In der vergangenen Nacht fand die langersehnte Debatte zwischen Ex-Präsident Donald Trump und dem amtierenden Präsidenten Joe Biden statt. Nach dem Schlagabtausch ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die US-Bürger Trump im November ins Weiße Haus wählen, deutlich gestiegen. Da Trump sich in den vergangenen Wochen auch vermehrt für Bitcoin ausgesprochen hat, stellt sich die Frage, was eine Präsidentschaft des 78-Jährigen für das Asset bedeuten könnte.

Trump entscheidet TV-Duell für sich

Kaum ein Ereignis hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wie das vom Fernsehsender CNN ausgestrahlte Duell zwischen Biden und Trump. Im Fokus dabei standen weniger die Inhalte, dafür mehr die körperliche und geistige Verfassung des amtierenden Präsidenten. Da Biden auch in dem Schlagabtausch an einigen Stellen verwirrt wirkte und sich mehrfach verzettelte, fanden sich die Kritiker in ihrer Annahme bestätigt, dass der 81-Jährige wahrscheinlich zu alt für das wohl wichtigste Amt der Welt ist.

Laut einer Umfrage von CNN sind zwei Drittel der Zuschauer der Meinung, dass Trump die Debatte für sich entscheiden konnte. Der laut den Wettmärkten bereits vorher führende Präsidentschaftskandidat konnte daraufhin seinen Vorsprung gegenüber Biden deutlich ausbauen.

Die Wahrscheinlichkeit für die Wiederwahl Bidens brach in unmittelbarer Reaktion auf seinen schwachen Auftritt von über 35 auf unter 20 Prozent ein. Der amtierende Präsident machte einen so schlechten Eindruck, dass sogar Forderungen innerhalb der eigenen Reihen laut wurden, kurzfristig doch noch einen anderen Kandidaten für die Demokratische Partei aufzustellen. Ob Biden selbst antritt oder etwa Gavin Newsom, der Gouverneur von Kalifornien, ändert wohl nichts mehr daran, dass Donald Trump aller Anschein nach ein zweites Mal US-Präsident wird.

Die Auswirkung von Trump als Präsident für Bitcoin

In der besagten Debatte ging es zu keinem Zeitpunkt um Bitcoin. Davon war auch nicht auszugehen, obwohl sich Trump im Rahmen seines Wahlkampfes mehrfach für Bitcoin und die Industrie drumherum ausgesprochen hat.

Für eine kleine Enttäuschung in der Bitcoin-Community könnte dies dennoch gesorgt haben. Laut einer Umfrage von Michael Saylor, dem Gründer des auf Bitcoin setzenden Unternehmens MicroStrategy, gingen fast 70 Prozent der abstimmenden 𝕏-User davon aus, dass Bitcoin in dem Duell thematisiert wird.

Wird #Bitcoin ein Thema bei der heutigen Präsidentschaftsdebatte sein?

Ja: 69,3 %
Nein: 30,7 %

 

Auch wenn der Bitcoin-Kurs nicht positiv auf die für Trump positiv ausgegangene Debatte reagiert hat, könnte seine Präsidentschaft weitreichende Folgen für Bitcoin haben. Seit Anfang Mai hat sich der Ex-Präsident mehrfach positiv für Bitcoin und Co. ausgesprochen und betont, dass er der Präsident wäre, der den Sektor untersützt. Dabei hat er immer wieder seinen Kontrahenten und die Demokraten per se für den „Anti-Krypto-Kurs“ kritisiert und diesen als einen „Krieg gegen Krypto“ bezeichnet. 

Im Sommer 2021 erklärte der Ex-Präsident noch gegenüber FOX Business, dass Bitcoin für ihn nach einem Betrug aussieht. Doch als er jüngst großen Zuspruch für seine Pro-Bitcoin-Standpunkte erntete, legte er bei diesen noch eine Schippe drauf. Trump akzeptierte daraufhin Bitcoin und Co. für Wahlkampfspenden und er betonte, dass er möchte, dass alle künftigen Bitcoin in den USA geminet werde. 

Zudem versprach Trump, dass er Ross Ulbricht am ersten Tag seiner Amtseinführung aus dem Gefängnis entlassen werden. Ulbricht ist der Gründer des Darknet-Marktplatzes Silk Road, auf dem vor mehr als zehn Jahren Güter mit Bitcoin kaufbar waren – einer der ersten Anwendungsfälle von Bitcoin als Zahlungsmittel.

