Die Bitcoin-Mining-Branche hat durch die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) einen direkten Konkurrenten bekommen, wenn es um die Abnahme von Strom geht. Beide Technologien erfordern enorme Rechenleistung, was zu einem schnell steigenden Stromverbrauch führt.

Laut Angaben der Internationalen Energieagentur verbrauchen KI-Rechenzentren weltweit momentan 1 bis 1,3 Prozent des Stroms – circa das Dreifache des Stromverbrauchs von Mining-Anlagen. Einige Analysten erwarten, dass diese Diskrepanz weiter zunimmt und die Bitcoin-Mining-Unternehmen bis Ende 2027 20 Prozent ihrer Stromkapazitäten auf KI umstellen.

Das Electric Power Research Institute schätzt, dass KI-Rechenzentren in den USA ihren Stromverbrauch bis 2030 verdoppeln und dann bis zu 9 Prozent der gesamten US-Elektrizität nutzen.

Dieser steigende Energiebedarf übt nicht nur Druck auf die Stromnetze aus und führt zu höheren Kosten sowie möglichen Umweltbelastungen, es stellt auch eine neue Herausforderung für Bitcoin-Mining-Unternehmen dar, ihr Kerngeschäft in bestimmten Regionen aufrechtzuerhalten.

Große Tech-Unternehmen vs. Mining-Branche

Berichten zufolge ist die Stromnachfrage in den USA für KI-Rechenzentren so hoch, dass die kapitalstärksten Technologieunternehmen wie Amazon, Microsoft und Google kontinuierlich auf der Suche nach neuen Standorten und Energiequellen sind. Dabei spielt Geld keine Rolle, was sich auch unmittelbar auf die Bitcoin-Mining-Unternehmen auswirkt, die um dieselben Energieanlagen und -verträge konkurrieren. Im Gegensatz zu Bitcoin-Mining-Unternehmen ist für Betreiber von KI-Rechenzentren der Strompreis nämlich nebensächlich, sodass sie attraktivere Kunden für die Energieversorger sind.

So hat sich zum Beispiel Talen Energy entschieden, die Mining-Aktivitäten zu vernachlässigen und anstatt Marathon Digital lieber Amazon den Zuschlag für ein atombetriebenes Rechenzentrum in Pennsylvania zu geben. Marathon ist zwar der weltweit größte börsennotierte Bitcoin-Miner, doch chancenlos gegen den finanzstarken Player Amazon, der eine 350 Mal größere Marktkapitalisierung als Marathon Digital hat.

Ebenso musste EZ Blockchain, ein Dienstleistungsunternehmen für Bitcoin-Mining, auf ein 10-MW-Projekt mit einem Versorgungsunternehmen verzichten, da sich der Versorger letztlich für einen 100-MW-Vertrag mit einem globalen, kapitalstarken KI-Unternehmen entschlossen hatte, mit dem EZ Blockchain nicht konkurrieren konnte.

Neuer Einkommensstrom für Mining-Unternehmen

Während einige Mining-Unternehmen aufgrund eines besseren Angebots durch KI-Unternehmen den Zugang zu Strom nicht erhalten oder sogar verlieren, stellt die Vermietung oder der Verkauf der bestehenden Infrastruktur an Tech-Unternehmen einen neuen attraktiven Einkommensstrom der Mining-Industrie dar.

Im Juni hat Core Scientific als erstes Bitcoin-Mining-Unternehmen eine Vereinbarung für die Verpachtung von 200 Megawatt (MW) der eigenen Anlagen für das High-Performance-Computing von dem von Nvidia gestützten Cloud-Provider CoreWeave verkündet. Die Verträge laufen zwölf Jahre und umfassen einen geschätzten Wert von 6,7 Milliarden US-Dollar.

Auch andere große Mining-Unternehmen können sich vorstellen, ihre Mining-Aktivitäten zu reduzieren und ihre Standorte an KI-Unternehmen zu vermarkten oder bei der Entwicklung weiterer KI-Rechenzentren zu helfen. Laut Angaben von Kerry Langlais, dem CSO von TeraWulf, hätten Amazon und Google bereits Interesse an einem Standort in Upstate New York geäußert.

