Bei Bitcoin haben sich in dieser Woche die positiven Nachrichten überschlagen. Neben einigen anderen großen Finanzdienstleistern hat der erste Pensionsfonds aus den USA in Bitcoin-Spot-ETFs investiert. Zudem sind baldige Zinssenkungen der US-Notenbank durch die vom Markt positiv aufgefassten Inflationszahlen wahrscheinlicher geworden.

Im Rahmen dieser Meldungen nahmen die Zuflüsse in die Bitcoin-Spot-ETFs wieder an Fahrt auf und der Bitcoin-Kurs stieg auf über 66.000 US-Dollar. Damit befindet sich Bitcoin nur noch rund zehn Prozent entfernt von dem Mitte März gesetzten Allzeithoch von 73.800 US-Dollar.

Institutionelles Interesse ist überraschend hoch

Bis zum 15. Mai mussten Finanzdienstleister mit über 100 Millionen US-Dollar an in den USA gehandelten Wertpapieren offenlegen, welche Positionen sie zum Ende des ersten Quartals dieses Jahres gehalten haben. Da die Bitcoin-Spot-ETFs am 11. Januar in den Vereinigten Staaten ihren ersten Handelstag feierten, war es das erste Mal, dass die neuen Anlageprodukte in den sogenannten 13F-Filings auftauchen konnten.

Die Meldungen hatten es in sich: Mit dem State of Wisconsin Investment Board (SWIB) hat der erste US-amerikanische Pensionsfonds in die Bitcoin-Spot-ETFs investiert – Blocktrainer.de berichtete. Der zehntgrößte Pensionsfonds aus den USA gab im Rahmen des Filings bekannt, zum Stichtag des 31. März 163 Millionen US-Dollar in Bitcoin-ETFs gehalten zu haben. Diesen Positionen machten zwar nur 0,1 Prozent des Gesamtportfolios aus, doch die Signalwirkung dürfte hierbei nicht zu unterschätzen sein.

Bloomberg-ETF-Experte Eric Balchunas betonte, dass dies ein gutes Zeichen sei, da sich Institutionen in Herden bewegen und nun mehr zu erwarten sei.

Wer kaufte die ETFs?

Der Großteil der Finanzdienstleister mit Bitcoin-Positionen waren Investment Advisor (RIA). Diese investierten generell aber eher kleiner Beträge in die Bitcoin-ETFs. Die eher spekulativer handelnden Hedgefonds meldeten deutlich größere Positionen – obwohl es insgesamt weniger Unternehmen waren, die Bitcoin-Exposure zum Stichtag hatten.

Insbesondere bei Hedgefonds sind die Zahlen jedoch mit Vorsicht zu genießen. Da Futures-Positionen nicht in den Filings auftauchen, kann es sein, dass diese die ETFs lediglich für einen sogenannten Basis-Trade gehalten haben. Shorten Hedgefonds nämlich Bitcoin-Futures und kaufen gleichzeitig die Spot-ETFs, so können sie von der sich abbauenden Differenz zwischen dem Spot- und dem Futures-Kurs profitieren. Diese war im ersten Quartal zeitweise sehr hoch.

Insgesamt hielten 405 RIAs und 85 Hedgefonds, die jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar an Assets verwalten, zum 31. März Bitcoin-ETFs. Die 85 Hedgefonds kamen dabei mit rund 5 Milliarden US-Dollar in Bitcoin-ETFs fast auf die doppelte Summe der RIAs.

Interessant ist zudem, dass 12 der 25 größten Hedgefonds aus den USA Bitcoin-ETFs hielten. Gemeinsam kamen diese alleine auf 2,6 Milliarden US-Dollar.

Für die großen Investitionssummen bei den Hedgefonds sorgte vor allem Millennium Management. Das New Yorker Unternehmen meldete kurz vor Ablauf der Frist noch die mit Abstand größte Position an Bitcoin-ETFs. Rund zwei Milliarden US-Dollar hielt der Hedgefonds zum Stichtag in den neuen Anlageprodukten.

Die Meldung sorgte für Aufsehen und bestätigte viele Marktbeobachter zusätzlich in der Annahme, dass das institutionelle Interesse an den Bitcoin-Spot-ETFs groß ist.

