In dem zweiten Quartal, das gestern endete, hat Bitcoin keine gute Performance hingelegt. Der Bitcoin-Kurs brach in dem Zeitraum vom 01. April bis zum 30. Juni um mehr als 10 Prozent ein. Doch selbst in Bitcoin-Bullenmärkten sind Quartale mit Kursverlusten nicht unüblich und die Zeichen stehen gut, dass die Korrektur jetzt ihr Ende gefunden haben könnte.

Korrekturen sind normal für BTC

Während der Bitcoin-Kurs im ersten Quartal dieses Jahres quasi nur einen Weg kannte, und zwar den nach oben, ist das Asset seit Mitte März, als es das bisherige Allzeithoch von knapp 73.800 US-Dollar gesetzt hat, in den Korrekturmodus übergegangen. Nach dem phänomenalen Anstieg zuvor dürfte dies wohl kaum für Verunsicherung sorgen. 

In Q1 2024 konnte Bitcoin um knapp 70 Prozent zulegen und dieser Kurszuwachs folgte auf ein ebenso starkes letztes Quartal des Jahres 2023, in dem BTC fast um 60 Prozent gestiegen ist. Stand jetzt hat Bitcoin auch immer noch seit Jahresauftag ein Plus von rund 50 Prozent verzeichnen können.

Selbst in Bullenmärkten sind teilweise deutliche Rücksetzer im Bitcoin-Preis normal. Als der Bitcoin-Kurs sich beispielsweise von Sommer 2015 bis Winter 2017 mehr als verhundertfachte, gab es auf diesem Weg nicht nur mehrere Korrekturen von rund 30 Prozent, sondern auch Quartale mit einer Negativperformance. Selbst im vergangenen Bullenmarkt ist das Asset im Sommer 2021 um mehr als 55 Prozent eingebrochen, um anschließend wieder auf neue Höchststände zu steigen.

Generell tut sich der Bitcoin-Kurs auch meist schwerer in den Sommermonaten. Dies ist dadurch erklärbar, dass die Menschen sich bei gutem Wetter generell weniger mit dem Investieren auseinandersetzen oder ihr Geld für die Sommerurlaube beisammen halten. Erkennbar ist das niedrigere Interesse momentan auch an den rückläufigen Google-Suchnachfragen nach Bitcoin. Im ersten und letzten Quartal eines Jahres verzeichnet der Bitcoin-Kurs historisch gesehen hingegen die deutlich besseren Durchschnittsrenditen.

Bitcoin-ETFs mit schwächerem 2. Quartal

Im ersten Quartal fachten die Zuflüsse in die Bitcoin-Spot-ETFs, die am 11. Januar ihren Handelsstart an den US-Börsen hatten, den Kurs an. Etwas mehr als 12 Milliarden US-Dollar an kumulierten Nettozuflüssen verzeichneten die neuen Anlageprodukte alleine bis zum 31. März. Seither hat die Nachfrage nach den börsengehandelten Fonds merklich nachgelassen, was sich auch in dem schwächeren Bitcoin-Kurs widerspiegelte. Es gab sogar einige Tage, an denen den börsengehandelten Fonds Mittel in dreistelliger Millionenhöhe abgeflossen sind.

Dennoch verzeichneten die Spot-ETFs auch im zweiten Quartal unter dem Strich kumulierte Nettozuflüsse von mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar – eine selbst für die Wall Street beträchtliche Summe.

Nach dem fulminanten Start der Anlageprodukte gingen wohl einige Marktteilnehmer davon aus, dass die Nachfrage für immer auf diesem hohen Niveau verharren wird. Jedoch war abzusehen, dass früher oder später eine Verschnaufpause eintreten wird – dies betonten auch immer wieder die ETF-Analysten von Bloomberg, als der Hype kein Ende zu nehmen schien.

Ob die Zuflüsse im dritten Quartal wieder an Fahrt aufnehmen werden, gilt es abzuwarten. Dafür spricht, dass institutionelle Investoren oft zum Halbjahr ihr Portfolio neu gewichten beziehungsweise „rebalancen“. Wenn eine ihrer Anlagen die anderen deutlich outperformt, dann verkaufen sie diese meist anteilig, um wieder die gewünschte Portfoliogewichtung zu erreichen. Da Bitcoin im ersten Halbjahr deutlich besser gelaufen ist als die Aktienmärkte oder Gold, wäre anzunehmen, dass einige Investoren ihre BTC-Position im Rahmen des Rebalancing wieder auf den ursprünglich geplanten Anteil reduziert haben. Der mutmaßlich dadurch ausgelöste Verkaufsdruck dürfte entsprechend vorerst ein Ende gefunden haben.

Ein Indiz dafür ist, dass sich der Bitcoin-Kurs bereits am Wochenende, an dem die Wall Street nicht handelt, wieder ordentlich von dem Tief des letzten Handelstags im ersten Halbjahr erholen konnte. Seither konnte Bitcoin ein Plus von über 5 Prozent verzeichnen.

Kommender Verkaufsdruck eingepreist?

Neben der vermeintlichen Umschichtungsmaßnahmen institutioneller Investoren dürfte sich auch der anbahnende Verkaufsdruck durch die insolvente Kryptobörse Mt.Gox, Deutschland und die USA in den vergangenen Tagen negativ auf den Kurs ausgewirkt haben. 

Als es am Montag vergangener Woche offiziell wurde, dass ab Juli die Rückzahlung der rund 140.000 von Mt.Gox wieder aufgetriebenen BTC beginnt, brach der Bitcoin-Kurs im Tagesverlauf um mehr als 5 Prozent ein. Auch die Tatsache, dass Deutschland und die USA immer wieder Anteile ihrer beschlagnahmten Bitcoin-Bestände an Börsen transferierten, sorgte für zusätzliche Panik.

Wie die Kursreaktion auf die potenziell bevorstehenden Verkäufe durch die entschädigten Mt.Gox-Kunden zeigt, preist der Markt kommenden Verkaufsdruck schnell ein. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass die tatsächlichen Verkäufe wohl kaum noch für fallende Notierungen sorgen dürften. Es kann sogar so sein, dass, wenn die Verkäufe vollzogen sind, der Markt aufatmet, da das Schlimmste überstanden ist und erst einmal keine weiteren Ereignisse unmittelbar bevorstehen, die für fallende Notierungen sorgen könnten.

Momentan verkaufen auch noch die Bitcoin-Miner kontinuierlich ihre Bestände ab. Sollte auch dieser Verkaufsdruck alsbald ein Ende finden, dann dürfte die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigen und somit einen steigenden Kurs mit sich ziehen.

Spannende Monate voraus

Insofern der kommende Verkaufsdruck bereits vollumfänglich eingepreist ist, stehen steigenden Notierungen wohl kaum mehr etwas im Wege – zumindest wenn die Kaufnachfrage nicht unerwarteterweise abreißt. Mit der voraussichtlich im September vollzogenen ersten Zinssenkungen der US-Notenbank und einer weiter voranschreitenden Bitcoin-Adoption – auch bei Aktiengesellschaften – dürfte das Kaufvolumen jedoch in den kommenden Monaten sogar noch weiter an Fahrt aufnehmen.

Ein spätestens gegen Ende des Jahres wieder deutlich steigender Bitcoin-Kurs, der die Rally bis weit in das Jahr 2025 hinein fortsetzt, würde zudem perfekt in das Muster bisheriger Zyklen passen. Es bleibt spannend abzuwarten, wie sich Bitcoin in den kommenden Monaten entwickeln wird und welche Katalysatoren sich im Nachhinein als die primären Kurstreiber herausstellen.

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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