In dieser Woche hat die im Jahr 2014 aufgrund von Hacks kollabierte Bitcoin-Börse Mt.Gox mit den Rückzahlungen der BTC an die geschädigten Kunden begonnen. Dass dies ab Anfang Juli passieren wird, war bereits seit Montag vergangener Woche bekannt – Blocktrainer.de berichtete. Nun gibt es weitere Entwicklungen hinsichtlich des potenziellen Verkaufsdrucks der fast 142.000 Bitcoin im Gegenwert von ungefähr 8 Milliarden US-Dollar.

Der Bitcoin-Kurs hat in Reaktion auf den Beginn der Rückzahlungen in dieser Woche deutlich nachgegeben und ist zeitweise auf 53.500 US-Dollar gefallen. Stand jetzt ist es mit einem Kursrückgang von um die 12 Prozent bereits die schwächste Woche für den Bitcoin-Kurs seit dem Kollaps der Krypto-Börse FTX im November 2022. Im Wochenverlauf fiel Bitcoin damals um über 20 Prozent.

Die Rückzahlungen von Mt.Gox beginnen

Die geprellten Kunden der damals größten Bitcoin-Börse Mt.Gox warten bereits seit über zehn Jahren auf eine Rückerstattung ihrer Coins, die sie damals auf der Börse liegen gelassen haben. Fast eine Million Bitcoin gingen der japanischen Exchange nach mehreren Hacks verloren. Rund 200.000 BTC konnte Mt.Gox wieder auftreiben, wovon jetzt knapp 142.000 für die Entschädigung der damaligen Kunden bereitstehen. Hinzu kommt fast die gleiche Anzahl an Einheiten des Hard Forks Bitcoin Cash, eine Abspaltung vom Bitcoin-Netzwerk im Jahr 2017, und über 400 Millionen US-Dollar in japanischen Yen.

Auch wenn nur ein Teil der damals verlorenen Bitcoin von Mt.Gox zurückgezahlt werden kann, dürften sich die damals Geschädigten freuen. Nur wenige von ihnen hätten wohl ohne diesen Umstand die Bestände bis heute gehalten. Seither hat sich der Bitcoin-Kurs nämlich in etwa verhundertfacht und die in US-Dollar gemessene Rendite der Kunden, die zwangsweise zu stählernen „Hodlern“ wurden, ist gigantisch. Zudem besteht bei der Pleite einer Börse auch immer die Gefahr, am Ende mit komplett leeren Händen dazustehen.

Die Bitcoin der damals vom Franzosen Mark Karpelès geführten Börse finden jetzt Schritt für Schritt den Weg zurück zu ihren rechtmäßigen Besitzern.

MtGox-Kunden haben endlich angefangen, Bitcoins zu erhalten! Nach über 10 Jahren war ich mir nicht mehr sicher, ob es irgendwann passieren würde, aber jetzt ist es endlich soweit! Es war eine lange Reise und ich bin froh zu sehen, dass wir endlich am Ziel sind, nur ein bisschen mehr …
Mark Karpelès, ehemaliger CEO von Mt.Gox

Heute Nacht sind bereits 1.545 BTC im Gegenwert von über 80 Millionen US-Dollar an die japanische Krypto-Börse Bitbank geflossen. Am heutigen Tag gab es zudem eine Mitteilung des Rehabilitationstreuhänders, aus der hervorgeht, dass die Rückzahlungen jetzt eingeleitet sind und auch zügig abgeschlossen werden können, insofern einige Bedingungen erfüllt sind – unter anderem, dass die Diskussionen mit den abwickelnden Krypto-Exchanges abgeschlossen sind oder die Geschädigten ein registriertes Konto bei den besagten Börsen haben.

Jedoch müssen sich die Gläubiger von Mt.Gox – so, wie es auch der ehemalige CEO klarstellt – noch ein wenig gedulden. Das gilt wahrscheinlich auch für diejenigen, die auf ein rasches Ende des Verkaufsdrucks hoffen.

Von vornherein war es so kommuniziert, dass sich die Rückzahlungen bis zum 31. Oktober erstrecken werden. Je nach Börse, welche die Ausbezahlung der geschädigten Mt.Gox-Kunden abwickelt, kann es bis zu 90 Tage andauern, bis die Coins tatsächlich bei den rechtmäßigen Besitzern landen. So ist es der Fall bei der Exchange Kraken, an die Stand jetzt noch keine Mt.Gox-Coins geflossen sind. Bitbank hingegen, die erste Börse, die bereits Bitcoin erhalten hat, wird die Rückzahlungen laut dem Rehabilitationsplan selbst innerhalb von zwei Wochen abwickeln. 

Bitcoin-Kurs bricht in Antizipation des Abverkaufs ein

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist die Rückzahlung der rund 142.000 BTC der Hauptgrund für den derzeit deutlich zurücklaufenden Bitcoin-Kurs. Nebenher verkauft zwar auch Deutschland beziehungsweise das Bundesland Sachsen regelmäßig hunderte Bitcoin, doch unter dem Strich dürfte der potenzielle Verkaufsdruck durch die Mt.Gox-Coins diesen deutlich übersteigend. 

Bisher scheinen jedoch Marktteilnehmer noch primär in Antizipation des Mt.Gox-Verkaufsdrucks ihre BTC abzustoßen, da die Rückzahlungen erst gerade begonnen haben und das bisher nur mit einem Bruchteil. Verwunderlich ist jedoch, dass der Bitcoin-Kurs so stark einbricht, obwohl bereits seit Jahren klar ist, dass eines Tages viele der von Mt.Gox zurückerlangten BTC wieder auf dem Markt landen werden. Dass die Rückzahlungen jetzt unmittelbar bevorstehen, ist darüber hinaus schon seit fast zwei Wochen bekannt. Logischer wäre es dementsprechend gewesen, wenn die Marktteilnehmer, die diesen Verkaufsdruck „frontrunnen“ wollten, dies verstärkt am Montag vergangener Woche bereits getan hätten.

Wie für den Krypto-Markt üblich, verstärken momentan auch die Liquidierungen von Tradern diese Kursbewegung. Alleine innerhalb der vergangenen drei Handelstage gab es bereits Liquidierungen von Positionen, die auf einen steigenden Bitcoin-Kurs gesetzt haben, in Höhe von rund 265 Millionen US-Dollar.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie groß der tatsächliche Abverkauf durch die Mt.Gox-Coins letzten Endes sein wird. Ob der Bitcoin-Kurs durch die Rückzahlungen weiter unter Druck gerät oder der Markt den potenziellen Verkaufsdruck mittlerweile schon komplett vorweggenommen hat, kann nur die Zukunft zeigen. 

Am heutigen Handelstag notierte der Bitcoin-Kurs zeitweise mehr als 27 Prozent unter dem Allzeithoch von Mitte März. Bis jetzt ist dieser Kursrückgang entsprechend eine normale Korrektur in Bitcoin-Bullenmärkten, in denen BTC in der Vergangenheit häufiger Rücksetzer von um die 30 Prozent oder sogar mehr verzeichnete. 

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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