Heute vor vier Jahren begann das US-amerikanische Softwareunternehmen MicroStrategy damit, strategisch in Bitcoin zu investieren. Damit war die vom Visionär Michael Saylor im Jahr 1989 gegründete Firma die erste Aktiengesellschaft, welche diesen mutigen Schritt gegangen ist. 

Der erste Bitcoin-Kauf

Die Bitcoin-Strategie hatte MicroStrategy schon Ende Juni 2020 angekündigt. Im Zuge dessen räumte das in Virginia ansässige Unternehmen Aktionären die Option ein, sich ihre Aktien für einen Aufschlag abkaufen zu lassen – für insgesamt 250 Millionen US-Dollar.

Am 11. August 2020 kaufte MicroStrategy schließlich 21.454 Bitcoin zu einem Kurs von rund 11.600 US-Dollar je BTC. 250 Millionen US-Dollar an Cash-Reserven ließ sich das Unternehmen die erste Akquisition kosten.

MicroStrategy® Incorporated (Nasdaq: MSTR), das größte unabhängige, börsennotierte Unternehmen für Business Intelligence, gab heute bekannt, dass es 21.454 Bitcoins zu einem Gesamtkaufpreis von 250 Millionen US-Dollar, einschließlich Gebühren und Kosten, erworben hat. 
Aus der Pressemitteilung von 11. August 2020

Kurz darauf, ebenfalls im drittel Quartal 2020, legte die Aktiengesellschaft bereits weiter nach.

205.046 Bitcoin später

Heute, vier Jahre später, hält MicroStrategy sage und schreibe 226.500 Bitcoin im Gegenwert von etwa 14 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als ein Prozent aller jemals existierenden Einheiten. Die zusätzlichen Bitcoin-Käufe finanzierte das Unternehmen unter anderem durch die Ausgabe von Wandelanleihen, Kredite, weitere Cash-Reserven, Aktienemissionen und wiederkehrende Unternehmensgewinne. 

Neben den Bitcoin-Beständen hat sich seither aber auch der Aktienkurs in etwa verzehnfacht. Eine MicroStrategy-Aktie kostete am 10. August 2020 noch – um den Aktiensplit bereinigt – in etwa 12 US-Dollar. Heute müssen Anleger für einen Unternehmensanteil 135 US-Dollar auf den Tisch legen. Damit ist dem geschäftsführenden Vorsitzenden Michael Saylor genau das gelungen, was er mit der Bitcoin-Strategie bezwecken wollte.

Unsere Investition in Bitcoin ist Teil unserer neuen Kapitalallokationsstrategie, die darauf abzielt, den langfristigen Wert für unsere Aktionäre zu maximieren.
Michael Saylor in der Pressemitteilung vom 11. August 2020

Mit dieser phänomenalen Performance ist $MSTR nicht nur besser gelaufen als Bitcoin selbst, sondern sogar die Aktie von Nvidia, die jüngst aufgrund des KI-Hypes regelrecht durch die Decke ging, muss sich geschlagen geben.

Mittlerweile bezeichnet sich die Aktiengesellschaft auch als das erste Bitcoin-Entwicklungsunternehmen. Mit MicroStrategy Orange arbeitet das Unternehmen etwa an digitalen Identitäten auf der Basis von Bitcoin.

Der Visionär Michael Saylor

Michael Saylor ist im August 2022 von seiner Rolle als CEO von MicroStrategy zurückgetreten. Als geschäftsführender Vorsitzender und Aktionär mit der Mehrheit der Stimmrechte ist er aktuell aber immer noch federführend in die strategische Ausrichtung der von ihm gegründeten Firma involviert.

Der 59-jährige Milliardär ist im Laufe der Zeit wohl zu einer der geachtetesten Stimmen im Bitcoin-Space avanciert. Er hält regelmäßig Vorträge auf Bitcoin-Konferenzen und ist ein gerne gesehener Gast in Interview-Formaten rund um das Thema Bitcoin und Finanzen.

Ein Faktor, der seinen bullischen Aussagen und Prognosen zusätzliches Gewicht verleiht, ist, dass er im Sommer 2012 ein Buch namens „The Mobile Wave“ publiziert hat. In diesem hat er das Potenzial der großen Technologiekonzerne wie Apple und den Trend hin zu mehr mobiler Technologisierung treffend vorausgesehen.

Saylor hält neben rund zehn Prozent der MicroStrategy-Aktien auch eine große persönliche Bitcoin-Position. Gegenüber Bloomberg hat der Milliardär vor wenigen Tagen betont, dass er die 17.732 BTC, dessen Kauf er im Jahr 2020 öffentlich kommuniziert hat, noch hält, er weiter nachgelegt und nicht verkauft hat. Seine persönliche Bitcoin-Position ist daher zum aktuellen Zeitpunkt im Mindesten eine Milliarde US-Dollar wert.

