Das regelmäßige Kaufen von Bitcoin nach dem Dollar-Cost-Average (DCA) Prinzip ist eine beliebte Möglichkeit, emotionsfrei und ohne großen Aufwand in Bitcoin zu sparen. Der Prozess von klassischen Sparplänen bei Anbietern wie Coinfinity, Pocket Bitcoin oder Relai ist dabei denkbar einfach: Nach einer Überweisung (z.B. auch als Dauerauftrag) wird automatisch Bitcoin gekauft, gefolgt von einer direkten Auszahlung auf die eigene Wallet.

Der große Vorteil liegt auf der Hand: Die Kontrolle über die eigenen Bitcoin gibt man keine Sekunde länger aus der Hand, als absolut nötig, da es bei dieser Form von Sparplänen keine Option zur Verwahrung direkt beim Anbieter gibt. Dieser "Selbstverwahrungs-Luxus" kommt allerdings auch mit einem Preis daher, nämlich in Form von unmittelbaren als auch zukünftigen Transaktionsgebühren. Durch das UTXO-Modell von Bitcoin sorgen viele kleine Auszahlungen auf die eigene Wallet für umso höhere Gebühren, wenn man seine Bitcoin in Zukunft bei potenziell hohem Andrang im Netzwerk ausgeben möchte. 

Der einfache Kompromiss

Für Sparplan-Nutzer, die ohnehin monatlich mehrere Tausend Euro in Bitcoin investieren, mag das Verwalten der eigenen UTXO kein großes Problem sein, doch je kleiner die Beträge werden, desto schwieriger wird es früher oder später, eine on-chain Transaktion im Bitcoin-Netzwerk zu rechtfertigen.

Ein gängiger und vor allem bequemer Kompromiss ist daher die Zwischenlagerung bei einer Börse oder einem Broker. Man verzichtet also bewusst auf Selbstverwahrung, bis sich eine Auszahlung auf die eigene Wallet lohnt, um nicht zu lange auf den nächsten Bitcoin-Kauf warten zu müssen.

Beide Ansätze sind valide, aber nicht immer ideal, was uns zu einer dritten Zwischenlösung bringt...

Lightning

Das Lightning-Netzwerk ist perfekt für viele, kleine Bitcoin-Zahlungen zu einem vernachlässigbar geringen Preis. Mit Lightning-Wallets wie der beliebten Phoenix Wallet oder Breez können auch technisch weniger erfahrene Nutzer oder solche, die schlichtweg keine Zeit zur Verwaltung einer eigenen Lightning-Node haben, in den Genuss von blitzschnellen und nahezu kostenlosen Zahlungen kommen – ohne die Kontrolle über ihre Bitcoin aufzugeben.

Praktischerweise bieten alle oben erwähnten Sparplan-Anbieter, also sowohl Pocket Bitcoin, Coinfinity als auch Relai die Möglichkeit an, Bitcoin direkt über das Lightning-Netzwerk auszuzahlen. Der Vorteil der Selbstverwahrung bleibt also bestehen, ohne sich den Nachteil der UTXO-Verwaltung direkt mit an Bord zu holen.

Liquiditäts-Probleme

Das Empfangen von Zahlungen über das Lightning-Netzwerk ist nicht immer kostenlos: Die Voraussetzung, dass ein eigener Lightning-Kanal ausreichend Liquidität zur Verfügung hat, ist unvermeidbar und muss bei einem Lightning-Sparplan natürlich berücksichtigt werden.

Nehmen wir als Beispiel einen Nutzer, der monatlich etwa 0,01 BTC bzw. 1 Million Satoshi sparen möchte. Entsprechende Liquidität kann man sich entweder mittels Funktionen wie in der Phoenix Wallet gegen einen kleinen Aufpreis vorab reservieren, oder natürlich durch den Empfang einer entsprechend hohen Zahlung direkt einholen.

Das Problem: Irgendwann ist die eingehende Liquidität des Zahlungskanals ausgeschöpft und es wird Zeit für eine on-chain Transaktion an die eigene Wallet. Nehmen wir die Phoenix Wallet als Beispiel, so könnte man nun mittels Splicing den gewünschten Betrag direkt aus dem Zahlungskanal "abspalten" und an eine eigene Bitcoin-Adresse senden – mit dem offensichtlichen Nachteil, dass der Zahlungskanal damit wieder Liquidität verliert.

Wirklich nachhaltig bzw. ein Vorteil gegenüber dem Status Quo bietet dieses Vorgehen nicht, da man regelmäßig Geld für das Reservieren oder Erhöhen der Liquidität im Zahlungskanal ausgeben müsste.

Boltz Exchange

Genau an dieser Stelle kommen Swap-Dienstleister wie Boltz Exchange ins Spiel: Anstatt dem Zahlungskanal Liquidität wegzunehmen, nutzt man diese stattdessen für eine ausgehende Lightning-Zahlung. Der Dienstleister gibt wiederum mit dem Eingang der Zahlung in einer on-chain Transaktion die entsprechende Menge Bitcoin frei, die man sich an eine eigene Adresse automatisch auszahlen kann.

Nicht nur ist dieses Vorgehen recht nutzerfreundlich, da die ganze Komplexität natürlich im Hintergrund abläuft, es setzt gleichzeitig auch den "Sparplan-Zustand" des Zahlungskanals auf den Anfang zurück: Die beispielhaften 0,01 BTC an ausgehender Liquidität stehen jetzt wieder für eingehende Zahlungen, also weitere Bitcoin-Käufe zur Verfügung, ohne zusätzlichen Kosten.