Darüber hinaus kursieren ernstzunehmende Gerüchte, dass Trump auf der Bitcoin-Konferenz in Nashville Ende Juli auftreten wird. In seinen Wahlkampfveranstaltungen sind derweil Sätze wie die folgenden ein wiederkehrender Bestandteil.

Um die Zukunft Amerikas weiter zu sichern und Chancen für junge Menschen zu schaffen, werde ich Joe Bidens Krieg gegen Krypto beenden. Wir werden sicherstellen, dass die Zukunft von Krypto und Bitcoin in Amerika gemacht wird. Sonst werden es andere Länder haben.
Donald Trump

Die multinationale Großbank Standard Chartered prognostizierte Anfang Juni, dass der Bitcoin-Kurs bis Jahresende auf 150.000 US-Dollar steigen könnte, wenn Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt. Als Grund dafür nannte Geoff Kendrick, der Leiter der Forschungsabteilung für digitale Vermögenswerte, die Krypto-freundliche Haltung des wahrscheinlich nächsten US-Präsidenten.

Während wir uns der US-Wahl nähern, erwarte ich, dass 100.000 $ erreicht werden und dann 150.000 $ bis zum Jahresende im Falle eines Trump-Sieges.
Geoff Kendrick

Trump als Präsident ein Kurstreiber für Bitcoin?

Es gibt eine Kapitalmarktweisheit, die besagt, dass politische Börsen kurze Beine haben. Doch im Fall von Bitcoin ist dies nicht unbedingt der Fall. Beispielsweise entpuppte sich die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA als starker Kurstreiber. Und sollte sich ein Staatsführer dafür einsetzen, dass das Land selbst Bitcoin kauft – wie es in El Salvador der Fall ist –, dann könnte dies den Bitcoin-Kurs in ungeahnte Höhen katapultieren, zumindest im Falle der USA.

Generell wäre bereits eine positive Regulierung, die dafür sorgt, dass die Bitcoin-Industrie sich in den USA freier entfalten kann, mit Sicherheit positiv für die Bitcoin-Adoption und indirekt auch für den Preis. Auch die Unterstützung der Bitcoin-Mining-Branche, die Trump bereits ankündigte, könnte dazu beitragen.

Doch es gibt auch Hinweise, dass der Republikaner auch aktiv für steigende Bitcoin-Kurs sorgen könnte. David Bailey, der CEO von Bitcoin Magazine und ein direkter Unterstützer von Trumps Wahlkampf, teilte auf 𝕏 mit, dass Trump ihm gesagt habe, er wolle der Marktkapitalisierung von Bitcoin mehrere Billionen US-Dollar hinzufügen. Bei einem Asset, das nur rund 1,2 Billionen US-Dollar wert ist, würde dies eine Vervielfachung des Kurses bedeuten.

Trump hat mir gestern gesagt, dass er die Marktkapitalisierung von Bitcoin um Billionen erhöhen wird. Ich schwöre es Ihnen. Er ist auf den Zug aufgesprungen.
David Bailey

In einer Audiodiskussionsrunde auf 𝕏 soll der CEO von Bitcoin Magazine Berichten zufolge auch erzählt haben, dass Trump ihn gefragt habe, ob die USA mit Bitcoin ihr Staatsschuldenproblem lösen könne. Sollte Trump Bitcoin wirklich als ein strategisches Instrument einsetzen, um die finanzielle Situation der USA zu verbessern, dann dürfte Bitcoin einen Aufschwung erleben, der seinesgleichen sucht.

Trump und die Geldpolitik

Politische Zugeständnisse vor Wahlen sind jedoch immer mit Vorsicht zu genießen und der wohl größte Kurstreiber für Bitcoin ist und bleibt die globale Liquidität, auf welche die Geldpolitik der USA den größten Einfluss hat. Bitcoin ist das Asset, das am sensibelsten auf die Geldmenge der großen Währungsräume reagiert. Und hier gibt die Zentralbank der Leitwährung und der relevantesten Volkswirtschaft der Welt nun mal den Ton an.

Donald Trump ist ein Befürworter einer lockereren Geldpolitik. Während seiner letzten Amtszeit sprach er sich vermehrt für niedrigere Zinsen aus. Zudem soll es bereits Pläne des Präsidentschaftskandidaten und seiner Verbündeten geben, die US-Zentralbank umzukrempeln. Auf den derzeitigen Notenbankchef Jerome Powell ist der Republikaner überdies nicht gut zu sprechen – ihn möchte er nicht erneut als Fed-Chef ernennen, wenn er im November ins Weiße Haus gewählt wird.

