Mt.Gox, die Bitcoin-Börse, die im Jahr 2014 (u. a. nach einem großen Hack) kollabiert ist, startet Anfang kommenden Monats mit den Bitcoin- und Bitcoin-Cash-Auszahlungen. Das geht es aus einem offiziellen Dokument des Rehabilitationstreuhänders hervor.

Der Rehabilitationstreuhänder hat sich darauf vorbereitet, Rückzahlungen in Bitcoin und Bitcoin Cash im Rahmen des Rehabilitationsplans vorzunehmen. Nachdem diese Vorbereitungen nun abgeschlossen sind, wird der Rehabilitationstreuhänder zu gegebener Zeit mit den Rückzahlungen in Bitcoin und Bitcoin Cash an die Krypto-Börsen beginnen […]. Die Rückzahlungen werden ab Anfang Juli 2024 erfolgen.
Aus dem Dokument

Der Bitcoin-Kurs ist in Reaktion auf diese Meldung am Montagvormittag um mehrere Prozent eingebrochen – auf unter 61.000 US-Dollar.

Potenzieller Verkaufsdruck von über 140.000 BTC

Mt.Gox hatte im Jahr 2014 rund 850.000 Bitcoin der Nutzer verloren. 200.000 BTC konnten im Laufe der Jahre jedoch wieder zurückgewonnen werden, wovon jetzt 141.686 BTC bis zum 31. Oktober an die Gläubiger ausbezahlt werden sollen. Diese Summe transferierte Mt.Gox bereits Ende Mai auf eine neue Adresse – nach fünf Jahren Inaktivität.

Da der Bitcoin-Kurs damals nur ein paar Hundert US-Dollar wert war, ist davon auszugehen, dass die rund 127.000 Geschädigten ihre zehn Jahre später zurückerhaltenen Bitcoin sofort verkaufen werden. Der Bitcoin-Kurs hat sich seither mehr als verhundertfacht. Obwohl die Rückzahlung seit geraumer Zeit im Raum steht, ist der Kurs in Reaktion auf den womöglich unmittelbar bevorstehenden Verkaufsdruck deutlich eingebrochen. 

Da sich im Jahr 2017 das "Bitcoin Cash"-Netzwerk von Bitcoin abgespaltet hat, wird Mt.Gox auch BCH im Gegenwert von rund 50 Millionen US-Dollar an die Gläubiger ausbezahlen. Die ohnehin sehr schwache Kryptowährung Bitcoin Cash ließ noch mehr Federn am heutigen Vormittag. Da das Netzwerk deutlich weniger verbreitet ist und kaum Kaufnachfrage aufweist, konnten die bald zum Verkauf stehenden rund 143.000 Einheiten im Falle von Bitcoin Cash den Kurs deutlich weiter nach unten ziehen, als es bei Bitcoin der Fall war.

Zu den BTC- und BCH-Beständen kommen noch 69 Milliarden japanische Yen im Gegenwert von rund 432 Millionen US-Dollar, mit denen die geprellten Kunden entschädigt werden sollen.

Negative Auswirkungen nur vorübergehend

Die Auszahlung der Bitcoin durch Mt.Gox schwebt schon seit Jahren wie ein Damoklesschwert über dem Markt. Dass dies eines Tages so kommen wird, war seit geraumer Zeit ausgemachte Sache. Vollumfänglich eingepreist war es jedoch nicht, wie die Kursreaktion auf diese Meldung zeigt.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die knapp 142.000 BTC mit einem Schlag auf den Markt kommen. Zum einen wird sich der Auszahlungsprozess über einige Wochen vollziehen und zum anderen ist es nicht sicher, dass alle Geschädigten ihre Bestände in vollem Umfang in Fiatgeld tauschen werden – trotz der phänomenalen Rendite, die sie durch das erzwungene „Hodln“ eingefahren haben.

Das Debakel um die Börse Mt.Gox, die von mehreren Hacks betroffen war, hat schon früh in der Geschichte von Bitcoin gezeigt, wie essenziell die Selbstverwahrung ist. Der Kollaps der Krypto-Börse FTX im November 2022 hat zudem eindrucksvoll bewiesen, dass selbst regulierte Börsen nicht sicher genug sind, um diesen die eigenen Bestände anzuvertrauen. Nur wenn man selbst im Besitz der „privaten Schlüssel“ ist – optimalerweise mittels einer Hardware-Wallet –, kann man sich sicher sein, dass einem die Bitcoin auch wirklich gehören.

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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