Die Nutzung von Boltz ist dabei relativ selbsterklärend: Ausgewählt werden kann ein Swap zwischen dem Bitcoin-Netzwerk, Lightning-Netzwerk und der Liquid-Sidechain von Blockstream – in beliebiger Richtung versteht sich. In unserem Sparplan-Beispiel wäre ein gängiger Swap ein Wechsel vom Lightning- in das Bitcoin-Netzwerk, für den lediglich die gewünschte Bitcoin-Adresse angegeben werden muss. Im nächsten Schritt wird einem eine Lightning-Invoice über den gewünschten Betrag zuzüglich der Service-Gebühr von Boltz (0,5%) sowie der aktuell notwendigen Transaktionsgebühr im Bitcoin-Netzwerk angezeigt. Die 0,5% Servicegebühr bei Boltz ist dabei vergleichsweise fair, und würde in unserem Beispiel gerade einmal 5000 Satoshi bzw. aktuell knapp 3 Euro betragen. Der Service ist außerdem vollständig Open-Source, die konkrete Funktionalität kann also im öffentlich einsehbaren Code nachvollzogen werden.

Blendet man die einmaligen Kosten für das Erstellen des Zahlungskanals aus, kann auf diese Weise effektiv kostenlos in beliebig vielen Ausführungen Bitcoin gespart werden – ganz ohne Custodial-Dienstleister und ohne sich Gedanken über das Verwalten von vielen kleinen UTXO machen zu müssen. 

Ein zusätzlicher Bonus: Auch wenn die Privatsphäre von Zahlungen im Lightning-Netzwerk nicht pauschal “perfekt” ist und man natürlich mindestens bei den genannten Brokern identifiziert ist, genießen Swaps über Boltz ein vergleichsweise hohes Niveau an Privatsphäre, vor allem da man den Service ohne Anmeldung und optional sogar über das Tor-Netzwerk nutzen kann. 

Funktioniert Boltz ohne Vertrauen?

Die Technologie hinter Swaps mit Boltz benötigt tatsächlich kein Vertrauen in den Dienstleister – und dieser muss wiederum dem Nutzer nicht vertrauen. Sollte eine der Parteien nicht kooperieren, kann die andere, ähnlich wie bei einer regulären Lightning-Zahlung, das Geld für sich beanspruchen. Solche Submarine Swaps kann man sich vereinfacht wie reguläre Lightning-Zahlungen vorstellen, nur dass ein Teil des Zahlungsablaufs direkt on-chain, und nicht nur off-chain stattfindet. 

In unserem Beispiel von oben, also einem Swap von Bitcoin im Lightning-Netzwerk zu on-chain Bitcoin, findet ein Submarine Swap in umgekehrter Richtung statt: Der Nutzer erzeugt ein Geheimnis und sendet einen Fingerabdruck dieses Geheimnisses an Boltz. Der Dienstleister kann nun eine Lightning-Invoice erstellen, die vom Nutzer bezahlt wird. Diese Lightning-Zahlung ist zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht abgeschlossen. Erst, wenn der Dienstleister die entsprechende Menge Bitcoin freigibt und der Nutzer diese mit einer Transaktion für sich beansprucht, wird das Geheimnis freigegeben und Boltz kann wiederum die Lightning-Zahlung abschließen. Beide Parteien erhalten ihre Bitcoin und Boltz eine kleine Gebühr für die Bereitstellung der Liquidität.

Kurz gesagt: Man muss keine Angst haben, eigene Bitcoin an Boltz zu senden. Die Zahlung wird erst dann wirklich ausgeführt, wenn die Bitcoin bereits auf dem Weg in die eigene Wallet sind. Ansonsten schlägt die Zahlung fehl und die eigenen Bitcoin landen automatisch wieder zurück in der Lightning-Wallet. Bei einem umgekehrten Swap, also von on-chain Bitcoin ins Lightning-Netzwerk, erhält man eine Wiederherstellungs-Datei, die man im Falle eines Problems zur Wiederherstellung nutzen kann.

Ein gewisses Restvertrauen muss man gegenüber dem lokal laufenden Boltz-Client aufbringen, der die eben beschriebenen Vorgänge im Hintergrund übernimmt. Da es sich um ein Open-Source-Projekt handelt und sogar die Möglichkeit besteht, Boltz selbst zu hosten, kann aber auch dieses Vertrauen auf ein Minimum reduziert werden.

Fazit

Die konkrete Umsetzung des eigenen Bitcoin-Sparplans ist am Ende des Tages eine sehr individuelle Frage.

Wer großen Wert auf möglichst günstige Konditionen legt und kein Problem damit hat, kurzfristig Bitcoin auf einer Custodial-Wallet zu verwahren, ist wahrscheinlich bei einer klassischen Kryptobörse mit geringen Handelsgebühren bereits sehr gut aufgehoben.

Wer maximale Kontrolle über seine eigenen Bitcoin behalten möchte, aber keine Lust auf hohe Transaktionsgebühren und UTXO-Management hat, könnte über das Lightning-Netzwerk in Kombinationen mit Swap-Services wie Boltz eine elegante Zwischenlösung finden. Vor allem für Sparer mit vergleichsweise geringer Sparrate oder solchen, die ihre Käufe in möglichst viele kleinere Ausführungen streuen möchten, kann diese Methode mehr Flexibilität bieten.

Über den Autor: Sebastian

Sebastian ist Informatikstudent und seit 2020 von der Funktionsweise und den technischen Details des Bitcoin-Netzwerks fasziniert. Mit Schwerpunkten in Kryptografie und IT-Sicherheit interessiert er sich vor allem für Hardware-Wallets und die sichere Selbstverwahrung von Bitcoin.

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