvania angeklagt werden und Hill aus Portugal, wo der CTO von Samourai Wallet verhaftet wurde, in die Vereinigten Staaten ausgeliefert werden. In Kooperation mit den isländischen Strafverfolgungsbehörden hat die US-Justizbehörde zudem die Server und die Domain des Mixing- respektive Coinjoin-Services, dessen App mehr als 100.000-mal heruntergeladen wurde, beschlagnahmt. Für die Aktion haben die USA mit Europol, dem portugiesischen Justizministerium und der isländischen Polizei zusammengearbeitet.

Zufluchtsort für Kriminelle?

Ein zentraler Vorwurf gegen Samourai Wallet ist, dass der Dienst wissentlich kriminelle Aktivitäten begünstigt beziehungsweise Nutzer sogar dafür angeworben hat.

Die Angeklagten boten Samourai zwar als Service zum Schutz der Privatsphäre an, wussten aber, dass es sich dabei um einen Zufluchtsort für Kriminelle handelte, die in großem Stil Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen betrieben.
Aus der Pressemitteilung

Um die Aussage zu untermauern, führt das Justizministerium einen Tweet des offiziellen Twitteraccounts von Samourai Wallet an, in dem im Kontext der Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs russische Oligarchen bei dem Dienst willkommen geheißen werden.

Auch zitiert die Staatsanwaltschaft eine mutmaßlich von Hill unter dem 𝕏-Account "Samourai Dev" verfasste private Nachricht, in welcher der 65-jährige Samourai-Gründer betont haben soll, dass sich der Dienst speziell auch auf den Grau- und Schwarzmarkt fokussiert.

Bei Samourai konzentrieren wir uns ganz auf den Widerstand gegen die Zensur und die schwarze/graue Kreislaufwirtschaft. Dies bedeutet, dass eine Massenanwendung nicht absehbar ist, auch wenn die Schwarz-/Graumärkte bereits während der Coronapandemie begonnen haben, sich auszudehnen, und dies auch nach Covid weiter tun werden.
Mutmaßliche Nachricht von William Lonergan Hill

Angriff auf die Privatsphäre von Bitcoin

Damit setzt sich eine besorgniserregende Angriffswelle gegen Bitcoin-Mixing-Services weiter fort. Vor wenigen Wochen haben die US-Justizbehörden erst Roman Sterlingov für den angeblichen Betrieb des Mixers Bitcoin Fog in allen Anklagepunkten für schuldig gesprochen – Blocktrainer.de berichtete. Im August vergangenen Jahres hat das US-Justizministerium zudem Klage gegen die Gründer des Krypto-Mixers Tornado Cash erhoben. Der Prozess gegen den Entwickler und Mitgründer Roman Storm steht unmittelbar bevor.

Und damit sind die USA wohl auch noch lange nicht am Ende, wie der US-Staatsanwalt Damian Williams betont.

Gemeinsam mit unseren Partnern bei den Strafverfolgungsbehörden werden wir weiterhin unermüdlich kriminelle Organisationen verfolgen und zerschlagen, die Kryptowährungen zur Verschleierung illegaler Handlungen nutzen.
Damian Williams, US-Staatsanwalt

Solidarität in der Community

Da Mixing-Services jedoch auch wichtige Tools sind, damit Nutzer von Bitcoin und Co. ihre Privatsphäre schützen können, ist die Empörung in der Bitcoin-Community groß. Einige bekannte Persönlichkeiten im Space verkündeten bereits ihre Solidarität mit Rodriguez und Hill. Unter anderem der reichweitenstarke Twitter- bzw. 𝕏-User “Hodlonaut”, der sich kürzlich noch selbst vor Gericht gegen den Schwindler Craig Wright verteidigen musste, zeigte sich im Hinblick auf die Meldungen zur Festnahme der beiden Samourai-Gründer betroffen.

Der Staat will ein Exempel statuieren.

Meine Gedanken sind bei den Betroffenen.

Freiheit für Samourai!
Hodlonaut

Auch der bekannte Whistleblower Edward Snowden meldete sich diesbezüglich zu Wort und kritisierte das Vorgehen der Strafverfolger.

Das Justizministerium hat wieder einmal die Entwickler einer App kriminalisiert, die für die Wiederherstellung der finanziellen Privatsphäre sorgt. Die Lösung für dieses Problem besteht darin, Geld standardmäßig privat zu machen. Die Privatsphäre darf niemals eine "Ausnahme" sein, sonst wird man sie kriminalisieren.
Edward Snowden

Ausblick

Die Festnahme von Hill und Rodriguez wird die Debatte um die finanzielle Privatsphäre sowohl generell als auch speziell im Bitcoin-Space weiter anfachen. Dass Privatsphäre wichtig und nicht per se kriminell ist, das steht für die allermeisten Menschen außer Frage. Andere Mixing-Services wie beispielsweise das Team von “Wasabi” gehen aufgrund dessen einen anderen Weg, für den sie aus den Reihen einiger “Maximalisten” zwar oft kritisiert werden, der aber insbesondere in Anbetracht der aktuellen Vorfälle um Samourai umso relevanter erscheint. Grob gesagt filtert Wasabi nämlich anhand der Listen des Office of Foreign Assets Control ("OFAC") potenziell illegale respektive sanktionierte Akteure noch vor dem eigentlichen Mixing-Vorgang heraus, sodass nur noch “legale Teilnehmer" ihre Privatsphäre schützen können. 

Die Diskussion darum, welcher der richtige Weg ist, ob ein Geld standardmäßig volle Privatsphäre gewährleisten muss und wie beispielsweise mit Transaktionen an Terrororganisationen oder Geldwäsche im Allgemeinen umgegangen werden sollte, wird in der Community wohl niemals einen breiten Konsens erlangen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Entwicklungen rund um Samourai weiter fortsetzen werden, wann ein möglicher Prozess beginnt und vor allem, welches Urteil gesprochen wird. Im Hinblick auf das weiter oben bereits erwähnte Urteil gegen Roman Sterlingov scheint die Situation für die beiden Samourai-Gründer jedenfalls nicht sonderlich rosig.

Info

Coinjoin per Hardware-Wallet

Übrigens ist es möglich, die Services von Wasabi mit den Geräten von Trezor zu benutzen. Auf diese Weise kann man ohne Umwege direkt die Coins von der eigenen Hardware-Wallet “coinjoinen” und die eigene Privatsphäre erhöhen, ohne Gefahr zu laufen, gegen OFAC-Richtlinien zu verstoßen.

Attraktiver Preis

Trezor Safe 3

  • Attraktiver Preis
  • Open-Source
  • Secure Element
  • USB-C Unterstützung
  • Optionale Bitcoin-only Firmware
  • Integrierte CoinJoin Funktion
  • Nicht mit iOS/iPhone kompatibel
  • Support und Oberfläche nicht auf Deutsch
  • Optionales Shamir-Backup
  • Unterstützt viele Kryptowährungen