Die US-Notenbank hat soeben das erste Mal seit März 2020 wieder die Zinsen gesenkt – und zwar um 50 Basispunkte auf die Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent.

Dass die Federal Reserve am heutigen Tag die Zinswende einleiten wird, war seit geraumer Zeit sicher. Bis zur Tagung war es – anders als bei den vergangenen FOMC-Meetings – jedoch noch unklar, ob die Geldhüter die „Federal Funds Rate“ um 25 oder 50 Basispunkte reduzieren werden.

Vor einer Woche lag die Wahrscheinlichkeit für eine Senkung um nur 25 Basispunkte bei knapp 90 Prozent. Doch seit dem Wochenauftakt wendete sich das Blatt und der Markt ging plötzlich zu etwa 60 Prozent von einem größeren Zinsschritt aus.

Auf die offizielle Verkündung und die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell reagierte der Gesamtmarkt initial positiv. Bitcoin stach dabei mit einem Kurssprung um 2,5 Prozent etwas heraus. Doch die Kursgewinne hielten sich weder bei Bitcoin noch an den Aktienmärkten.

Aussicht auf weitere Zinssenkungen

Im Rahmen der Notenbanktagung verkündeten die Geldhüter zudem ihre Prognose für den von ihnen gesetzten Leitzins in der näheren Zukunft. Dem sogenannten „Dot Plot“ zufolge, welcher ein deutlich optimistischeres Bild als zur letzten Veröffentlichung im Juni dieses Jahres zeichnete, ist entsprechend von einigen weiteren Zinssenkungen auszugehen.

In diesem Jahr dürfte die Federal Reserve noch mindestens zwei Zinsschritte nach unten vornehmen. Bis zum Ende dieses Jahres sehen die Notenbanker den Leitzins im Mittel bei 4,4 und im kommenden bei 3,4 Prozent.

Der Markt preist derweil bis Jahresende einen Leitzins in der Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent bis Jahresende ein, was weitere Senkungen um insgesamt 75 Basispunkte bei den letzten beiden Notenbanktagungen in diesem Jahr bedeuten würde.

Neben der Preisstabilität hat die US-Notenbank auch die Aufgabe, für Vollbeschäftigung zu sorgen. Da die US-Inflation inzwischen auf 2,5 Prozent im Vorjahresvergleich zurückgelaufen ist und gleichzeitig der US-Arbeitsmarkt schwächelt, haben die Geldhüter nun den nötigen Raum, um die Geldpolitik wieder etwas zu lockern.

Obwohl die Zinswende jetzt offiziell eingeleitet ist, liegt der US-Leitzins mit 4,75 bis 5,00 Prozent noch auf einem verhältnismäßig hohen Niveau, das noch lange nicht mit dem geldpolitischen Umfeld in Reaktion auf die Coronalockdowns vergleichbar ist, das zu einem Kursfeuerwerk an den Kapitalmärkten geführt hat – auch bei Bitcoin.

Zinswende als Katalysator für einen steigenden Bitcoin-Kurs?

Generell wirken sich niedrigere Zinsen positiv auf die allgemeine Investitionsfreudigkeit beziehungsweise den Risikoappetit der Anleger aus. Unter anderem auch deshalb, weil bei einem niedrigeren Zinsniveau festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen unattraktiver sind.

Ob die Kapitalmärkte – und somit aller Voraussicht nach auch Bitcoin – von der geldpolitischen Lockerung mittelfristig profitieren können, hängt aktuell jedoch wohl primär von der Lage der US-Wirtschaft ab.

Generell zeigt sich, dass die Entwicklung des US-Aktienmarktes – mit welchem BTC momentan stark zu korrelieren scheint – nach einer Zinswende primär damit zu tun hat, ob die USA in eine Rezession abrutschen.

Entsprechend wird das Augenmerk der Marktteilnehmer in den kommenden Monaten vornehmlich auf den Wirtschaftsdaten der USA liegen. 

Eine weitere potenzielle Gefahr, neben einer Wirtschaftskrise, wäre auch, dass die US-Inflation wieder an Fahrt aufnimmt und damit den Zinssenkungsplänen der Federal Reserve einen Strich durch die Rechnung macht.

Ausblick für Bitcoin ist positiv

Sollte eine Wirtschaftskrise der USA sowie eine zweite Inflationswelle ausbleiben, wonach es momentan aussieht, dürfte das passende Umfeld für eine Fortsetzung des Bitcoin-Bullenmarktes durchaus gegeben sein. 

Durch die voraussichtlich weiter sinkenden Zinsen dürfte die globale Liquidität, mit der Bitcoin eine starke Korrelation aufweist, an Fahrt aufnehmen. 

Als die US-Notenbank das letzte Mal den Leitzins gesenkt hat, schoss der Bitcoin-Kurs die Wochen und Monate darauf regelrecht in die Höhe. Wie bereits erwähnt, ist die aktuelle Situation jedoch nicht ganz mit der damaligen vergleichbar, als die „Federal Funds Rate“ auf nahe null gesetzt wurde.

Mit der US-Präsidentschaftswahl im November steht zudem ein weiterer potenzieller Kurstreiber unmittelbar bevor – und das nicht nur, weil mit Donald Trump eventuell ein Bitcoin-freundlicher Präsident ins Weiße Haus gewählt werden könnte.

Generell laufen die Kapitalmärkte in den Monaten nach den US-Wahlen gut. In der noch jungen Historie weist auch Bitcoin nach der Präsidentschaftswahl eine deutlich positive Performance auf.

Ein weiterer kurstreibender Faktor könnte auch das Bitcoin-Halving sein, das sich im April dieses Jahres zum vierten Mal ereignet hat. Nach den ersten drei Halvings hat sich der Bitcoin-Kurs in den Monaten danach immer vervielfacht.

Ob Bitcoin den für das Asset typischen Mustern auch diesem Zyklus folgen wird, gilt es noch abzuwarten. Der größte Risikofaktor dafür dürfte in jedem Fall eine schwache US-Wirtschaft sein.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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