Jamie Dimon, der CEO von JPMorgan, war lange Zeit einer der stärksten Bitcoin-Kritiker in der Finanzwelt. Der Milliardär plädierte sogar dafür, Bitcoin zu verbieten. Laut Präsidentschaftskandidat Donald Trump soll Jamie Dimon hinsichtlich Bitcoin jetzt „plötzlich seine Meinung geändert“ haben. 

Bedeutet das, dass neben Larry Fink, dem CEO des größten Vermögensverwalters der Welt, jetzt auch der CEO der nach Marktkapitalisierung größten Bank auf diesem Planeten von einem Bitcoin-Gegner zu einem Befürworter geworden ist? Und könnte dies etwas mit der potenziellen Ernennung von Dimon als Finanzminister unter einer Präsidentschaft von Trump zu tun haben?

Jamie Dimon und Bitcoin

Schon im Jahr 2017 hat Jamie Dimon mit seiner Abneigung gegenüber Bitcoin polarisiert. Damals gab er zum Besten, dass er jeden seiner Mitarbeiter, der mit Bitcoin handelt, wegen Dummheit feuern würde. 

Auf dem Weltwirtschaftsforum im Januar 2023 bezeichnete Dimon Satoshi Nakamotos Kreation als „aufgeblasenen Betrug“ und er zweifelte an, dass die Gesamtmenge von Bitcoin wirklich bei knapp 21 Millionen Einheiten ihr Ende finden wird. 

Bei einer Anhörung im Senat Ende 2023 betonte Dimon gegenüber der Bitcoin-kritischen Senatorin Elizabeth Warren, dass der einzige Nutzen von Bitcoin der für illegale Aktivitäten ist. Er konkludierte:

Wenn ich die Regierung wäre, würde ich es abschalten.
Jamie Dimon

Selbst im Januar 2024, als seine Bank schon bei den Bitcoin-Spot-ETFs mitmischte, gab er sich weiterhin kritisch. Er behauptete wieder, dass Bitcoin für Geldwäsche, Betrug, Steuerhinterziehung und Sex trafficking benutzt wird und er dazu rät, nichts damit zu tun zu haben.

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Tatsächlich stehen laut dem „Crypto Crime Report“ von Chainalysis aktuell nur rund 0,34 Prozent der gesamten Krypto-Transaktionen mit illegalen Aktivitäten in Verbindung.

Die Ironie dabei: In der Rolle als autorisierter Teilnehmer bei mehreren Bitcoin-ETFs, muss JPMorgan selbst mit Bitcoin „handeln“ – also das tun, wofür der Chef weniger als sieben Jahre zuvor noch Mitarbeiter wegen „Dummheit“ entlassen wollte. So musste JPMorgan für das erste Quartal sogar ausweisen, Bitcoin-Spot-ETFs gehalten zu haben.

Interessant ist auch, dass Dimons Bank im Jahr 2013 im Rahmen eines Vergleichs 13 Milliarden US-Dollar an Strafe gezahlt hat, weil JPMorgan die Qualität von Wertpapieren im Vorfeld der Weltfinanzkrise 2008 zu hoch angesetzt hat. Erst vergangenes Jahr wurden zudem zwei Trader von JPMorgan zu einer Haftstrafe verurteilt, weil sie versucht haben, den Markt von dem Edelmetall Silber zu manipulieren.

Es ist bezeichnend, dass diejenigen, die Bitcoin das Schmutzimage verpassen wollen, selbst oft Dreck am Stecken haben. Erst in dieser Woche wurde etwa der demokratische Senator Bob Menendez, der im Jahr 2017 noch sagte, dass Bitcoin die ideale Wahl für Kriminelle darstellt, wegen Korruption verurteilt. Er soll sich unter anderem mit Gold und Bargeld bestechen lassen haben.

Jamie Dimon ist jetzt Bitcoin-Fan?

Das Gerücht, dass der JPMorgan-CEO mittlerweile seine Meinung zu Bitcoin geändert hat, hat niemand Geringeres als der womöglich nächste US-Präsident Donald Trump in die Welt gesetzt. In dem großen Interview mit Bloomberg, das am 25. Juni abgehalten und am 16. Juli veröffentlicht wurde, geht es auch um Bitcoin und Kryptowährungen. Der 78-Jährige kommt auf Jamie Dimons Haltung gegenüber der Anlageklasse zu sprechen, als er sich für seinen eigenen Sinneswandel bezüglich digitaler Assets rechtfertigt.

