Heute vor 53 Jahren, am 15. August 1971, hob Richard Nixon die Konvertibilität des US-Dollars in Gold auf. Der damalige US-Präsident verkündete dies in einer bekannten Fernsehansprache, in welcher er die Schuld für diese drastische Maßnahme, welche er als „temporär“ bezeichnete, auf Spekulanten schob.

In den letzten Wochen haben die Spekulanten einen regelrechten Krieg gegen den amerikanischen Dollar geführt. Die Stärke der Währung einer Nation basiert auf der Stärke der Wirtschaft dieser Nation – und die amerikanische Wirtschaft ist bei weitem die stärkste der Welt. Deshalb habe ich den Finanzminister angewiesen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Dollar gegen die Spekulanten zu verteidigen. Ich habe Finanzminister Connally angewiesen, die Konvertibilität des amerikanischen Dollars vorübergehend auszusetzen [...].
Richard Nixon

Grund waren jedoch wohl eher die rückläufigen Goldreserven der USA bei gleichzeitig ausufernder US-Dollar-Geldmenge. Die Staatsausgaben der Vereinigten Staaten nahmen unter anderem durch den kostspieligen Vietnamkrieg seit den 1960er-Jahren immer weiter an Fahrt auf.

Mit diesem sogenannten „Nixon-Schock“ nahm der letzte Goldstandard schließlich nicht nur in den USA, sondern auch in vielen weiteren Ländern, die Teil des Bretton-Woods-Systems waren, ein Ende. Die Teilnehmerländer des Währungssystems – unter anderem Deutschland – hatten ihre Währung zu einem festen Wechselkurs an den US-Dollar geknüpft und operierten zuvor entsprechend ebenfalls auf einer Art Goldstandard.

Bis zu diesem historischen Ereignis waren 35 US-Dollar gegen eine Feinunze Gold, die heute mehr als 2.400 US-Dollar kostet, eintauschbar. Dieses Versprechen galt jedoch nur für Zentralbanken anderer Länder – für US-Bürger war der private Besitz des Edelmetalls im Gegenwert von mehr als 100 US-Dollar zu dieser Zeit noch verboten. Erst im Jahr 1974 durfte die amerikanische Bevölkerung wieder substanzielle Mengen an Gold halten.

Info

In der Schweiz, die nicht am Bretton-Woods-System teilnahm, war die Währung noch einige Jahre darauf mit Gold gedeckt. Die Schweizerische Nationalbank war dazu verpflichtet, mindestens 40 Prozent der ausstehenden Banknoten durch Goldreserven zu decken. Im Jahr 1999 wurde im Rahmen einer umfassenden Verfassungsänderung schließlich auch der Schweizer Franken zu einer waschechten Fiatwährung.

Die Probleme des Fiatgeldsystems

Seit der US-Dollar nicht mehr direkt gegen Gold oder einen anderen Reservevermögenswert eintauschbar ist, ist neben der US-Dollar-Geldmenge auch das Konsumgüterpreisniveau explodiert. Die disziplinierende Kraft des Edelmetalls als Grundlage des Geldsystems ist nun mal am 15. August 1971 endgültig weggefallen.

Mit der seit dem Jahr 1971 zunehmend ausufernden Inflation haben sich einige weitere Aspekte verschlechtert. Unter anderem die Vermögensverteilung oder die relative Kompensation der arbeitenden Bevölkerung.

Info

In unserem Artikel „WTF Happened In 1971?“ zeigen wir anhand einiger Grafiken, welche negativen Entwicklungen seit dem Nixon-Schock ihren Lauf genommen haben. Zu dem 53-jährigen Jubiläum haben wir den Artikel um mehrere Darstellungen erweitert.

Während des Bretton-Woods-Systems war jedoch bei Weitem nicht alles perfekt. Trotz Goldstandard stieg die umlaufende US-Dollar-Geldmenge kontinuierlich an – wenn auch langsamer als in dem aktuell vorherrschenden Fiatgeldsystem. Das große Problem war jedoch, dass die Menschen nicht mit Gold an sich handelten, sondern mit US-Dollar, die einen Anspruch auf Zentralbankgeld darstellten, was wiederum einen Anspruch auf Gold darstellte. 

