Gestern Nacht sprach US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei der Libertarian National Convention 2024. Im Rahmen seines Auftritts versprach der Ex-Präsident, dass er sich für Bitcoin und Co. einsetzen und den Gründer der Silk Road, Ross Ulbricht, aus dem Gefängnis entlassen werde. Damit geht der Pro-Bitcoin-Wahlkampf des Republikaners in die nächste Runde.

Trump und der Libertarismus

Direkt zu Beginn seiner Rede versuchte der 77-Jährige die libertäre Community auf seine Seite zu bringen.

Es ist mir eine große Ehre, heute Abend als erster Präsident in der amerikanischen Geschichte die Libertarian National Convention zu adressieren. [...] Im letzten Jahr wurde ich von der Regierung in 91 verschiedenen Angelegenheiten angeklagt, wenn ich also vorher kein Libertärer war, dann bin ich es jetzt mit Sicherheit.
Donald Trump

Info

Libertarismus ist eine politische Philosophie, die sich für die maximale individuelle Freiheit der Bürger einsetzt und deshalb auf Zwang basierende Herrschaftsformen ablehnt. Unter den Libertären gibt es Anarcho-Kapitalisten, die gegen Staaten per se sind, sowie Minimalstaatler, die etwa für die Wahrung der Eigentumsrechte durch das staatliche Gewaltmonopol plädieren. In den USA gibt es die Libertarian Party, die jedoch wenig Einfluss hat und deren Kandidaten bei Präsidentschaftswahlen auf nur wenige Prozent der Stimmen kommen.

Die Zuschauerschaft bezeichnete der Ex-Präsident als “Champions of Freedom” und im gleichen Zug nannte er Biden den “mit Abstand schlechtesten Präsidenten aller Zeiten”. Der Republikaner positionierte sich zudem gegen den Marxismus, beziehungsweise Kommunismus, den er aktuell in der US-Regierung beobachtet.

Wir glauben, dass der Marxismus eine böse Doktrin ist, die direkt aus der Asche der Hölle stammt. Marxismus in unserer Regierung zu haben, ist untragbar und ihn unseren Kindern beizubringen, halten wir für Kindesmissbrauch.
Donald Trump

Auch die Inflation unter Präsident Biden nannte Trump einen Diebstahl an der Bevölkerung.

Wir glauben, dass Eigentumsrechte für eine freie Gesellschaft von grundlegender Bedeutung sind und dass Joe Bidens ungezügelte Inflation ein ungeheuerlicher Diebstahl am amerikanischen Volk ist, es ist Diebstahl.
Donald Trump

Trump versprach, sich als Präsident gegen Überregulierung und den “Deep-State”, für Meinungsfreiheit und das Recht auf Waffen sowie für weitere libertäre Forderungen starkzumachen, woraufhin die Anwesenden ihm zujubelten. Um die Libertären bei der Präsidentschaftswahl für sich zu gewinnen, machte Trump Zugeständnisse, dass er Ämter mit libertären Politikern bekleiden wird.

Als Präsident fiel Donald Trump jedoch weniger durch eine libertäre Politik auf. So gab es unter seiner Führung, auch wenn diese von den jeweiligen Bundesstaaten verhängt wurden, Corona-Lockdowns in den USA. Auch heute setzt sich Trump beispielsweise noch für Handelszölle ein, die in der libertären Community eher auf Ablehnung stoßen.

Trumps Pro-Bitcoin-Wahlkampf geht in die nächste Runde

Der Präsidentschaftskandidat ist in den vergangenen Wochen überraschenderweise mehrfach durch seine plötzliche Pro-Bitcoin-Haltung aufgefallen. So betonte Trump bereits Anfang des Monats, dass man wenn man Krypto mag, für ihn als Präsident stimmen sollte – Blocktrainer.de berichtete. Und erst vor wenigen Tagen fing der derzeit in den Umfragen führende Kandidat an, Bitcoin und Co. für Wahlkampfspenden zu akzeptieren. Im gleichen Zug betonte Trump, er werde eine “Krypto-Armee” aufbauen.

In der Rede bei der Libertarian National Convention griff er das Thema, mit dem er zuvor viel Zuspruch erntete, direkt wieder auf.

