Seit heute Nacht um 03:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit (09:30 Uhr Ortszeit) sind die angekündigten Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs an der Hong Kong Stock Exchange (HKEX) zum Handel freigegeben. In einer feierlichen Zeremonie wurde der Start – im wahrsten Sinne des Wortes – eingeläutet. Dabei vertreten waren auch die Emittenten der ETFs: China Asset Managament Company, Harvest Global Investment sowie die Hashkey Exchange, die zusammen mit Bosera Asset Management die Anlageprodukte an den Start bringt.

Vor dem Handelsstart gab Tongli Han, CEO von Harvest Global Investment, eine Einschätzung zu der anfänglichen Nachfrage nach den Produkten ab.

BlackRock ist eher auf dem westlichen Markt bekannt. Aber wir sind auf dem lokalen Markt, in Asien, in China und auch in den orientalischen Ländern bekannter. Ich denke, dass wir einige Zeit brauchen, um das riesige Potenzial zu erschließen, weil viele Investoren noch abwartend sind. Ich erwarte einen langsamen Start für das anfängliche Wachstum an Anlagevolumen der Produkte. Im Laufe der Zeit werden wir jedoch die besonderen Eigenschaften und Stärken unserer Produkte demonstrieren und die enorme Nachfrage wird sich entfalten.
Tongli Han

Eine Stärke der Spot-ETFs aus Hongkong ist, dass diese auf die In-Kind-Methode setzen, wodurch Anleger ihre Bitcoin oder Ethereum direkt gegen ETF-Anteile eintauschen dürfen und vice versa. Das soll einen besseren Arbitragehandel ermöglichen. Bei diesem Umtauschverfahren fallen auch keine Steuern an. In den USA ist nur die In-Cash-Methode zugelassen. Das bedeutet, dass Investoren ihre Bitcoin verkaufen müssten, um dann auf einen ETF umzusteigen. Dies ist auch dann problematisch, wenn Anleger von dem einen auf den anderen Bitcoin-ETF umschichten wollen.

Enttäuschendes Debüt?

Seit 10 Uhr deutscher Zeit ist der erste Handelstag in Hongkong vorüber und es sind bereits erste Daten veröffentlicht. Trotz des großen Interesses und der hohen Erwartungen im Vorfeld erreichte das gesamte Handelsvolumen der sechs Hongkonger Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs zum Marktende lediglich rund 12 Millionen US-Dollar.

Damit ist der Handelsstart der Hongkonger Bitcoin- und Ethereum-ETFs was das Handelsvolumen angeht ein Tropfen auf dem heißen Stein im Vergleich zu dem in den USA am 11. Januar dieses Jahres.

Der erste Handelstag der US-Bitcoin-ETFs verzeichnete ein Handelsvolumen von beeindruckenden 4,6 Milliarden US-Dollar, was das Volumen in Hongkong um das 383-fache übersteigt.
Colin Wu, Analyst und Jounalist

Doch was die Zuflüsse angeht, sind die Daten gar nicht mal so schlecht. China Asset Management hat alleine mit dem Bitcoin-Spot-ETF 121 Millionen US-Dollar eingesammelt und ist damit bereits im oberen Fünftel der besten ETFs am Hongkonger Markt. Dass die ETFs mehr Assets als Handelsvolumen verzeichnen, liegt laut dem Bloomberg-ETF-Analysten Eric Balchunas daran, dass die Vermögensverwalter in Hongkong wohl vor dem offiziellen Launch schon Kapital einsammeln.

Sein Bloomberg-Kollege James Seyffart konkludiert, dass der ETF-Launch für den kleineren Markt der chinesischen Verwaltungszone eigentlich sogar sehr erfolgreich war.

Der Bitcoin-Preis stieg in Antizipation auf einen starken ersten Handelstag der Anlageprodukte in Hongkong, gab nach der kleinen Enttäuschung aber alle Gewinne wieder ab.

Grund für den derzeit schwächeren Kurs ist wohl auch die nachlassende Nachfrage nach den Bitcoin-Spot-ETFs in den USA.

Bitcoin beliebter als ETH

Nach Auswertung der ersten Zahlen und Daten lässt sich festhalten, dass rund 80 Prozent des Handelsvolumens auf BTC entfallen sind. Die in Hong Kong Dollar denominierten Bitcoin-ETFs machten zusammen knapp 68 Millionen HKD, umgerechnet rund 8,7 Millionen US-Dollar an Handelsvolumen, aus. Hinzu kommen aber noch die deutlich kleiner ausfallenden Volumina der in US-Dollar oder im chinesischen Renminbi gehandelten neuen Hongkonger ETFs.

CAM BTC: 37,16 Mio. HK$

BOS BTC: 12,44 Mio. HK$

HGI BTC: 17,89 Mio. HK$

CAM ETH: 12,66 Mio. HK$

BOS ETH: 2,48 Mio. HK$

HGI ETH: 4,95 Mio. HK$

Was die bereits berichteten Asset von Vermögensverwalter China Asset Management angeht, ist der Unterschied von der größten zur zweitgrößten Kryptowährung noch deutlicher. Während der Bitcoin-ETF rund 121 Millionen US-Dollar an Assets aufweist, entfallen auf den Ethereum-Spot-ETF von China Asset Management lediglich 20 Millionen US-Dollar. Entsprechend macht Bitcoin hier rund 86 Prozent aus.

Daten zu den tatsächlichen Zuflüssen in alle sechs Anlageprodukte dürften noch etwas auf sich warten lassen.

Ausblick

Nach dem etwas verhaltenen Start der Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs in Hongkong richtet sich der Blick nun auf die zukünftigen Strategien und Anpassungen, die notwendig sein könnten, um das Interesse und ergo die Investitionen zu steigern. Werden die Verantwortlichen Maßnahmen ergreifen, um das Bewusstsein für die neuen Produkte bei potenziellen Investoren zu schärfen? Aufklärung durch die Emittenten und entsprechende Werbespots waren genauer gesagt sind auch in den USA ein probates Mittel.

Zusätzlich könnte die weitere Entwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen in Hongkong und anderen asiatischen Märkten eine Schlüsselrolle spielen. Positive Änderungen könnten dazu beitragen, mehr internationale Investoren anzuziehen, um die Liquidität und das Handelsvolumen zu steigern. Eine Lockerung der Regulierung für den Handel von Bitcoin und Co. für Festlandchinesen könnte große Kapitalflüsse aus dem Reich der Mitte ermöglichen. Um auch nur in die Nähe des Erfolgs der US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs zu kommen, liegt noch ein weiter Weg vor den Emittenten in Hongkong.