Die unter Nutzern beliebte Phoenix Wallet führte gestern mit einem Update eine lang ersehnte Unterstützung für Lightning-Adressen ein. Android-Nutzer können sich bereits jetzt ihre eigene @phoenixwallet.me Adresse sichern und damit bequem und beliebig oft Zahlungen über das Lightning-Netzwerk empfangen.

Phoenix unterstützt jetzt BIP-353 Lightning-Adressen!

Um deine Adresse zu erstellen (Zahlungskanal wird benötigt):

  • Android: Einstellungen > Experimentelle Funktionen
  • iOS: Soon™
  • Server: ./phoenix-cli getlnaddress

Phoenix (Android/iOS/Server) kann sowohl an BIP-353 als auch LNURL Adressen senden.

Hinter den Kulissen handelt es sich bei diesen eigentlich recht bekannten Adressen im „E-Mail-Format“ um eine Neuheit: BIP-353, ein Standard, der gerade mal einen Monat alt ist. In Kombination mit dem BOLT-12 Standard, der bereits seit vergangener Woche von der Phoenix Wallet unterstützt wird, bieten die neuen Lightning-Adressen einige Vorteile gegenüber dem Status quo.

Doch was hat es damit überhaupt auf sich? BIP-353, LNURL und BOLT-12 – schnell verliert man den Überblick bei all diesen abstrakten Abkürzungen und fragt sich, worin überhaupt die konkreten Unterschiede und vor allem die Vorteile liegen.

BIP-353

Mit dem Titel "DNS Payment Instructions" fasst Bitcoin-Entwickler Matt Corallo bereits sehr gut zusammen, worum es in seinem BIP geht. Vorgeschlagen wird ein recht simpler Standard, um Bitcoin Zahlungsinformationen wie zum Beispiel ganz gewöhnliche Bitcoin-Adressen auf DNS-Ebene bereitzustellen. Doch was genau bedeutet das?

Was ist DNS?

Eine Frage, zu der man ganze Bücher schreiben könnte, fassen wir für diesen Beitrag recht kurz zusammen: Das Domain Name System (DNS) ist vergleichbar mit einem Telefonbuch für das Internet. Während man als Endnutzer nur mit lesbaren Domain-Namen wie Blocktrainer.de interagiert, benötigt das Internet-Protokoll eigentlich IP-Adressen wie 78.47.8.241, um beispielsweise einen neuen Blocktrainer-Artikel wie diesen abzurufen.

Sich IP-Adressen zu merken, wäre natürlich ziemlich unpraktisch, weshalb das DNS – wie eine Art Übersetzer – bestimmte Informationen zu Domain-Namen zuordnet, die einheitlich und jederzeit verfügbar sind. Die Besonderheit an BIP-353 ist eigentlich nur, dass diese "bestimmten Informationen" auch zum Beispiel eine Bitcoin-Adresse beinhalten können. Um bei der Analogie zu bleiben, würde neben der Telefonnummer im örtlichen Telefonbuch also direkt auch eine Bitcoin-Adresse stehen.

BOLT-12

Mit dem oben gezeigten Prinzip kann nun ein einfacher DNS-Eintrag direkt auf eine BOLT-12 Offer verweisen und von jeder kompatiblen Wallet verwendet werden. Zu keinem Zeitpunkt muss dafür ein Webserver kontaktiert werden, wie es etwa für einen Blocktrainer-Artikel oder den aktuell gängigen LNURL-Standard notwendig wäre, da alle relevanten Informationen bereits im DNS-Eintrag stehen!

Zur Erinnerung: Anders als bei normalen Bitcoin-Transaktionen muss der Sender einer Zahlung im Lightning-Netzwerk aktiv mit dem Empfänger interagieren. Eine grundlegende Eigenschaft, die für die Sicherheit von Lightning-Zahlungen essenziell ist beziehungsweise diese überhaupt erst ermöglicht.

Für wiederkehrende Zahlungen ist es allerdings mühsam, wenn der Empfänger manuell mit jedem Sender kommunizieren muss – und das für jede Zahlung. Mit BOLT-12 wird diese Interaktivität direkt innerhalb des Lightning-Netzwerks automatisiert, sodass der Empfänger nur einmalig eine BOLT-12 Offer teilen muss, die anschließend beliebig oft wiederverwendet werden kann.

Vorteile von BIP-353

Ähnlich wie mit dem aktuellen Status quo LNURL sind die bisher verbreiteten Lightning-Adressen auf einen Webserver angewiesen, der jederzeit die notwendigen Zahlungsdetails bereitstellen muss.

