MicroStrategy, die erste Aktiengesellschaft, die Bitcoin gekauft hat, legte gestern die Zahlen für das zweite Quartal offen. Im Rahmen dessen gab es die Verkündung, dass das in Virginia ansässige „Bitcoin-Unternehmen“ weitere 169 Einheiten erworben hat. Doch damit nicht genug: Aus der Pressemitteilung zu den Quartalszahlen geht hervor, dass MicroStrategy sich derzeit im Prozess befinde, weiteres Kapital am Markt aufzunehmen – und zwar zwei Milliarden US-Dollar.

Bitcoin-Bestand wächst auf 226.500 BTC

Mitte Juni gab das von Michael Saylor gegründete Softwareunternehmen erst noch weitere Wandelanleihen aus, um Bitcoin zu kaufen. Die Erlöse beliefen sich auf 786 Millionen US-Dollar und reichten für einen Nachkauf von 11.931 BTCBlocktrainer.de berichtete.

Neben der Strategie, Geld an den Kapitalmärkten aufzunehmen, um damit den Bitcoin-Bestand aufzufüllen, hat MicroStrategy auch noch ein operatives Geschäft mit Business Intelligence Software. Dieses ist normalerweise profitabel und ermöglicht dem Unternehmen so zusätzlich auch mit Eigenkapital in Bitcoin zu investieren – wenn auch nur verhältnismäßig kleine Summen.

In dem vergangenen Quartal musste das Softwareunternehmen jedoch einen Verlust aus dem operativen Geschäft in Höhe von etwas über 100 Millionen US-Dollar ausweisen. Den Kauf zusätzlicher 169 BTC, den MicroStrategy gestern bekannt gab, finanzierte das Unternehmen in diesem Fall mit überschüssigen Bargeldreserven. Diese Investition wurde im jetzt laufenden Quartal getätigt. 

Damit hält die Aktiengesellschaft jetzt 226.500 BTC im Gegenwert von etwas unter 15 Milliarden US-Dollar. Der durchschnittliche Einstiegspreis ist durch die jüngsten Käufe auf 36.821 US-Dollar je Bitcoin angestiegen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass das Bitcoin-Unternehmen bisher insgesamt 8,3 Milliarden US-Dollar für die Bitcoin auf den Tisch legen musste – stand jetzt ein ordentlicher Buchgewinn. 

Die Bestände wachsen weiter an. MicroStrategy besitzt momentan nicht nur mehr Bitcoin als die USA oder China, sondern auch mehr als nahezu alle Bitcoin-Spot-ETFs – nur der von BlackRock und der von Grayscale halten noch mehr Einheiten.

Nachkauf für 2 Milliarden US-Dollar geplant?

MicroStrategy bereitet darüber hinaus schon die nächste Kapitalbeschaffungsmaßnahme vor. Das Unternehmen reiche derzeit die nötigen Dokumente für ein „at-the market equity offering program“ ein, heißt es in der Pressemitteilung. Das bedeutet, dass die Aktiengesellschaft neue Unternehmensanteile ausgeben wird – in Höhe von sage und schreibe zwei Milliarden US-Dollar. Wofür das Geld Verwendung finden wird, dürfte klar sein.

Wir verwalten unser Eigenkapital weiterhin sorgfältig und reichen eine Registrierungserklärung für ein neues Aktienemissionsprogramm in Höhe von 2 Mrd. US-Dollar ein, das am Markt platziert werden soll.
Aus der Pressemitteilung

Neue Aktien zu emittieren, ist neben der Ausgabe von Wandelanleihen oder der ganz normalen Kreditaufnahme eine weitere Geldbeschaffungsmethode, die sich MicroStrategy zunutze macht, um Geld an den Kapitalmärkten für Bitcoin-Käufe einzusammeln. Durch Wandelanleihen oder die einfache Ausgabe neuer Unternehmensanteile verwässert das Unternehmen zwar die Aktien, doch die Strategie ermöglicht es nicht nur mehr Bitcoin insgesamt zu akquirieren, sondern auch den Ratio von BTC je Aktie zu erhöhen.

In anderen Worten: MicoStrategy schafft es, die Bitcoin-Bestände relativ gesehen stärker zu steigern als die umlaufenden Aktien. Laut der Investorenpräsentation soll dies auch in der Zukunft weiterhin so funktionieren.

„BTC Yield“

Diese Outperformance der Bitcoin-Bestände gegenüber den ausstehenden Aktien quantifiziert MicroStrategy mit der sogenannten „BTC Yield“. Diese liegt in diesem Jahr bisher bei 12,2 Prozent und soll auch in der Zukunft weiterhin positiv sein. Das Unternehmen prognostiziert eine „BTC Yield“ von zwischen vier und acht Prozent für die kommenden drei Jahre.

Mit MicroStrategy gibt es nicht nur einen großen regelmäßigen Bitcoin-Käufer, sondern die Aktiengesellschaft macht auch vor, wie sich die Kapitalmärkte für strategische Akquisitionen des Assets zunutze machen lassen – und das mit einer Vorgehensweise, die es ermöglicht, mehr Bitcoin je Aktie zu akquirieren.

In der kommenden Woche steht zudem der bereits angekündigte Aktiensplit an. Aus einem Unternehmensanteil werden dann zehn. Dies hat zwar keine fundamentalen Auswirkungen, doch es macht eine Aktie – die derzeit rund 1.500 US-Dollar kostet – deutlich erschwinglicher. Dies kann den Kurs beflügeln, da sich Privatanleger leichter einen einzelnen Anteil ins Portfolio legen können. Der Aktiensplit könnte entsprechend dabei helfen, die geplante Emission neuer Unternehmensanteile möglichst lukrativ zu gestalten.

Eine Erfolgsgeschichte

Das von Michael Saylor gegründete Unternehmen hat es geschafft, selbst High-Flyer wie Nvidia oder auch Bitcoin selbst über die vergangenen Jahre outzuperformen – und das lediglich mit einer teils fremdfinanzierten All-In-Bitcoin-Strategie. Seitdem MicroStrategy auf Bitcoin setzt, konnte sich die Aktie in etwa verdreizehnfachen – eine unfassbare Rendite für diesen kurzen Zeitraum.

Es ist entsprechend nicht verwunderlich, dass es bereits die ersten Aktiengesellschaften, wie Metaplanet oder Semler Scientific, gibt, die diese Strategie kopieren – weitere dürften folgen, insofern sich das Softwareunternehmen auch in Zukunft so phänomenal entwickelt.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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