Die Sparte des renommierten Forbes Magazine für digitale Assets hat gestern einen Artikel veröffentlicht, der sich mit dem Thema Bitcoin als Reserve-Asset für die USA auseinandersetzt. Aufhänger dafür sind die zunehmenden Äußerungen von US-Politikern in Richtung einer strategischen Bitcoin-Positionierung der relevantesten Volkswirtschaft der Welt, welche diesbezüglich Spekulationen auslösen.

Der Artikel mit der Überschrift „Trump entfacht Gespräche über Bitcoin als strategisches Reserve-Asset“ zeigt, dass Bitcoin inmitten des Mainstreams angekommen ist und sogar Diskussionen über eine Art Absicherung der Weltwährung durch das erst 15 Jahre alte Asset mittlerweile salonfähig geworden sind.

Hochrangige US-Politiker wollen strategisch auf Bitcoin setzen

In dem Artikel nimmt der Autor eingangs Bezug auf Aussagen von dem derzeit laut den Wettmärkten wahrscheinlich nächsten US-Präsidenten. Und zwar betonte Donald Trump neulich erst, dass sich die Vereinigten Staaten für Bitcoin öffnen müssen, um nicht gegenüber China oder Russland ins Hintertreffen zu geraten. Diese Aussage traf der Ex-Präsident in dem berühmten Post auf der Plattform Truth Social, in welchem er auch den Wunsch äußerte, dass künftig alle Bitcoin in den USA geminet werden sollen – Blocktrainer.de berichtete.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass immer hochrangige Politiker strategisch auf Bitcoin setzen wollen, ist Vivek Ramaswamy. Der Republikaner kandidierte selbst als Präsident, seit einigen Monaten unterstützt er jedoch seinen Parteikollegen Donald Trump. Laut Forbes soll der 38-jährige ehemalige Biotech-Unternehmer seit dem Rückzug seiner Kandidatur im Januar den Präsidentschaftskandidaten Trump bezüglich digitalen Assets beraten. Dies ist insofern besonders spannend, als Ramaswany selbst gegen Ende seiner Kandidatur vorgeschlagen hatte, den US-Dollar durch einen Korb von Rohstoffen zu decken – zu diesem Mix sollte irgendwann auch Bitcoin gehören.

Ein anderer Präsidentschaftskandidat, der sich für etwas Ähnliches aussprach und in dem Forbes-Artikel angeführt wird, ist Robert F. Kennedy Jr. Dieser ist als unabhängiger Kandidat zwar noch im Rennen, hat aber so gut wie gar keine Gewinnaussichten. Kennedy schlug im Rahmen seines Wahlkampfes vor, US-Staatsanleihen durch Gold, Silber, Platin und auch Bitcoin zu decken – Blocktrainer.de berichtete.

Kennedys und Ramaswamys Pläne zielten darauf ab, die Inflation einzudämmen beziehungsweise dem Kaufkraftverlust des US-Dollars entgegenzuwirken. Trump hingegen hat sich in dieser Hinsicht bislang nicht öffentlichkeitswirksam geäußert, auch wenn der CEO vom Bitcoin Magazine, der Trump bei seinem Wahlkampf unterstützt, behauptet hat, der Ex-Präsident habe ihn gefragt, ob sich mit Bitcoin das Staatsschuldenproblem der USA in den Griff bekommen lassen könnte. Sein Ziel scheint momentan nichtsdestotrotz lediglich das zu sein, die Bitcoin- und Krypto-Industrie in den USA zu behalten und dadurch wirtschaftlich zu profitieren. 

Hinzukommt noch eine weitere einflussreiche Person, die wohl die Bitcoin-freundlichste von denen bereits angeführten ist. Die republikanische Senatorin Cynthia Lummis hat sich schon seit Jahren als Befürworterin von Bitcoin positioniert und dafür plädiert, Bitcoin zur Verbesserung der Staatsfinanzen einzusetzen. Darüber hinaus hat sie Anfang 2022 vorgeschlagen, dass die US-Zentralbank die Fremdwährungsreserven mit Bitcoin diversifiziert. 

Angesprochen von Forbes auf Bitcoin als strategische Reserve der USA betonte Lummis, dass sie von dieser Idee durchaus angetan ist. 

Bitcoin ist ein unglaublicher Wertespeicher, und ich sehe durchaus die Vorteile, wenn unser Land seine Investitionen diversifiziert.
Cynthia Lummis

Wie Bitcoin das Reserve-Asset der USA werden kann

Um herauszufinden, wie sich die USA Bitcoin als Reserve-Asset zunutze machen können, sprach der Autor von Forbes mit Alex Thorn, dem Research-Leiter der Krypto-Firma Galaxy Digital. Thorn hält die Idee, strategisch auf BTC zu setzen, ebenfalls für sinnvoll und er geht davon aus, dass sich künftig Nationen zunehmend dem Bitcoin-Netzwerk anschließen werden. Denn wie bei jedem knappen Rohstoff werden sich laut Thorn Länder einen Wettbewerb liefern, um einen möglichst hohen Anteil davon zu ihr Eigen nennen zu können.

Als globaler dezentralisierter Rohstoff mit soliden Eigenschaften wird der Bitcoin zweifellos eine wachsende Rolle in der Geopolitik und im internationalen Handel spielen.
Alex Thron

Obwohl die USA augenscheinlich noch keine tatsächliche Bitcoin-Strategie verfolgen, erklärt Forbes, dass sie bereits die Nation mit den meisten Bitcoin-Beständen sind und so den „digitalen Gold-Rausch“ anführen. Hinzu kommt, dass die USA die meisten Bitcoiner beherbergt, den größten Anteil zum Bitcoin-Mining beisteuert und das Land mit den meisten Bitcoin-Nodes, also Netzwerk-Knotenpunkten, ist. Sollte Donald Trump im November die Präsidentschaftswahl gewinnen, dann hätten die USA darüber hinaus den ihren „Pro-Bitcoin-Präsidenten“.

