Die Banco Central de Bolivia (BCB), die bolivianische Zentralbank, erlaubt es Finanzinstituten wieder, Bitcoin und Kryptowährungen zu verwenden. Effektiv hat die Zentralbank damit das Bitcoin- und Krypto-Verbot aus dem Dezember 2020 wieder aufgehoben. Ziel der Maßnahme sei es, den Finanzsektor des südamerikanischen Landes zu modernisieren. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung der BCB hervor.

Der BCB fördert kontinuierlich die Modernisierung des nationalen Zahlungssystems und die Entwicklung der Zahlungsinfrastruktur. Die neue Regelung bietet der Bevölkerung einen zusätzlichen Mechanismus zur Stärkung der finanziellen und kommerziellen Aktivitäten.
Aus der Pressemitteilung

Verbot aus dem Jahr 2020 wieder aufgehoben

Am 15. Dezember 2020 hatte die BCB beschlossen, die Verwendung von Kryptowährungen zu verbieten, da diese kein gesetzliches Zahlungsmittel sind. Dabei führte sie dieselben Argumente an, denen sich die Europäische Zentralbank oder die Deutsche Bundesregierung bedienen, also dass Kryptowährungen unter anderem nicht die Funktionen eines Wertaufbewahrungsmittels erfüllen und auch bei Geldwäsche und anderen illegalen Aktivitäten Anwendung finden.

Die jetzt erfolgte regulatorische Anpassung, die den Vorstandsbeschluss Nr. 144/202, der seit Ende 2020 in Kraft war, aufhebt, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der BCB, der Aufsichtsbehörde für das Finanzsystem (ASFI) und der Finanzermittlungsstelle (UIF). Finanzinstituten ist es demnach wieder erlaubt, Transaktionen mit Bitcoin und Kryptowährungen durchzuführen. Der Handel mit den digitalen Assets ist jetzt über zugelassene Kanäle möglich.

Die BCB betont in diesem Zusammenhang immer wieder, dass es ihr dabei um die Modernisierung des Zahlungssystems geht.

Um das Zahlungssystem zu modernisieren, erlässt die BCB in Koordination mit der ASFI und der UIF den Vorstandsbeschluss 084/2024 über die Verwendung von virtuellen Vermögenswerten.
Banco Central de Bolivia auf der Plattform 𝕏

So auch der Chef der bolivianischen Zentralbank, Edwin Rojas.

Die BCB hat im Rahmen ihrer Politik die Modernisierung des nationalen Zahlungsverkehrssystems und die Entwicklung der Zahlungsverkehrsinfrastruktur kontinuierlich gefördert und durch ihre Maßnahmen die Einführung technologischer Innovationen und neuer Zahlungsverkehrssysteme ermöglicht. In diesem Rahmen wird der Vorstandsbeschluss N°084/2024 der Bevölkerung einen zusätzlichen Mechanismus zur Verfügung stellen, der zur Stärkung der Finanz- und Handelsaktivitäten beitragen wird.
Edwin Rojas, Chef der BCB

Rojas erklärte zudem in einer Pressekonferenz, dass bolivianische Bürger bereits rund zehn Millionen Dollar pro Monat in Kryptowährungen handeln. Diese Zahl dürfte mit der Regeländerung, die regulatorische Sicherheit mit sich zieht, voraussichtlich deutlich steigen.

Bolivien war schon vor zehn Jahren eines der ersten Länder mit einem restriktiven Kurs gegenüber Bitcoin und Kryptowährungen. Bereits im Jahr 2014 verbot das südamerikanische Land alle Zahlungsmittel, die nicht von der Regierung reguliert oder ausgegeben werden. Effektiv bedeutete dies ein Verbot des Besitzes und des Handels von digitalen Assets.

Trotz der jüngsten Lockerung, die am 26. Juni 2024 in Kraft getreten ist, betonen die Geldhüter in der Pressemitteilung, dass nur die lokale Währung, der Boliviano, das gesetzliche Zahlungsmittel ist und keine virtuellen Vermögenswerte.

Lateinamerika öffnet sich für Bitcoin und Co.

In Mittel- und Südamerika spielen Bitcoin und Co. eine immer größer werdende Rolle. Im Jahr 2021 hat El Salvador Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel deklariert und angefangen, selbst Bitcoin-Bestände aufzubauen. Auch Argentinien scheint sich unter dem Präsidenten Javier Milei offen für die Verwendung von Bitcoin und Co. als Geld zu zeigen.

Ein dezentrales, unzensierbares Geld mit einer begrenzten Gesamtmenge dürfte für viele Bürger Lateinamerikas eine interessante Alternative darstellen. In einigen mittel- und südamerikanischen Ländern leidet die Bevölkerung nämlich unter hohen Inflationsraten, einer schwachen finanziellen Infrastruktur und Kapitalkontrollen.

Die Adoption von Bitcoin als Zahlungsmittel könnte in Lateinamerika künftig weiter an Fahrt aufnehmen. Die große Online-Bank Nubank, in welche die Investmentlegende Warren Buffett mit Berkshire Hathaway investiert ist, hat erst vor wenigen Tagen eine Partnerschaft mit dem Bitcoin-Lightning-Dienstleister Lightspark angekündigt. Gemeinsam wollen die Unternehmen das Bitcoin-Lightning-Netzwerk, das schnelle und kostengünstiger Bitcoin-Zahlungen ermöglicht, für die mehr als 100 Millionen Kunden in Lateinamerika ausrollen.

Bitcoin-Verbote nicht nachhaltig

Generell ist ein Trend beobachtbar, dass sich immer mehr Länder, die einst Bitcoin und Kryptowährungen regelrecht verboten haben, wieder für den Sektor öffnen. Auch in Nigeria ruderte die Zentralbank Ende vergangenen Jahres zurück. Seither erlaubt sie es Banken, wieder Geschäfte mit Firmen aus dem Krypto-Sektor zu machen – Blocktrainer.de berichtete.

Diese Entwicklungen unterstreichen die Prognose einiger Bitcoin-Befürworter, dass sich Länder nicht dauerhaft vor der Industrie und der Innovation rund um Bitcoin verschließen können, ohne davon erheblichen Schaden zu nehmen.

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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