"Es sind nur Kleinanleger, die die #Bitcoin-ETFs kaufen."
James Seyffart

Millennium ist der König unter den Haltern von Bitcoin-ETFs mit etwa 2 Mrd. $ in vier ETFs. Und das unter mehr als 500 Haltern (Millennium hält etwa das 200-Fache des Durchschnitts für die ETFs). Die Mehrheit sind Anlageberater (60 %), aber auch eine große Anzahl von Hedgefonds (25 %). Man kann nie ganz sicher sein, was Hedgefonds damit vorhaben, aber sie waren definitiv große Käufer.
Eric Balchunas

Insgesamt gaben die 13F-Filings einen interessanten Einblick, welche Entitäten hinter den starken Zuflüssen in die Bitcoin-Spot-ETFs standen. Die in den Filings berichteten Bestände machen knapp 20 Prozent des gesamten Anlagevolumens der Bitcoin-Spot-ETFs aus. Interessant ist auch, dass es fast zehnmal so viele Finanzdienstleister waren, die Bitcoin-ETF-Exposure meldeten, als diejenigen, die zum Ende des ersten Quartals Gold-ETFs gehalten haben.

Generell überraschte wohl viele Marktbeobachter, dass so viele institutionelle Investoren bereits wenige Wochen nach der Auflage der Anlageprodukte schon in diese investiert hatten. Andere im Januar neu aufgelegte ETFs hielten im Schnitt nur etwa drei bis fünf Finanzdienstleister zum Stichtag. 

$IBIT hatte in seiner ersten 13F-Saison 414 gemeldete Halter, was ein Wahnsinn ist und den Rekord sprengt. Selbst mit 20 Haltern als neu aufgelegter ETF wäre das ein riesiges Ding, sehr selten ist so etwas. Hier ist ein Blick darauf, wie die BTC-ETFs im Vergleich zu anderen ETFs aus dem Januar (aka die Klasse von 2024) in dieser Metrik abgeschnitten haben.
Eric Balchunas

Auch der CIO von Bitwise, einem Vermögensverwalter, der auch einen Bitcoin-ETF an den Start gebracht hat, ordnete die Ergebnisse aus den 13F-Filings als eine positive Überraschung ein.

Die 13Fs sind für Q1 2024 eingereicht!  Die Kurzfassung? Die Institutionen kaufen. Zusammenfassende Daten:

* 944 Firmen mit mehr als 100 Mio. $ melden den Besitz von Bitcoin-ETFs.

* Zusammen besitzen sie 10,7 Milliarden Dollar.

Das ist bereits ein großer Erfolg und nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.
Matt Hougan, CIO von Bitwise

US-Inflationsdaten machen Hoffnung auf bald sinkende Zinsen

Doch die Meldungen im Rahmen der 13F-Filings entpuppten sich nicht als der primäre Kurstreiber in dieser Woche. Das waren die in den USA gemeldeten Inflationszahlen für den April. Mit 3,4 Prozent im Vorjahresvergleich fiel die Konsumgüterpreisinflation zwar im Rahmen der Erwartungen aus, doch die Änderungsrate gegenüber dem Vormonat lag mit 0,3 Prozent leicht unter den erwarteten 0,4 Prozent – Blocktrainer.de berichtete.

Das war genug Anlass für den gesamten Finanzmarkt, am Tag der Meldung deutlich zuzulegen. Die großen US-amerikanischen Aktienindizes katapultierten diese Zahlen auf neue Allzeithochs. Bitcoin konnte mit einem Zuwachs an dem Handelstag von mehr als 7 Prozent jedoch herausstechen – auch wenn das Asset danach noch gute zehn Prozent von neuen Höchstständen entfernt war.

Grund für die positive Marktreaktion auf die Inflationszahlen ist, dass dadurch baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank etwas wahrscheinlicher geworden sind. Aktuell rechnen die Marktteilnehmer mit überwiegender Mehrheit mit der ersten Zinssenkung bei der US-Notenbanktagung im September.

Bitcoin-ETF-Zuflüsse nehmen wieder an Fahrt auf

Im Rahmen der positiven Meldungen drehte sich auch der Wind bei den Bitcoin-Spot-ETFs. Allein in den ersten vier Handelstagen der Woche flossen den Anlageprodukten mehr als 725 Millionen US-Dollar zu. Damit zeichnen die Daten wieder ein deutlich positiveres Bild als die vorherigen Wochen, in denen die Zuflüsse stagnierten und den ETFs sogar zeitweise wieder viele BTC abflossen.

In dieser und der letzten Woche konnten die Bitcoin-Spot-ETFs die teils starken Abflüsse vom April und Anfang Mai wieder gänzlich ausgleichen.