Gold in seiner Grundform hat sich nicht als Geld in einer globalisierten Welt geeignet, wodurch sich Papiergeldsysteme auf Basis dessen etabliert haben. Und insofern kaum einer seine Banknoten gegen das Edelmetall eintauschen will, kann die umlaufende Geldmenge, etwa durch die Kreditvergabe durch Banken, sich ohne Weiteres zunehmend von der Goldmenge entkoppeln.

Dennoch hatten die Goldstandards der vergangenen Jahrhunderte trotz des Teilreservesystems eine disziplinierende Kraft, welche die Inflation grundsätzlich im Zaum gehalten hat. Es ist generell beobachtbar, dass härtere Geldsysteme ein höheres inflationsbereinigtes Wirtschaftswachstum mit sich geführt haben. So lag etwa die reale Wachstumsrate der US-Wirtschaft während des marktbasierten Goldstandards, der bis zur Gründung der US-Zentralbank im Jahr 1913 anhielt, mit 4,2 Prozent um 50 Prozent höher als während der gesamten Fiatgeldepisode, die mit dem Nixon-Schock begann.

Zeit für ein neues Geldsystem

Mit Bitcoin hat Satoshi Nakamoto Anfang 2009 ein alternatives Geldsystem ins Leben gerufen. In dem „Genesis-Block“ machte der Bitcoin-Erfinder auch auf Negativaspekte des zentral gesteuerten Fiatgeldsystems aufmerksam. Er verewigte die Nachricht zu einem weiteren „Bailout“ für die Banken im Rahmen der Weltfinanzkrise. Diese Rettungsmaßnahmen sind ein direktes Symptom von dem aktuell vorherrschenden „Geldsozialismus“, in dem zentrale Akteure – ohne die Zustimmung der Bevölkerung – Geld beziehungsweise Kaufkraft umverteilen können, um nahestehenden Industrien unter die Arme greifen zu können, die nicht selten große politische Spender sind.

Bitcoin ist ein Geld, das in seiner Gesamtmenge überprüfbar begrenzt ist. Tatsächlich ist die große Innovation Satoshi Nakamotos gewesen, digitale Knappheit überhaupt zu kreieren. Die unbekannte Person(engruppe) hat der Welt ein nicht zensierbares, hartes Geld gebracht, mit dem die Menschheit in seiner Grundform in einer globalisierten Welt handeln kann. Damit hat Satoshi nicht nur das bessere Gold geschaffen, sondern die Möglichkeit eröffnet, nachhaltig auf ein Geldsystem zu wechseln, das keine Entität in der Lage ist, zu kontrollieren und in dem es keine Notwendigkeit für Mittelmänner gibt.

Mit El Salvador gibt es bereits ein Land, das Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel deklariert hat. Auch in den USA werden momentan Stimmen lauter – unter anderem von hochrangigen Politikern –, die eine Deckung des US-Dollars mit Bitcoin oder eine Bitcoin-Reserve der relevantesten Volkswirtschaft der Welt fordern. Währenddessen spielen die BRICS-Nationen mit dem Gedanken, eine goldgedeckte Handelswährung zu implementieren.

53 Jahre nach dem Beginn der „Fiat-Ära“ scheint weltweit ein Umdenken stattzufinden, das nicht zuletzt auch seinen Ursprung in der weltweit ausufernden Staatsverschuldung und den stark steigenden Preisen für Güter des alltäglichen Gebrauchs hat. Mittlerweile ist den meisten klar, dass Bitcoin gekommen ist, um zu bleiben. Sollte die Adoption weiter so stark voranschreiten und sich das erst 15 Jahre alte Asset zunehmend als stabiler Wertspeicher etablieren, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Bitcoin aufgrund der Überlegenheit als das weltweite Geld durchsetzt – auch durch die Hilfe von Second-Layer-Technologien wie dem auf Bitcoin aufsetzenden Lightning-Netzwerk.

Ob und wann das Fiatgeldsystem sein Ende finden wird, gilt es abzuwarten. Im Angesicht der aktuellen Entwicklungen dürfte es sich jedoch eher im Endstadium befinden. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass ungedecktes Papiergeld und die vielen Probleme, die ein willkürlich zentral gesteuertes Geldsystem mit sich bringt, uns noch einige Jahre oder gar Jahrzehnte begleiten werden.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

Artikel des Autors

Kommentare aus unserem Forum