Die Rückzahlungen der rund 142.000 Bitcoin an die geschädigten Kunden der im Jahr 2014 nach unter anderem Hacks kollabierten Bitcoin-Börse Mt.Gox ist derzeit im vollen Gange. Obwohl nur ein kleiner Teil der damals rund 850.000 verlorenen Bitcoin wieder aufgetrieben werden konnten, dürften sich die Betroffenen dennoch über eine starke Rendite freuen – ein Bitcoin kostete damals nämlich ein paar hundert Euro.

Die Krypto-Börse Kraken, die neben anderen Exchanges in den Rückzahlungsprozess involviert ist, hat bereits die Coins den ehemaligen Mt.Gox-Kunden gutgeschrieben. Doch diese wollen allem Anschein nach weiter halten und nicht verkaufen.

Kraken hat die Distribution abgeschlossen

Gestern Nachmittag gab es die ersten Berichte von Betroffenen, welche die besagten Mt.Gox-Coins über Kraken zurückerhalten haben. Am heutigen Tag meldete sich schließlich Dave Ripley, der CEO von Kraken, zu Wort. Auf der Plattform 𝕏 schrieb er, dass seine Exchange die Rückzahlungen abgeschlossen hat.

Kraken hat erfolgreich #Bitcoin und Bitcoin Cash aus dem Mt.Gox-Besitz an die Gläubiger ausgeschüttet.
Dave Ripley

Vergangene Woche sind 48.641 BTC – also mehr als ein Drittel aller Mt.Gox-Coins – aus der Mt.Gox-Wallet an Kraken geflossen. Der Bitcoin-Kurs reagierte gestern nur leicht negativ, als die ersten Personen mitteilten, ihre vor mehr als zehn Jahren verlorenen Coins zurückerhalten zu haben.

Tatsächlich sieht es jetzt auch eher aus, als würden die „Early-Adopter“ nicht auscashen wollen. Laut Ki Young Ju, dem Gründer und CEO der On-Chain-Analysefirma Cryptoquant ist das Handelsvolumen bei Kraken im Rahmen der Rückzahlungen nicht merklich angestiegen, wie es bei größeren Verkäufen der Fall gewesen wäre. Ein weiteres Indiz dafür, dass die ehemaligen Mt.Gox-Kunden ihre Bitcoin weiter halten wollen, ist, dass vermehrt Bitcoin von Kraken abfließen.

Dies könnte dafür sprechen, dass die damals Geschädigten aus ihrem Fehler gelernt haben und die Bitcoin jetzt in Eigenverwahrung nehmen, wo sie nicht wegen Missgeschicken Dritter oder gar Betrügereien abhandenkommen können. Und wer die phänomenale Performance des Assets über die vergangenen zehn Jahre verfolgt hat, der dürfte auch zu dem Schluss gekommen sein, dass Bitcoin halten und liegen lassen eine vielversprechende Strategie darstellt.

Verkaufsdruck durch Mt.Gox-Coins bleibt aus?

Einige rechneten damit, dass der Bitcoin-Kurs ordentlich unter Druck geraten wird, sobald die Bitcoin bei den ehemaligen Mt.Gox-Kunden ankommen. Eine häufige Annahme war nun mal, dass der Großteil der Coins sofort abverkauft wird, weil das erzwungene „Holdn“ in einigen Fällen zu lebensverändernden Kursgewinnen geführt haben könnte. Deshalb brach der Kurs auch Ende Juni um mehrere Prozent ein, als verkündet wurde, dass ab Juli die Rückzahlungen der Mt.Gox-Coins beginnen.

Entsprechend sorgt der augenscheinlich ausbleibende Abverkauf von vielen tausend Bitcoin für positive Überraschungen – das Asset handelt heute deutlich positiv. Der Kurs von Bitcoin-Cash, einer Abspaltung vom Bitcoin-Netzwerk im Jahr 2017, ließ gestern deutlich stärker federn. Da im Rahmen des Hard Forks jeder Bitcoin-Halter den gleichen Anteil an Bitcoin Cash bekommen hat, das Netzwerk aber ein Rohrkrepierer ohne nennenswerten Netzwerkeffekt und Zukunftsaussichten ist, scheinen die ehemaligen Mt.Gox-Kunden eher ihre Bitcoin Cash abzuverkaufen.

Noch stehen die Rückzahlungen über die anderen Exchanges – darunter BitGo, Bitstamp und Bitbank – noch aus. Es gilt abzuwarten, ob dort auch ein ähnliches Muster beobachtbar sein wird. Sollte der erwartete Verkaufsdruck tatsächlich im Großen und Ganzen ausbleiben, so könnte dies einen steigenden Bitcoin-Kurs mit sich ziehen. 

Nachtrag

Die Krypto-Börse Bitstamp hat heute, am Nachmittag des 24. Juli, verkündet, die Mt.Gox-Coins erhalten zu haben. Nach Sicherheits-Checks sollen in den kommenden Tagen auch über diese Exchange Bitcoin an ehemalige Kunden von Mt.Gox zurückgezahlt werden.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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