Wir wollen, dass sich der Staat aus unseren Unternehmen, aus unseren Wallets und aus unserem Leben heraushält.
Donald Trump

Als die Zuschauer “end the Fed” brüllten, nahm sich Trump dem Thema auch spezifischer an. Er sagte, dass er “den Kreuzzug von Joe Biden gegen Krypto” stoppen wird. Trump fuhr fort:

Ich werde dafür sorgen, dass die Zukunft von Bitcoin und Kryptowährungen in den USA gemacht wird und nicht im Ausland. Ich werde das Recht auf Selbstverwahrung unterstützen. Den 50 Millionen Krypto-Haltern der Nation sage ich: Mit Ihrer Stimme werde ich Elizabeth Warren und ihre Handlanger von Ihren Bitcoin fernhalten. Und ich werde niemals die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung zulassen.
Donald Trump

Die Abneigung gegenüber digitalen Zentralbankwährungen wächst derzeit in der US-Politik. Am Donnerstagabend stimmte das US-Repräsentantenhaus für einen Gesetzentwurf, der die Einführung verbieten soll – Blocktrainer.de berichtete.

#FreeRoss

In der Zuschauerschaft befanden sich einige Libertäre, die ein Schild “FREE ROSS” hochhielten. Ross Ulbricht ist der Gründer des freien Darknet-Marktplatzes Silk Road. Bei Silk Road konnten die Nutzer Drogen, Steroide oder auch Waffen kaufen. Die Bezahlmethode war ausschließlich Bitcoin. Silk Road stellte somit zu der frühen Zeit den ersten großen Anwendungsfall von Satoshi Nakamotos Kreation als Zahlungsmittel dar. 

Im Oktober 2013 wurde Silk Road vom FBI schließlich geschlossen und Ulbricht einige Monate später zu einer zweifachen lebenslangen Haftstrafe plus 40 Jahre ohne Möglichkeit auf eine vorzeitige Entlassung verurteilt. Da Ulbricht lediglich einen freien Marktplatz zur Verfügung stellte, ist die libertäre Community über dieses Urteil empört.

Bei seinem Auftritt machte Trump auch hier ein Zugeständnis. Wenige Augenblicke nachdem das Publikum “Free Ross” brüllte, erklärte Trump, dass er als Präsident auch Ross Ulbricht in Freiheit entlassen werde, was die Zuschauer mit Jubel beantworten.

Und wenn Sie für mich stimmen, werde ich am ersten Tag die Strafe von Ross Ulbricht umwandeln [...]. Er hat bereits 11 Jahre abgesessen, wir werden ihn nach Hause bringen, wir werden ihn nach Hause bringen …
Donald Trump

Bitcoin entscheidet die US-Wahl?

Trump zeigt sich immer mehr als der libertäre Pro-Bitcoin-Politiker. Dies lässt darauf schließen, dass mittlerweile aufgrund der schieren Größe der Community dieses Thema wahlentscheidend sein kann. Der republikanische Präsidentschaftskandidat arbeitet für seine Wahlkampfstrategie auch mit dem CEO des Bitcoin-Nachrichtenmediums Bitcoin Magazine zusammen, was derzeit zunehmend erkennbar wird.

In der Bitcoin-Community sowie unter den Libertären konnte Trump mit dieser Ausrichtung bereits positiv auf sich aufmerksam machen. Dennoch sind einige dem Ex-Präsidenten kritisch gegenüber eingestellt. Auch auf der Libertarian National Convention gab es einige Zuschauer, die ihn ausbuhten. Einer hielt sogar ein Schild hoch, auf dem “STOP TRUMP VOTE LARS” stand. Obwohl der Ex-Präsident Anstrengungen unternimmt, die libertäre Community für sich zu gewinnen, werden wohl viele von ihnen dennoch lieber Kandidaten der eigenen Partei – wie Lars Mapstead – wählen, auch wenn diese keine Chancen auf Erfolg haben.

Es bleibt spannend abzuwarten, ob Trump durch diese Wahlkampfstrategie seinen Vorsprung gegenüber seinem Kontrahenten Biden ausbauen kann und ob er seinen Worten auch Taten folgen lassen wird, falls die US-Bürger ihn im November dieses Jahres zum zweiten Mal ins Weiße Haus wählen sollten.

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