4 Jahre – ein aussagekräftiger Zeitraum

Seitdem MicroStrategy auf Bitcoin setzt, hat sich das Unternehmen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. Die Marktkapitalisierung der Aktiengesellschaft ist in etwa um den Faktor 23 gestiegen, nachdem das Unternehmen fast zwei Jahrzehnte lang mehr oder weniger stagnierte – mit einem verhältnismäßig leichten Aufwärtstrend nach dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende.

Obwohl Bitcoin im Jahr 2022 ordentlich unter Druck geriet und die Firma zeitweise mit den Käufen des Assets zwei Milliarden US-Dollar respektive 50 Prozent im Minus war, handelte die Aktie selbst zum schlechtesten Zeitpunkt höher als vor der ersten Bitcoin-Akquisition.

Inmitten des Bitcoin-Bärenmarktes berichteten die Leitmedien eher hämisch über die unkonventionelle Strategie des Softwareunternehmens. Das Fortune Magazine titelte etwa im August 2022, als ein Bitcoin nur etwas mehr als 20.000 US-Dollar kostete, dass Michael Saylors „große Wette auf Bitcoin“ ihn „ein für alle Male untergehen lassen“ könnte. In dem Artikel kam auch ein Buchhaltungsexperte und Gründer eines Research-Unternehmens zu Wort, der sich sicher war, dass das alles für Saylor und die Aktionäre nicht gut ausgehen wird.

Er hat das Kapital seiner Anleger massiv fehlverteilt, weil der Markt dieses Verhalten kurzfristig belohnt hat. Das wird sich auf schmerzhafte Weise für ihn und seine Aktionäre rächen.
David Trainer, Buchhaltungsexperte und Gründer des Forschungsunternehmens New Constructs

MicroStrategy schaffte es jedoch, den Bärenmarkt zu überstehen und nicht in Panik zu verfallen. Eine Regel in der Bitcoin-Community ist, dass man das Asset mindestens vier Jahre halten muss, um sicher im Plus zu sein. Zwar handelte Bitcoin im Dezember 2022 zeitweise unter dem Höchststand von genau fünf Jahren zuvor, doch einen Zeithorizont von etwas mehr als einem Halving-Zyklus zu haben, hat sich weiterhin bewährt – insbesondere wenn regelmäßig wiederkehrende Käufe Teil der Investitionsstrategie sind.

Nachdem MicroStrategy das schwere Bitcoin-Jahr 2022 mit Bravour überstanden hat, finden sich langsam aber sicher die ersten Nachahmer. Mit der japanischen Aktiengesellschaft Metaplanet und dem US-amerikanischen Gesundheitsunternehmen Semler Scientific gibt es mittlerweile weitere börsennotierte Unternehmen, die eine für ihre Verhältnisse große Bitcoin-Wette eingegangen sind und im Endeffekt das „Playbook“ des „First Movers“ kopieren.

Die Reise geht weiter

Die Geschichte von MicroStrategy steht jedoch gerade erst am Anfang. Wie Saylor kommuniziert, wird das Unternehmen immer weiter Mittel und Wege finden, um den Bitcoin-Bestand auszubauen. Aus dem aktuellsten Quartalsbericht geht etwa hervor, dass sich MicroStrategy derzeit im Prozess befindet, neue Aktien im Wert von zwei Milliarden US-Dollar auszugeben – wofür die Erlöse Verwendung finden, sollte an dieser Stelle klar sein.

Auch prognostiziert das Softwareunternehmen, weiterhin die Ratio von Bitcoin je Aktie zu erhöhen. Dies gelang dem Unternehmen in der Vergangenheit und die sogenannte „BTC Yield“ soll auch in den kommenden drei Jahren zwischen vier und acht Prozent liegen.

Obwohl im Rahmen der ETF-Zulassung Stimmen aufkamen, die behaupteten, dass die Aktie von MicroStrategy nun aufgrund der neuen Anlageprodukte als indirektes Bitcoin-Investment unattraktiver wird, ist $MSTR weiterhin heiß begehrt. Die Aktie dürfte aufgrund der besonderen Strategie auch künftig ein interessantes Instrument darstellen, das Anleger überproportional an dem Erfolg von Bitcoin profitiert lässt – trotz der unternehmerischen Risiken.

Es bleibt spannend zu beobachten, ob und wie es MicroStrategy in Zukunft gelingt, weitere Bitcoin zu akkumulieren und so zusätzlichen Wert für die Anteilseigner zu schaffen. Sollte sich Bitcoin über die kommenden Jahre weiterhin so gut entwickeln, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann sich das von Michael Saylor gegründete Unternehmen zu den größten Aktiengesellschaften der Welt gesellen kann.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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