Laut einer Studie von Morgan Stanley könnte die Umstellung von Mining-Anlagen auf KI-Rechenzentren den Wert der Anlagen verfünffachen und die Wartezeiten, die normalerweise für den Anschluss einer neuen Anlage an die Stromversorgung in den USA anfallen, extrem verkürzen.

Der Kauf oder die Anmietung von Flächen bei einem Miner mit mindestens 100 MW Kapazität kann die Wartezeiten für die Inbetriebnahme eines Rechenzentrums um etwa 3,5 Jahre verkürzen und Technologieunternehmen Milliarden sparen.
Morgan Stanley im Interview

Die Übernahme von Mining-Anlagen ist aufgrund der Wartezeiten also eine attraktive Alternative für die kapitalstarken Tech-Unternehmen in den USA. Doch nicht jede Mining-Anlage ist für eine Umstellung auf KI geeignet.

KI vs. BTC

Der Umbau von einer Mining-Anlage zu einem KI-Rechenzentrum ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Die beiden Arten von Rechenzentren weisen mehrere Unterschiede auf, die einigen Mining-Unternehmen Probleme beim Umbau bereiten könnten.

Gemäß den Angaben vom CleanSpark-CEO Zach Bradford beansprucht die Errichtung einer KI-Anlage circa drei Jahre, während die Bauzeit einer Mining-Anlage nur sechs bis zwölf Monate beträgt. Beim Umbau einer Mining-Anlage sind andere Infrastrukturen sowie spezielle Kühlsysteme notwendig, welche die Kosten in die Höhe treiben und somit von vielen Mining-Unternehmen nicht einfach so finanziert werden können. Zudem eignen sich Anlagen fernab von Ballungszentren nicht wirklich für die KI-Berechnungen, da sie auf niedrige Latenzen angewiesen sind.

Für die Stromnetzbetreiber, die vorrangig intermittierende erneuerbare Energiequellen nutzen, sind Bitcoin-Mining-Anlagen aufgrund ihres flexiblen Charakters attraktiver. Im Gegensatz zu KI-Rechenzentren eignen sie sich für Demand-Response-Programme, da sie schnell hoch- und heruntergefahren werden können und somit Stromnetze und -preise stabilisieren. KI-Berechnungen sind nicht so flexibel wie das Bitcoin-Mining und erfordern eine zusätzliche Stromerzeugung für den Spitzenbedarf, während Mining-Anlagen oft nur die ungenutzte Überschussenergie verwerten. Diese Flexibilität führt letztlich auch zu geringeren Emissionen. Entgegen den Behauptungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) sind Bitcoin-Mining-Anlagen also besser für die Umwelt als KI-Rechenzentren – Blocktrainer.de berichtete ausführlich.

Fazit

Die Künstliche Intelligenz beeinflusst die Bitcoin-Mining-Branche durch die kapitalstarke Unterstützung großer Technologieunternehmen. Die hohen Gewinnspannen der KI und die langen Wartezeiten beim Anschluss an die Stromversorgung führen dazu, dass die Infrastruktur von Mining-Anlagen zunehmend für KI-Berechnungen genutzt beziehungsweise umgebaut wird. Das könnte sich in Zukunft auch auf die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks auswirken.

Nichtsdestotrotz haben die Mining-Anlagen zahlreiche Vorteile gegenüber den KI-Rechenzentren. Sie sind flexibler, umweltfreundlicher und universal einsetzbar, während die Rechenzentren der Künstlichen Intelligenz ortsabhängig und noch weitgehend unflexibel sind sowie größere Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Wenn es darum geht, ungenutzte Energie an den entlegensten Orten zu verwerten und Emissionen zu reduzieren, bleiben Bitcoin-Mining-Anlagen die bessere Wahl. Dies gilt nicht nur für große Mining-Unternehmen, sondern auch für kleine Projekte, die über die gesamte Welt verstreut sind.

Stefan

Über den Autor: Stefan

Stefan ist studierter Medienwissenschaftler und Sinologe sowie selbstständig im künstlerisch-publizistischen Bereich. Neben den monetären Eigenschaften interessiert er sich vor allem für die sozialen und ökologischen Aspekte von Bitcoin und dem Bitcoin-Mining.

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