Seit Mitte Juni verkauft Deutschland augenscheinlich tausende Bitcoin. Von den 50.000 BTC, die sächsische Behörden im Januar sichergestellt haben, befinden sich aktuell nur noch weniger als 40.000 in der Wallet, die dem BKA zugeordnet wird.

Jetzt kursieren Meldungen auf der Plattform 𝕏, dass Deutschland Bestände zurückgekauft haben soll. Die User des Kurznachrichtendienstes suggerieren dabei, dass ein Sinneswandel stattgefunden hat. Was ist da dran?

Deutschland kauft Bitcoin zurück?

Alleine in dieser Woche sind von der BKA-Wallet fast 2.000 BTC an Krypto-Börsen geflossen. Hinzu kommen rund 5.000 BTC, die an eine nicht identifizierte Wallet transferiert wurden. Bei diesen Transaktionen handelt es sich laut dem bekannten Analyseunternehmen Arkham Intelligence wohl um OTC-Verkäufe, also um Verkäufe am „offenen Markt“ vorbei.

Die Annahme, dass Deutschland jetzt einige der Bitcoin zurückgekauft haben soll, basiert auf einem Artikel, der in dem Kontext von einer „überraschenden Wende“ spricht. Grund für diese Berichterstattung ist, dass Zahlungsströme auch von Börsen an die BKA-Wallet beobachtbar sind. In dieser Woche sind beispielsweise knapp 700 von den 2.000 an die bekannten Exchanges geschickten BTC wieder zurückgeflossen.

Dies ist jedoch alles andere als eine Neuigkeit. Blocktrainer.de berichtete bereits darüber, dass auch Transaktionen wieder von den Börsen an die Behörde zurück erkennbar sind. Die ersten Transaktionen dieser Art gab es bereits am 20. Juni. Hierbei handelte es sich aber – wie auch bei den darauffolgenden Transaktionen von Börsen an das BKA – lediglich um einen Teil der zuvor zu Coinbase, Kraken und Bitstamp geschickten Beständen. Entsprechend ist die Annahme, dass es sich dabei um Käufe handelt, nicht nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz bedeutet dies, dass nicht alle BTC, die an die besagten Exchanges geflossen sind, vollumfänglich von Deutschland veräußert wurden.

Was genau dahintersteckt, ist nicht mit Gewissheit zu sagen. Dass das BKA beispielsweise Bitcoin an Kraken schickt, von Kraken wieder einen Teil zurückerhält und danach wieder genau an diese Börse BTC transferiert, ist in jedem Fall skurril. Eine Theorie ist, dass das BKA mit der Zeit andere attraktive Veräußerungsmöglichkeiten entdeckt hat und sich vermehrt in diese Richtung umorientiert – um etwa anteilig mehr OTC zu verkaufen.

Obwohl es Stimmen gibt, die behaupten, Deutschland sollte die Bestände lieber behalten und gar eine Bitcoin-Strategie implementieren, ist bisher noch nicht davon auszugehen, dass ein Sinneswandel stattgefunden hat. Welcher Anteil der restlichen rund 40.000 Bitcoin im Gegenwert von mehr als zwei Milliarden Euro noch veräußert werden soll, ist bisher nicht bekannt.

Vorsicht vor "Krypto-Twitter" und unseriösen News-Outlets

Die aktuell fleißig geteilten Meldungen zeigen wieder einmal, dass sich irreführende Informationen schnell in der Bitcoin-Community verbreiten können. In diesem Fall wäre es jedoch für jeden Marktbeobachter mit nur ein paar wenigen Klicks möglich gewesen, die Zahlungsströme der BKA-Wallet selbst nachzuvollziehen und zu dem Schluss zu kommen, dass es sich dabei wohl nicht um Käufe, geschweige denn um eine „überraschende Wende“ handelt.

Die Zahlungsströme des BKA-Wallets sind dennoch nicht ganz leicht mit einem Blick zu erfassen. Zu den Transaktionen zu den Exchanges und von diesen zurück, kommen neben den vermeintlichen OTC-Verkäufen auch noch Zahlungsströme an „Flow Traders“ hinzu, was wohl bedeutet, dass das BKA im Rahmen dieser einen Teil der BTC-Bestände lediglich als Liquidität bereitstellt. Diese Transaktionen an die Trading-Firma könnten andererseits aber auch Verkäufe sein.

Es bleibt spannend abzuwarten, welche Transaktionen in den kommenden Wochen und Monaten noch beobachtbar sein werden und wie viele der 50.000 BTC letzten Endes von Deutschland tatsächlich veräußert werden.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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