Da bei niedrigeren Zinsen in aller Regel die umlaufende Geldmenge aufgrund der dann zunehmenden Kreditgeldschöpfung durch die Banken steigt, wäre bei einer Präsidentschaft von Trump mit einer zunehmenden Liquidität zu rechnen. Diese würde, wie bereits erwähnt, den Bitcoin-Preis durchaus anfachen können.

Gleichzeitig möchte Trump auch eine Reihe von Steuersenkungen durchbringen, welche die Wirtschaft und dadurch auch die Kapitalmärkte zusätzlich stimulieren könnte. Doch aufgrund dieser Kombination gehen einige Ökonomen davon aus, dass unter dem Republikaner als Präsidenten auch die Inflation wieder deutlich an Fahrt aufnehmen könnte, weil Steuererleichterungen auch die Nachfrage nach Konsumgütern anheizen, so die Erklärung.

Manche Ökonomen sprechen in diesem Zusammenhang sogar von hohen Inflationswellen wie in den 1970er-Jahren oder gar einer Hyperinflation, die Trump auslösen könnte. Bitcoin eignet sich aufgrund seiner begrenzten Gesamtmenge von knapp 21 Millionen Einheiten als ein Schutz vor einer ausufernden Inflation, der insbesondere dann profitiert, wenn sich eine stärkere Geldentwertung anbahnt – so wie es im Jahr 2020 und 2021 der Fall war.

Jedoch könnte eine hohe Inflation, insofern die Zentralbank diese mit einer restriktiven Geldpolitik, also mit hohen Zinsen bekämpft, sich auch negativ auf den Preis von Vermögenswerten wie Bitcoin auswirken. Das war im Jahr 2022 zu beobachten. Die Befürchtung einiger Ökonomen ist jedoch, dass die Federal Reserve unter Trump ihre vermeintliche Unabhängigkeit gänzlich verlieren und entsprechend trotz hoher Inflationsraten die Zinsen weiter niedrig halten könnte.

Auch wenn die USA unter Trump im Jahr 2020 wohl den Grundstein für die Hochinflation der kommenden Jahre, mit denen die US-Amerikaner noch heute kämpfen, gelegt hat, war die durchschnittliche Inflation mit dem Republikaner als Präsidenten deutlich niedriger als unter Biden. Der amtierende Präsident behauptete neulich zwar, dass die Inflation bei seiner Amtseinführung im Januar 2021 bei 9 Prozent lag, jedoch stieg diese mit ihm im Weißen Haus erst von 1,4 auf zeitweise knapp 10 Prozent.

Keine Präsidentschaft hatte so viel Erfolg bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Senkung der Inflation wie wir. Sie lag bei 9 Prozent als ich ins Amt kam, 9 Prozent.
Joe Biden

Sollten die viel zitierten Ökonomen jedoch recht haben, dass Donald Trump als Präsident eine zumindest sehr hohe Inflation bei einer nicht dagegen ankämpfenden Federal Reserve zur Folge hätte, dann würde dies Bitcoin wohl als den attraktivsten Schutz vor der damit einhergehenden Geldentwertung und dem allgemeinen Vertrauensverlust in die Zentralbank in den Mittelpunkt rücken. So positiv dies für Bitcoin auch sein könnte, so negativ wäre es für die Sparer, die sich nicht durch Investitionen in Sachwerte vor steigenden Konsumgüterpreisen schützen.

Spannende Zeiten voraus

Obwohl es derzeit sehr stark danach aussieht, als würde Donald Trump im November zum zweiten Mal zum Präsident gewählt werden, kann in den knapp vier Monaten bis dahin noch einiges passieren. Ob sich der Republikaner auch noch nach einer positiv für ihn ausgehenden Wahl für Bitcoin einsetzen wird, gilt es ebenfalls abzuwarten.

Ein Bitcoin-freundlicher US-Präsident könnte die Adoption von Satoshi Nakamotos Kreation in jeden Fall mittelfristig deutlich vorantreiben. Aber auch wenn die Präsidentschaft von Trump womöglich aus verschiedensten Gründen stark steigenden Notierungen bei Bitcoin begünstigen könnte, so bleibt es für die langfristige Entwicklung des Assets eher weniger relevant, welche Person welches Amt bekleidet.

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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