Die Daten des Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI) über die Bitcoin-Mining-Industrie waren und sind noch oft die Grundlage für die mediale Berichterstattung, politische Entscheidungen und Gesetzentwürfe. Auch konkrete Bitcoin-Kritiker zitierten oft die Studie.

Der Umweltaktivist und Unternehmer Daniel Batten hat jedoch bereits darauf hingewiesen, dass die Daten des Cambridge-Modells zum Energieverbrauch, zu den Emissionen und dem Strommix aufgrund von falschen Schätzungen und fehlender Berücksichtigung der Off-Grid-Anlagen nicht korrekt sind. Auch die Cambridge-Universität selbst hat im August 2023 Fehler bei der Schätzung des Energieverbrauchs eingeräumt – Blocktrainer.de berichtete.

Nun ist auf der Website der Cambridge-Studie eine kleingedruckte Notiz aufgetaucht, in der die Universität weitere Fehler einräumt und auf die veralteten und fehlerhaften Daten hinweist.

Das Kleingedruckte

In der Notiz wird verdeutlicht, „dass sich der heutige Strommix im Zusammenhang mit dem Bitcoin-Mining wahrscheinlich deutlich von dem im Januar 2022 unterscheidet“ und „diese Diskrepanz wahrscheinlich zu einer Überschätzung der Emissionsschätzungen um etwa 25 Prozent führt“.  

Nach dem mehr als 20 Prozent zu hoch geschätzten Energieverbrauch, räumt die Cambridge-Universität nun also zusätzlich ein, dass auch die Daten zu den Emissionen seit Januar 2022 um ein Viertel zu hoch eingeschätzt sind. Somit hat Cambridge zwei wichtige Aspekte, die in einer Überschätzung der Daten resultierten, korrigiert und zumindest als kleingedruckte Notiz in das Modell integriert.

Off-Grid-Anlagen sind entscheidend für die Aussagekraft

Daniel Batten weist auf der Social-Media-Plattform 𝕏 jedoch erneut auf einen dritten wichtigen Aspekt hin: Auch die fehlende Berücksichtigung der netzunabhängigen Mining-Anlagen (Off-Grid) – die Cambridge selbst in der Methodik des Modells erwähnt – habe zu weiteren verfälschten Ergebnissen bei den Emissionen und den Anteilen des Energiemixes der Mining-Industrie geführt, erklärt Batten. Somit könnte die in der Notiz erwähnte Zuverlässigkeit der Emissionsschätzungen in dem Cambridge-Modell auch vor Januar 2022 infrage gestellt werden. Denn laut Battens Studie sind circa 30 Prozent der gesamten Bitcoin-Mining-Aktivitäten netzunabhängig, und davon nutzen 75 Prozent nachhaltige Energiequellen.

Der Umweltaktivist schätzt, dass Cambridge die Off-Grid-Anlagen erst in zwei bis drei Jahren in das Modell einbeziehen wird. Batten selbst hat bereits ein eigenes transparentes Modell entwickelt (BEEST-Modell), bei dem mehr als 70 Off-Grid-Mining-Unternehmen berücksichtigt sind.
Mit dieser ganzheitlichen und somit genaueren Sicht auf die Mining-Industrie soll einer Politik und Berichterstattung, die auf Grundlage unvollständiger Daten entstehen, entgegengewirkt werden.

Bloomberg Intelligence, Google und ChatGPT bevorzugen bereits die auf dem BEEST-Modell beruhenden Berechnungsmodelle und Daten gegenüber dem Modell von Cambridge. Doch es gibt leider noch viele Entscheidungen in der Politik sowie Berichte, die die fehlerhaften Daten über die Emissionen und den Anteil der fossilen Energiequellen im Strommix des Bitcoin-Mining-Netzwerks für das alte Narrativ über die angeblich umweltschädliche Bitcoin-Mining-Branche verwenden.

Deshalb ist es wichtig, wiederholt auf die Missstände hinzuweisen. Dabei wäre es jedoch auch sinnvoll, dass insbesondere die Cambridge-Universität selbst medienwirksam Stellung dazu bezieht und es auch formal klarstellt, anstatt heimlich kleingedruckte Notizen in das Modell zu integrieren, die es praktisch ungültig machen.

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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