Und wenn Sie Jamie Dimon fragen, Jamie Dimon war, wissen Sie, sehr negativ und jetzt hat er plötzlich seine Meinung ein wenig geändert.
Donald Trump

Positive Äußerungen zu Bitcoin von dem JPMorgan-CEO waren bisher nicht zu vernehmen. Entsprechend sorgte diese Aussage für großes Aufsehen. Beispielsweise titelte die Sparte für digitale Assets von Forbes: „Er hat seine Meinung geändert – Trump enthüllt JPMorgan-CEOs 'plötzlichen' Bitcoin- und Krypto-Flip inmitten eines enormen Preisanstiegs“.

Jamie Dimon differenzierte jedoch in den vergangenen Monaten immer wieder, dass er einen Anwendungsfall für die Blockchain-Technologie beziehungsweise Tokenisierung sieht, aber so etwas wie Bitcoin ein „Pet Rock“ ist.

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„Pet Rocks“ sind Haustiere aus Stein, die in den 1970er-Jahren einen riesigen Hype erfahren haben, seither aber wieder in der Versenkung verschwunden sind. Der Begriff ist sinngemäß also mit einer „nutzlosen Modeerscheinung“ zu übersetzen.

JPMorgan ist auch schon länger selbst im Krypto-Sektor aktiv. Die Großbank hat eine eigene Blockchain entwickelt und sogar den „JPM Coin“, einen mit US-Dollar gedeckten Stablecoin für die institutionelle Anwendung, schon im Jahr 2019 auf den Weg gebracht.

Ob Donald Trump seinen engen Freund Jamie Dimon falsch verstanden hat oder er tatsächlich mittlerweile auch Bitcoin etwas abgewinnen kann, wie der Präsidentschaftskandidat in dem Interview suggeriert, gilt es abzuwarten. 

Eventuell könnte mit der Aussage, dass er „seine Meinung ein wenig geändert“ hat, auch lediglich die pro-Blockchain-Haltung von JPMorgan und dem CEO gemeint sein. Dagegen spricht jedoch, dass Trump von einem ganz aktuellen Sinneswandel zu sprechen scheint, wie das Wort „jetzt“ unterstreicht. Spätestens dann, wenn der JPMorgan-CEO das nächste Mal auf Bitcoin in einem Interview angesprochen wird, sollte es Klarheit geben. 

Es ist auch vorstellbar, dass Dimon sich mit einer Pro-Bitcoin-Haltung bei Trump beliebter machen möchte. An anderer Stelle in dem Interview behauptet der 78-Jährige, dass er „auf jeden Fall in Betracht ziehen würde“, Jamie Dimon zum US-Finanzminister zu machen. Eventuell besteht hier ein Zusammenhang. Donald Trump positioniert sich in seinem Wahlkampf als ein großer Bitcoin-Befürworter und zu dieser Haltung würde es nicht passen, wenn er einen der stärksten Kritiker zum Finanzminister ernennt.

Bitcoin-Kritiker kippen um

Sollte Jamie Dimon wirklich seine Meinung zu Bitcoin geändert haben, so wäre er nicht die erste einflussreiche Person aus der Finanzindustrie. In dieser Woche betonte Larry Fink, der CEO und Mitgründer vom größten Vermögensverwalter der Welt, dass er kein Skeptiker mehr ist, seit er sich tiefergehend mit Bitcoin auseinandergesetzt hat.

Auch Mark Cuban, ein bekannter Investor aus den USA, ist jüngst durch „bullische“ Aussagen gegenüber Bitcoin aufgefallen. Auf der Plattform 𝕏 postete der Milliardär gestern, dass die Sterne für einen starken Preisanstieg von Bitcoin gut stehen – unter anderem wegen geopolitischer Unsicherheit und dem Vertrauensverlust des US-Dollars als Reserve-Währung. Laut Cuban könnte sich die Vision der Bitcoin-Maximalisten bewahrheiten und Satoshi Nakamotos Kreation zur globalen Währung und einem „sicheren Hafen“ werden.

Auch der Investmentstar war früher ein starker Kritiker. Im Jahr 2019 sagte Cuban noch, dass Bitcoin keinen intrinsischen Wert hat, es niemand braucht und er Bananen bevorzugt.

Ob Jamie Dimon auch die Größe hat, sich öffentlichkeitswirksam eines Tages einzugestehen, bezüglich Bitcoin in der Vergangenheit falsch gelegen zu haben, gilt es abzuwarten. Noch sind es auch nur – von Trump in die Welt gesetzte – Gerüchte, dass dem überhaupt so ist.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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