Der Artikel konkludiert, dass die USA so das „MicroStrategy der Nationalstaaten“ werden könnten. MicroStrategy ist die erste Aktiengesellschaft, die auf Bitcoin gesetzt hat und mit über 226.000 BTC die Liste der Unternehmen mit Bitcoin-Beständen deutlich anführt. Das von Michael Saylor gegründete Unternehmen konnte von diesem mutigen Schritt deutlich profitieren.

Die Spieltheorie hinter Bitcoin

Mit El Salvador gibt es bereits ein Land, das strategisch auf Bitcoin setzt und aktiv eigene Bestände aufbaut. Alex Thorn erklärt Forbes, dass sich dadurch andere Länder in Zugzwang sehen könnten, es dem mittelamerikanischen Land nachzutun.

Die einfache Spieltheorie besagt, dass die Adoption durch eine Nation zur Folge hat, dass andere Nationen das Gleiche in Erwägung ziehen, ob Freund oder Feind.
Alex Thorn

Anschließend erklärt der Autor, wie die USA als relevanteste Volkswirtschaft der Welt von diesem Schritt, der die Bitcoin-Adoption auf ein neues Level heben würde, profitieren könnten.

Diese Spieltheorie würde sich nur beschleunigen, wenn die Vereinigten Staaten – die reichste Nation der Welt und die Heimat des globalen Kapitals – als erstes Industrieland damit beginnen würden, Bitcoin als strategische Reserve zu akkumulieren. Diese Entscheidung würde die weltweite Akzeptanz von Bitcoin als langfristiges Sparinstrument und eine Form von digitalem Gold beschleunigen. In diesem Szenario würden die Vereinigten Staaten aufgrund ihres First-Mover-Vorteils den größten Gewinn unter den OECD-Ländern erzielen.
Aus dem Artikel

In dem Forbes-Artikel kommt darüber hinaus Matthew Pines vom Bitcoin Policy Institute, einem unparteiischen US-amerikanischen Think-Tank, zu Wort. Pines führt noch den Vorteil an, dass eine Bitcoin-Strategie „die Vereinigten Staaten gut gegenüber autoritären Herausforderern positionieren könnte (die möglicherweise ihre eigenen Strategien zur Diversifizierung von harten Assets und zur Absicherung in Betracht ziehen), während sie gleichzeitig signalisieren, dass sie beabsichtigen, die aufkommenden offenen digitalen Finanznetzwerke anzuführen“. 

Damit meint Pines, dass während China und andere BRICS-Nationen momentan eher mit dem Edelmetall Gold liebäugeln, die USA mit Bitcoin auf die wohl aussichtsreichere Reserve des kommenden Zeitalters setzen könnte, um so auch dem Vertrauensverlust des US-Dollars entgegenzuwirken.

Diskussion um Bitcoin als Reserve-Asset rückt in den Mainstream

Der aktuelle Artikel von Forbes Digital Assets zeigt, dass Spekulationen über eine Absicherung des US-Dollars beziehungsweise über eine Bitcoin-Strategie der USA mittlerweile zunehmend in die Mitte der Gesellschaft rücken. Dies liegt insbesondere daran, dass es immer einflussreiche US-Politiker – in wenigen Monaten wahrscheinlich sogar einen US-Präsidenten – gibt, die sich für das Asset und eine dem gegenüber freundliche Positionierung der USA aussprechen. Sogar direkte Forderungen, den US-Dollar mit Bitcoin zu stützen, gibt es vom mutmaßlich künftigen Vize-Präsidenten Ramaswamy sowie von der Senatorin Lummis.

In der Konklusion des Beitrags heißt es schließlich, dass die USA quasi nur davon profitieren könnten, die Staatsbilanz mit Bitcoin zu stärken, weil dadurch das Vertrauen in US-Staatsanleihen, also die Grundlage des US-Dollars, als auch die Wirtschaftskraft der USA steigen würde.

Eine solide Bilanz, die durch Bitcoin in der frühen Phase der Einführung durch die Nationalstaaten gestärkt wird, würde die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft nur verbessern. Und eine stärkere Wirtschaft würde das Vertrauen in US-Staatsanleihen, die durch das “volle Vertrauen und die Kreditwürdigkeit” der US-Regierung abgesichert sind, nur erhöhen. Mit dieser Strategie könnten die politischen Entscheidungsträger daher den Grundstein für eine unerwartete Zukunft legen – eine Zukunft, in der Bitcoin und der Dollar gemeinsam wachsen.
Aus dem Artikel

Der Autor listet sehr viele Argumente auf, welche die Spekulation weiter befeuern könnte, dass die USA künftig strategisch auf Bitcoin setzen wird, um die eigene Währung zu stützen – und nicht um den US-Dollar zu ersetzen.

Natürlich gibt es momentan auch noch Punkte, die dagegen sprechen. In dem Artikel angeführte potenzielle Hindernisse sind regulatorische Hürden, politischer Gegenwind innerhalb der USA und eine Unsicherheit im Markt der US-Staatsanleihen, welche dieser unkonventionelle Schritt mit sich ziehen könnte.

Ob die USA früher oder später tatsächlich strategische Bitcoin-Positionen aufbauen, gilt es noch abzuwarten. Wenn die USA dies tun, dann werden sie es nur mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht im Vorhinein kommunizieren, da eine solche Ankündigung bereits den Bitcoin-Preis in ungeahnte Höhen treiben würde.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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