Alleine seit Wochenauftakt hat Deutschland beziehungsweise das Bundesland Sachsen augenscheinlich rund 25.000 Bitcoin verkauft. Von den 50.000 Bitcoin, die sächsische Behörden im Januar sichergestellt haben, befanden sich am Montagmorgen noch rund 38.000 BTC in der Wallet, die dem Bundeskriminalamt zugeordnet ist. Stand heute sind davon lediglich etwas mehr als 13.000 Einheiten übrig.

Obwohl Deutschland momentan wohl für einen starken Verkaufsdruck sorgt, scheint der Bitcoin-Kurs dies gut zu verkraften. Seit dem Tief von Freitag vergangener Woche hat sich Bitcoin bereits um etwa 8 Prozent erholt. Ein Faktor dürften dabei die Bitcoin-Spot-ETFs aus den USA sein. Diese verzeichnen seither nämlich wieder Zuflüsse von mehreren hundert Millionen US-Dollar pro Trag.

ETF-Zuflüsse nehmen wieder an Fahrt auf

Nachdem es Mitte Juni eine kleine Flaute bei den US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs gegeben hatte, ist die Nachfrage nach den Anlageprodukten momentan wieder hoch. Seit dem 25. Juni sind den ETFs an acht von zehn Handelstagen Mittel zugeflossen – unter dem Strich 886,8 Millionen US-Dollar in diesem Zeitraum.

Insbesondere seit Freitag vergangener Woche, dem Tag, an dem der Bitcoin-Kurs seinen lokalen Tiefststand von rund 53.500 US-Dollar erreicht hat, haben die ETF-Zuflüsse noch einmal deutlich angezogen. Alleine an den drei abgeschlossenen Handelstagen seither saugten die US-amerikanischen Anlageprodukte 654,3 Millionen US-Dollar beziehungsweise 11.610 BTC auf. Damit sind die kumulierten Zuflüsse seit dem Handelsstart im Januar wieder auf 15,27 Milliarden US-Dollar angestiegen und befinden sich so nur noch knapp unter dem Höchststand von 15,68 Milliarden US-Dollar von Anfang Juni.

Dies zeigt, dass die US-amerikanischen ETF-Investoren, zu denen auch institutionelle Anleger gehören, sich den niedrigeren Bitcoin-Kurs, der wohl unter anderem auf die Verkäufe durch Deutschland zurückzuführen ist, zunutze machen.

Einige Marktbeobachter hatten befürchtet, dass die Wall Street die Bitcoin-ETFs panisch verkaufen wird, wenn einmal der Kurs stärker einbrechen sollte. Doch wie sich jetzt nun einmal herausstellt, ist es genau andersherum.

Auch die Bloomberg-ETF-Experten zeigten sich entsprechend überrascht, dass die ETF-Anleger, die scherzhafterweise als „Boomer“ bezeichnet werden, momentan antizyklisch handeln. „Die Boomer blieben hartnäckig, sogar härter als ich vorhergesagt hatte, und hielten die Nettozuflüsse seit Jahresauftakt bei über 15 Milliarden US-Dollar“, so kommentierte Eric Balchunas gestern auf der Plattform 𝕏 die Daten der Bitcoin-Spot-ETFs. Sein Kollege James Seyffart schrieb bereits am Wochenende zu der Thematik, dass bei den ETFs das komplette Gegenteil von starken ETF-Abflüssen bei der ersten größeren Korrektur zu erkennen ist.

Die Bitcoin-ETFs machen das genaue Gegenteil von Abverkäufen bei der ersten 20-%-Korrektur seit dem Handelsstart.
James Seyffart, Bloomberg-ETF-Experte

Der Markt absorbiert die deutschen Bitcoin

Dass der Bitcoin-Kurs sich so gut hält, während Sachsen augenscheinlich Bitcoin in Milliardenhöhe verkauft, spricht dafür, dass der Verkaufsdruck vom Markt schon zu einem guten Teil vorweggenommen wurde. Hinzu kommt die hohe Nachfrage nach Bitcoin, insbesondere über die Spot-ETFs aus den USA, die dem etwas entgegenhält.

Ob der Markt auch die Coins, die im Rahmen der Rückzahlungen durch die vor zehn Jahren kollabierten Bitcoin-Börse Mt.Gox leicht absorbieren kann, gilt es noch abzuwarten. Dass hierdurch potenziell zusätzliche Zehntausende Bitcoin in den kommenden Wochen auf den Markt kommen könnten, ist jedoch schon länger bekannt.

Wenn der Verkaufsdruck durch die Mt.Gox-Coins und das deutsche Bundesland Sachsen final abgeschlossen ist und sich die Bitcoin im Markt verteilt haben, ist es gut vorstellbar, dass sich der Bitcoin-Bullenmarkt im Angesicht der US-Präsidentschaftswahl und der bevorstehenden Zinssenkungen durch die US-Notenbank mit voller Kraft weiter fortsetzen wird.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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