In den vergangenen Tagen und Wochen gab es zunehmend Berichte darüber, dass die Volksrepublik China bald die restriktive Haltung gegenüber Bitcoin ablegen könnte. Donald Trump befeuerte Spekulationen bezüglich einer insgeheimen Pro-Bitcoin-Haltung von Peking, als er in einem Bloomberg-Interview betonte, dass China an Bitcoin interessiert und ziemlich fortschrittlich in dem Bereich sei – Blocktrainer.de berichtete.

Doch haben diese Spekulationen Hand und Fuß? Roger Huan, ein Experte für den rechtlichen Status von Bitcoin in China, hat für Forbes Digital Assets einen Beitrag zu der Thematik verfasst. Sein Fazit: Es ist „sehr unwahrscheinlich“, dass die Volksrepublik die Bitcoin-Verbote zeitnah aufheben wird.

Bitcoin und China

Hinsichtlich Bitcoin gibt es aus dem Reich der Mitte sich teilweise widersprechende Meldungen. Zum einen soll China Bitcoin und das Mining im Jahr 2021 verboten haben. Dennoch entstammt rund 20 Prozent der Bitcoin-Rechenleistung aus China und Chinesen sollen sogar große Volumina über Krypto-Börsen handeln. 

Was die Situation noch verkompliziert, ist, dass Hongkong einen gänzlich anderen Ansatz fährt. Die chinesische Sonderverwaltungszone hat im April Bitcoin- und Ethereum-Spot-ETFs zum Handel zugelassen und sich auf die Fahne geschrieben, ein „Crypto-Hub“ zu werden.

Der Forbes-Experte Roger Huang, der ein Buch zu Bitcoin und China geschrieben hat, erklärt, dass Hongkong ein gänzlich anderes System und andere Regulierungsbehörden hat, was es ermöglicht, Bitcoin-Börsen legal zu halten – und so wird es wohl auch bleiben.

Hongkongs Verfassung, das Basic Law, verankert den Schutz für den Handel mit Bitcoin in gewisser Weise. Es ist also unwahrscheinlich, dass Hongkong jemals den Handel mit Bitcoin verbieten wird, so wie es Festlandchina getan hat, solange es keine Änderung des Grundgesetzes gibt.
Roger Huang

Huang betont, dass, obwohl drei Tochterunternehmen von Vermögensverwaltern aus dem Festland an den in Hongkong zugelassenen ETFs beteiligt sind, chinesische Investoren nicht in die Anlageprodukte investieren dürften. Dies war bereits vor dem Handelsstart ausgemachte Sache – Blocktrainer.de berichtete

Das Verbot von Bitcoin und Co.

Huang erklärt, wie restriktiv der Kurs der Regierung gegenüber Bitcoin und Kryptowährungen tatsächlich war beziehungsweise ist und welche Konsequenzen dies mit sich gezogen hat. 

Menschen wurden wegen des Handels mit [dem US-Dollar-Stablecoin] Tether selbst und der Verwendung virtueller Währungen (in Verbindung mit anderen Straftaten) verhaftet. Bitcoin-Mining ist verboten, wobei Bitcoin-Mining-Konferenzen aus Festlandchina abgezogen sind und beträchtliche Mengen an Hashing-/Mining-Leistung. Bitcoin-Börsen bieten keinen Yuan-Handel mit Kryptowährungen mehr an und verbieten im Allgemeinen chinesischen IP-Adressen den Zugriff auf ihre Dienste – und die IP-Adressen vieler ausländische Börsen sind durch die Große Firewall blockiert.

Die Bitcoin-Verbote in China sind in Wirklichkeit eine Reihe von regulatorischen Mitteilungen, die Jahr für Jahr eskalierten und 2021 die Strafverfolgungsbehörden mit einschlossen.
Roger Huang

An diesem Bitcoin-Verbot ändert laut dem Experten auch nicht die Tatsache etwas, dass chinesische Gerichte Bitcoin als von dem Gesetz geschütztes Eigentum deklarieren.

Verbotsaufhebung unwahrscheinlich

Die Behörden, die hinter den Bitcoin-Verboten und -Regulierungen stecken, folgen dabei jahrzehntelangen politischen Pfaden, erklärt Huang. Auch hat Lui He, einer von Präsident Xi Jinpings vertrauenswürdigsten Wirtschaftsberatern, das besagte Mining-Verbot ausgesprochen. 

Eine Öffnung gegenüber Bitcoin und Co. würde laut dem Experten entweder eine drastische Kehrtwende Pekings erfordern oder erst nach dem Rücktritt von Xi Jinping, der frühstens im Jahr 2029 erwartet wird, stattfinden können.

Generell ist bei China aber auch immer zu betonen, dass das kommunistische Modell den Werten von Bitcoin diametral gegenübersteht. Das hat wohl auch Peking bereits früh bemerkt.

China war eines der ersten Länder, das die Bedrohung seines Modells durch Bitcoin erkannt hat.
Roger Huang

Die Volksrepublik ist auch recht weit fortgeschritten, was die digitale Zentralbankwährung angeht, mit der die kommunistische Partei die Kontrolle über die Bürger stärker ausweiten kann. China hat mit dem Digitalen Yuan als erste große Volkswirtschaft eine Central Bank Digital Currency (CBDC) ausgerollt.

Huang betont in seiner Konklusion entsprechend, dass die Bitcoin-Schlagzeilen über China mit Vorsicht zu genießen sind und er unterstricht, dass vorerst mit keiner 180-Grad-Wende Pekings zu rechnen ist.

Es ist unwahrscheinlich, dass sich der politische Weg der Verbreitung digitaler Zentralbankwährungen und der Verdrängung von Bitcoin umkehrt – was bedeutet, dass alle Schlagzeilen, die aus China kommen, wahrscheinlich nicht auf politische Veränderungen hindeuten – obwohl sie für die Preisstimmung als Schlagzeilen günstig sein könnten […].
Roger Huang

Auch wenn Huang sagt, dass er nicht glaubt, dass die Volksrepublik den „Bitcoin-Bann“ zeitnah aufheben wird, erkennt er positive Entwicklungen, die sich laut ihm weiter fortsetzen könnten – verstärkt dadurch, dass mit Donald Trump der nächste Präsident der USA wahrscheinlich strategisch auf das Asset setzen könnte, um sich einen Vorteil gegenüber China zu verschaffen.

Es gab einige bemerkenswerte Schlagzeilen in Bezug auf China, wie z. B. die des Professors aus Hongkong, der das Verbot des Bitcoin-Minings für einen Fehler hielt, weil es die Steuereinnahmen der Vereinigten Staaten erhöhte. Es ist durchaus möglich, dass China Bitcoin studieren wird […] und dass die Schlagzeilen in diese Richtung weitergehen werden, vor allem mit einer möglichen Pro-Bitcoin-Regierung unter Trump.
Roger Huang

Ob der Konkurrenzkampf mit den USA unter einem Bitcoin-freundlichen Trump Xi Jinping letztlich zu einem Kurswechsel zwingen wird, gilt es abzuwarten. Vorerst lässt die Nachrichtenlage aus dem Reich der Mitte es aber wohl noch nicht zu, mit einer baldigen Pro-Bitcoin-Haltung Pekings zu rechnen. 

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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