Die BIP-353 Lightning-Adressen sind daher die ideale Ergänzung zu BOLT-12, da beide Standards ohne dedizierten Webserver auskommen. Das bringt einige Vorteile mit sich, die vor allem für die Adoption relevant sein könnten:

  • BIP-353 Lightning-Adressen sind im Vergleich einfacher einzurichten. Eine niedrigere Einstiegshürde, sowohl für Unternehmen als auch private Nutzer.
  • Abgesehen von den ohnehin anfallenden Kosten für eine Domain, sind BIP-353 Adressen im Vergleich zu dem Betrieb eines Webservers nahezu kostenlos.
  • Für die Privatsphäre des Senders ist die Auflösung über DNS ebenfalls von Vorteil, da zum Beispiel keine IP-Adressen mehr an einen Webserver und damit dem Empfänger preisgegeben werden müssen.

Für eine breite Adoption fehlen nur noch weitere nutzerfreundliche Lightning-Wallets, die sowohl BOLT-12 als auch BIP-353 unterstützen. Mit der Phoenix Wallet ist nun der Startschuss gefallen und es heißt gespannt zu bleiben, ob und wie schnell andere Wallets nachziehen werden.

Bonus-Tutorial: BIP-353 Lightning-Adresse einrichten

Wer eine persönliche Lightning-Adresse mit eigenem Namen und eigener Domain haben möchte, kann sich an der deutlich einfacheren Einrichtung gegenüber LNURL Adressen erfreuen. Besitzer einer eigenen Domain können innerhalb von Minuten gleich mehrere Adressen einrichten. Schauen wir uns kurz genauer an, wie das funktioniert.

Für eine eigene BIP-353 Adresse, die dann zum Beispiel mit der neusten Version der Phoenix Wallet verwendet werden kann, wird Folgendes benötigt:

  • Kontrolle über eine eigene Domain.
  • Einen DNS-Anbieter, der DNSSEC unterstützt (meistens inklusive).
  • Eine BOLT-12 Offer, beispielsweise aus der Phoenix Wallet.

Nun muss ein TXT Eintrag zur eigenen Domain hinzufügt werden. Je nach Anbieter sieht das zwar etwas anders aus, funktioniert im Wesentlichen aber überall gleich.

Ein TXT Eintrag besteht aus einem Namen beziehungsweise "der Teil vor der Domain" und einem Wert. Für eine BIP-353 Lightning-Adresse bedeutet das:

  • Name:  <Name vor dem @>.user._bitcoin-payment
  • Wert:  bitcoin:?lno=<BOLT-12 Offer>

Als Beispiel sähe der Eintrag für die Adresse sebastian@blocktrainer.de folgendermaßen aus:

  • Name:  sebastian.user._bitcoin-payment
  • Wert:  bitcoin:?lno=lno1zrxq8pjw7…

Die Verbreitung eines Eintrags kann bis zu mehrere Stunden dauern. Wenn alles funktioniert hat, sollten Wallets, die sowohl BOLT-12 als auch BIP-353 unterstützen, Lightning-Zahlungen an die Adresse senden können. Nach Belieben können weitere TXT Einträge mit anderen Namen, etwa für Freunde oder Familie, erstellt werden.

Sowohl BIP-353 als auch der LNURL-Ansatz können gleichzeitig mit derselben Adresse verwendet werden, da Wallets einfach auf den gewünschten Standard zurückfallen können, der unterstützt respektive bevorzugt wird.

Info

Hinweis: DNSSEC muss aktiviert werden, da Wallets den TXT Eintrag ansonsten aus Sicherheitsgründen ablehnen. Bei vielen Anbietern muss hierfür nur ein Häkchen gesetzt werden, bei anderen ist eventuell eine manuelle Konfiguration notwendig.

Um zu testen, ob alles korrekt eingerichtet ist, kann dieses Tool von Matt Corallo genutzt werden, das auch andere Zahlungsinformationen wie reguläre Bitcoin-Adressen oder z.B. auch Silent Payment Adressen auflisten würde. Eine Zukunft, in der beliebige Zahlungsmethoden mit Bitcoin über eine einzige Adresse abgebildet werden können, steht vor der Tür!

Sebastian

Über den Autor: Sebastian

Sebastian ist Informatikstudent und seit 2020 von der Funktionsweise und den technischen Details des Bitcoin-Netzwerks fasziniert. Mit Schwerpunkten in Kryptografie und IT-Sicherheit interessiert er sich vor allem für Hardware-Wallets und die sichere Selbstverwahrung von Bitcoin.

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