Das börsennotierte Bitcoin-Mining-Unternehmen Marathon Digital Holdings (MARA) hat heute bekannt gegeben, Wandelanleihen im Gegenwert von 250 Millionen US-Dollar auszugeben. Mit dem Kapital plant die Aktiengesellschaft, die eigene Bitcoin-Reserve zu erhöhen.

MARA beabsichtigt, den Nettoerlös aus dem Verkauf der Anleihen für den Erwerb zusätzlicher Bitcoin und für allgemeine Unternehmenszwecke zu verwenden, wozu Betriebskapital, strategische Akquisitionen, die Erweiterung bestehender Vermögenswerte und die Rückzahlung von Schulden und anderen ausstehenden Verpflichtungen gehören können.
Aus der Pressemitteilung

Erst Ende Juli hatte MARA verkündet, für 100 Millionen US-Dollar Bitcoin nachgekauft und so den Bestand auf über 20.000 BTC erhöht zu haben – Blocktrainer.de berichtete. Mit den zusätzlichen 250 Millionen US-Dollar könnte das Mining-Unternehmen zum aktuellen BTC-Kurs etwas mehr als 4.000 weitere Einheiten erwerben. Hinzukommen noch die Bitcoin, die das Mining-Unternehmen im Rahmen der Betriebstätigkeit akquirieren kann. Diese beabsichtigt die Aktiengesellschaft ebenfalls zu halten.

Wettstreit um Bitcoin

Als MARA vor wenigen Wochen den Kauf für 100 Millionen US-Dollar verkündete, äußerte sich auch Michael Saylor zu Wort. Der Gründer des auf Bitcoin setzenden Softwareunternehmens fragte Fred Thiel, den CEO von Marathon Digital, humoristisch, ob ein Unternehmen, das Marathon heißt, nicht mindestens 26,2 tausend Bitcoin haben sollte. Hierbei spielte er auf die Strecke eines Marathons an – gemessen in Meilen.

Thiel antwortete, dass es etwas sei, worüber es nachzudenken gilt. Im Rahmen der aktuellen Ankündigung des anstehenden Bitcoin-Kaufs – finanziert durch die Ausgabe von Wandelanleihen – wendete sich der MARA-CEO im Gegenzug öffentlichkeitswirksam an Michael Saylor.

Bereit, mehr BTC zu kaufen @saylor
Fred Thiel

Mittlerweile scheinen sich die CEOs beziehungsweise geschäftsführenden Vorsitzenden von Milliardenunternehmen einen Wettstreit zu liefern, wer mit seiner Firma die meisten Bitcoin kauft.

250 Millionen US-Dollar an Wandelanleihen

Marathon Digital plant, Wandelanleihen im Gegenwert von 250 Millionen US-Dollar privat an eine Gruppe institutioneller Investoren zu verkaufen. Die Schuldverschreibungen haben ihren Ablaufzeitpunkt am 1. September 2031. Wenn die Wandelanleihen ihre Fälligkeit erreichen, können die Kreditgeber die Wertpapiere gegen Cash und/oder Unternehmensteile eintauschen.

Wandelanleihen ermöglichen, dass sich börsennotierten Unternehmen Fremdkapital beschaffen, um dieses mittels der Ausgabe neuer Aktien in der Zukunft zurückzuzahlen. Insofern sich Bitcoin und entsprechend auch die Aktie von MARA positiv entwickeln, kann dies für die Kreditgeber ein lukratives Geschäft darstellen, weil sie mit einem geringeren Risiko an dem Erfolg von Bitcoin beziehungsweise von einem auf Bitcoin setzenden Unternehmen profitieren können. Die „Downside“ ist bei Wandelanleihen begrenzt, da – insofern das Unternehmen zahlungsfähig bleibt – bei einer schlechten Entwicklung auch lediglich die Kreditsumme inklusive der Zinsen eingefahren werden können.

Die genauen Konditionen der Kapitalbeschaffungsmethode, etwa der halbjährig ausbezahlte Zins, sind in diesem Fall abhängig von den Marktkonditionen. Das Unternehmen räumt den Erstkäufern außerdem die Möglichkeit ein, in einem Zeitraum von 13 Tagen nach der Erstausgabe für weitere 37,5 Millionen US-Dollar zusätzliche Wandelanleihen zu erwerben. Wenn die Nachfrage es zulässt, könnte sich MARA entsprechend insgesamt 287,5 Millionen US-Dollar beschaffen.

Es bleibt spannend zu beobachten, ob die potenziellen Investoren dem Unternehmen genügend Vertrauen entgegenbringen und ob oder zu welchen Konditionen es MARA gelingt, die 250 beziehungsweise 287,5 Millionen US-Dollar einzusammeln. Insofern es gut läuft, dürften – abzüglich sonstiger Kosten, die aufgrund der Anleiheausgabe entstehen – in etwa 280 Millionen US-Dollar für Bitcoin-Käufe zur Verfügung stehen.

Dem „First Mover“ MicroStrategy gelang es Mitte Juni noch, sich 786 Millionen US-Dollar für Bitcoin-Käufe durch die Ausgabe von Wandelanleihen zu beschaffen – zu einem Zins von 2,25 Prozent. Neben MicroStrategy und MARA gibt es mit unter anderem Semler Scientific bereits weitere US-amerikanische Aktiengesellschaften, die eine Bitcoin-Strategie implementiert haben.

Sollten künftig immer mehr börsennotierte Unternehmen auf Bitcoin setzen und sich die Kapitalmärkte zunutze machen, um fremdfinanziert in das Asset zu investieren, so dürfte sich die dadurch entstehende Kaufnachfrage mittel- und langfristig positiv im Bitcoin-Kurs widerspiegeln.

Nachtrag

Einen Tag später gab MARA schließlich bekannt, dass die Anleihen überzeichnet waren und sie die Nachkaufoption von 37,5 auf 50 Millionen US-Dollar erhöht haben. Der Zins liegt bei 2,125 Prozent und damit – wie für Wandelanleihen aufgrund der Eintauschoption gegen Aktien üblich – unter dem aktuell vorherrschenden Marktzins.

Die institutionellen Investoren scheinen die Option zu lieben, mit limitiertem Risiko, aber quasi unbegrenzter „Upside“ indirekt an dem Erfolg von Bitcoin profitieren zu können. Bei MicroStrategy stürzte sich der Markt ebenfalls auf die Wandelanleihen und schöpfte auch vollumfänglich die Möglichkeit aus, weitere Anleihen zu erwerben.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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