Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs werden am 30. April in Hongkong ihren Handelsstart feiern dürfen. Das geht aus einer heutigen der Pressemitteilung von China Asset Management Company hervor.

Am 15. April haben die Vermögensverwalter selbst die Zulassung Anlageprodukte durch die Hong Kong Securities and Futurues Commission (SFC) verkündet. Das Datum des ersten Handelstags war jedoch noch unklar, obwohl schon in den vergangenen Tagen Gerüchte aufkamen, dass es der 30. April sein wird – was sich nun bewahrheitet hat.

Drei Bitcoin- und drei Ethereum-Spot-ETFs werden also ab Dienstag kommender Woche in Hongkong handelbar sein. Nun sind auch die Gebühren der ETFs öffentlich und ETF-Experten von Bloomberg haben in einem Webinar eine Einordnung sowie Prognosen für den Erfolg der neuen Anlageprodukte abgegeben.

Gebührenschlacht

Die Hongkonger Tochter von China Asset Management Company wird eine Gebühr von 0,99 Prozent ausrufen. Die Vermögensverwalter Harvest Global Investment und Bosera Asset Management locken für ihre Anlageprodukte sogar mit Gebührenfreiheit in den ersten Monaten. Der Bitcoin-ETF von Harvest wird nach sechs Monaten dann eine für Hongkonger Verhältnisse niedrige Gebühr von 0,3 Prozent erheben. Bosera nimmt für das Anlageprodukt, das der Vermögensverwalter mit Haskey Capital auflegt, nach vier Monaten Kostenfreiheit letztlich 0,6 Prozent. 

Dass sich aufgrund der deutlichen Gebührenunterschiede ein ETF als klarer Sieger herauskristallisieren wird, sehen die Bloomberg-Experten jedoch nicht kommen. Grund dafür ist, dass die Investoren in der chinesischen Sonderverwaltungszone im Gegensatz zu denen aus den USA nicht sehr sensibel sind, was Gebühren angeht. Es soll sogar so sein, dass Hongkonger per se eher misstrauisch werden, wenn Produkte oder Dienstleistungen ihrer Meinung nach zu günstig angeboten werden, erklärt Rebecca Sin, ETF-Expertin von Bloomberg Intelligence. Mit der kleinen Gebührenschlacht haben sich die Hongkonger Vermögensverwalter aber wohl ein wenig von BlackRock und Co. inspirieren lassen.

In-Kind-Methode kommt bei Hongkonger ETFs

Es hat sich jetzt auch final bestätigt, dass die Hongkonger ETFs, im Gegensatz zu denen aus den USA, über die In-Kind-Methode laufen werden. Das bedeutet, dass Investoren ihre Bitcoin oder Ethereum direkt gegen ETF-Anteile eintauschen können und vice versa. Vorteil an dieser Methode ist, dass jemand, der seine Bitcoin in das Produkt bringen möchte, sie nicht vorher verkaufen muss, wobei Steuern und Gebühren anfallen können. Dazu kommt, dass diese Methode den Arbitragehandel erleichtert, wodurch die Abweichung zum Kurs des zugrundeliegenden Assets noch weiter minimiert werden kann. 

In den USA hat man aller Anschein nach aufgrund von Geldwäschesorgen nur die In-Cash-Methode für die elf dort handelbaren Bitcoin-Spot-ETFs zugelassen. Das erlaubt mehr Kontrolle darüber, woher die Bitcoin kommen, die in den Anlageprodukten landen. Die Bloomberg-Analysten sind sich einig, dass Hongkong sich im Hinblick auf Bitcoin-Spot-ETFs durch diesen kleinen, aber durchaus relevanten Unterschied von den USA abgrenzen möchte.

Prognosen für die Zuflüsse

Bereits vor der Zulassung gab es bereits astronomische Schätzungen zu den Zuflüssen in die neuen Hongkonger ETFs. 

Die in Singapur ansässige Krypto-Analysefirma Matrixport ging davon aus, dass die Hongkonger Bitcoin-ETFs eine Nachfrage von rund 25 Milliarden US-Dollar von Investoren aus Festlandchina erwarten könnten. Diese werden das Produkt mit Sicherheit aber nicht kaufen dürfen, wie der Datenanalyst Jack Wang im Bloomberg-Webinar noch einmal unterstrich.

Können Investoren auf Festlandchina diese ETFs kaufen?

Nein.
Laut der chinesischen Regierung ist es Finanzinstitutionen im Kontext von Kryptowährungen nicht erlaubt, Accounts zu eröffnen, Kapital zu verschieben und Clearing-Dienstleistungen anzubieten.
Bloomberg

Da sich der chinesische Kapitalmarkt jedoch langsam aber sicher öffnet, stellt Rebecca Sin in Aussicht, dass die ETFs in 10 bis 20 Jahren auch für Festlandchinesen handelbar sein könnten.

Der Bloomberg-ETF-Experte Eric Balchunas prognostizierte vor einigen Tagen im optimistischen Fall gerade einmal insgesamt Zuflüsse von 500 Millionen US-Dollar. Balchunas Einordnung fußte jedoch auf seiner Annahme, dass die Gebühren zwischen 1 und 2 Prozent liegen werden, was sich nicht bewahrheitet hat.

Generell sind aber Zuflüsse im hohen Milliardenbereich, wie es in den USA der Fall ist, aufgrund des um ein Vielfaches kleineren Markts von Hongkong quasi ausgeschlossen. Denn alleine in den elf Bitcoin-ETFs aus den USA ist mehr Kapital als im gesamten Hongkonger ETF-Markt.

Dennoch sind die Bloomberg-Experten optimistisch. Rebecca Sin schätzt die Zuflüsse in nur einem Monat auf 300 Millionen US-Dollar. In den USA wäre das Äquivalent dafür 4 bis 5 Milliarden US-Dollar, erklärt Balchunas, als er diese doch positive Prognose einordnet. In den ersten 1 bis 2 Jahren nach der Auflage hält Jack Wang eine Milliarde US-Dollar für möglich, womit die Bitcoin- und Ethereum-ETFs rund 2 Prozent des gesamten Hongkonger ETF-Markts ausmachen würden. Die Experten konkludieren, dass die neuen Anlageprodukte in der chinesischen Sonderverwaltungszone einen großen Einfluss auf den Markt haben werden.

In Hongkong sind schon Bitcoin- und Ethereum-Futures-ETFs zugelassen, mit einem zusammengenommenen Anlagevolumen von rund 175 Millionen US-Dollar. Wenn dort wie in den USA auch die Spot-ETFs ein Vielfaches des Kapitals der Futures-ETFs aufsaugen, dann könnten die neuen ETFs ein echter Erfolg werden. 

Die Volatilität von Bitcoin und Co. scheint in Asien generell sehr beliebt zu sein. Rebecca Sin erklärt sich dies auch dadurch, dass Asiaten eine Vorliebe für Casinos haben. Die Analystin von Bloomberg-Intelligence wagt darüber hinaus auch die Prognose, dass in der Asien-Pazifik-Region bald auch an anderen Börsen Bitcoin-ETFs handelbar werden. Zuerst glaubt sie, dass schon bald Anlageprodukte auf der Basis von Bitcoin in Korea, wo sie auch eine Begeisterung der Menschen für Bitcoin und Co. festmacht, ihren Handelsstart feiern dürfen. Danach kommen ihrer Meinung nach Bitcoin-Spot-ETFs ebenfalls zeitnah an die Australische Börse.