Die Bitcoin-ETFs haben zwei solide Wochen mit Zuflüssen in Höhe von 1,3 Mrd. USD hinter sich, was die gesamten negativen Zuflüsse im April ausgleicht und sie wieder in die Nähe der Spitzenmarke von +12,3 Mrd. USD netto seit der Auflegung bringt. Diese Schlüsselzahl ist meiner Meinung nach wichtig, da sich bei ihr die Zuflüsse und Abflüsse (die normal sind) die Waage halten.
Eric Balchunas

Die kumulierten Zuflüsse sind mit 12,4 Milliarden US-Dollar aktuell nur noch knapp vom Höchststand von 12,6 Milliarden US-Dollar entfernt.

Big Player treffen auf ein begrenztes Angebot

Während das institutionelle Interesse wieder an Fahrt aufnimmt und laut einigen Marktbeobachtern die großen Zuströme erst noch bevorstehen, befinden sich immer weniger Bitcoin zum schnellen Verkauf auf den Exchanges. Der schon lange anhaltende Abwärtstrend scheint sich derzeit weiter fortzusetzen – trotz Kursen nahe dem Allzeithoch.

Zudem kommen seit dem vierten Bitcoin-Halving, das am 20. April dieses Jahres stattfand, weniger neue Bitcoin je Block in den Umlauf, mit denen die hohe Nachfrage bedient werden kann. Früher oder später könnte sich dies – wie es bei den ersten drei Halvings der Fall war – in einem steigenden Bitcoin-Kurs widerspiegeln.

Große Kurszuwächse stehen noch bevor?

Währenddessen scheinen die Kleinanleger noch nicht wieder in den Markt zurückgekehrt zu sein, wie das niedrige Google-Suchinteresse sowie das noch weit unter den Höchstständen befindliche Handelsvolumen von Privatpersonen bei der großen Krypto-Börse Coinbase nahelegen – Blocktrainer.de berichtete.

Es bleibt spannend zu beobachten, ob institutionelle Investoren sich künftig noch stärker auf das begrenzte Asset stürzen werden und damit den Kurs in die Höhe treiben. Und da hohe Kurse meist Kleinanleger anziehen, könnten sich dadurch die preistreibenden Effekte weiter verstärken.

Dass die Kleinanleger derzeit wieder investitionsfreudiger sind, hat sich an dem neu aufflammenden Hype um die Aktie GameStop gezeigt, als Keith Gill zu Beginn der Woche auf 𝕏 zurückkehrte. Gill, bekannt als “Roaring Kitty”, gilt als der Haupttreiber des Shortsqueeze der Aktie Anfang 2021.

Und da nach dem ersten GameStop-Hype, in Rahmen dessen zum Höchstpunkt an den Börsen die Aktie nur noch verkauft, aber nicht mehr gekauft werden konnte, anscheinend aus Unmut gegenüber dem Finanzsystem einige Privatanleger in den dezentralen Bitcoin-Markt umzogen, erwarten Marktbeobachter, dass sich das in diesem Jahr so wiederholen könnte.

Ein Indiz dafür wäre bereits der kontroverse Influencer Andrew Tate. Diese teilte Anfang der Woche noch seinen Millionen Followern mit, dass er nun auch auf GameStop setzt, um dem Finanzsystem eins auszuwischen. Als dann auch dieses Mal der Handel mit dem Wertpapier durch die Börsen mehrfach ausgesetzt wurde, verkündete der ehemalige Kickboxer nun “all in” Bitcoin zu gehen und dem Fiatsystem den Rücken zuzukehren.

Ich weiß, dass ich das in chaotischen Zeiten nicht tun sollte, aber ich bin im Begriff, Fiat komplett zu verlassen und über 100 Mio. in BTC zu stecken.

Und ich werde sogar beweisen, dass ich es getan habe.

Ich bin fertig mit den Banken.

Ich bin fertig mit ihrem Geld.

Fertig mit den Betrügereien.

Dann gehe ich auf Bootsfahrt.
Andrew Tate

Ob sich die Vergangenheit wiederholt und sich die Privatanleger zeitnah wieder auf Bitcoin stürzen, bleibt abzuwarten.

Generell dürfte das Investitionsumfeld in den kommenden Monaten aber auch nur noch besser werden. Mit der anstehenden US-Präsidentschaftswahl ist es derweil unwahrscheinlich, dass die US-Zentralbank die Kapitalmärkte mit einer restriktiven Geldpolitik abwürgt. Und da Bitcoin als Asset in der Vergangenheit stark von niedrigen Zinsen profitiert hat, könnte dies den Bitcoin-Kurs zusätzlich beflügeln.