Der Bitcoin-Kurs ist heute vor dem Handelsstart in den USA unter die Marke von 60.000 US-Dollar gefallen. Damit setzt Bitcoin die Korrektur der vergangenen Wochen weiter fort. Bisher ist das Tief von Montag vergangener Woche, dem Tag, an dem die unmittelbar bevorstehende Auszahlung von rund 142.000 BTC durch Mt.Gox verkündet wurde, jedoch noch nicht unterschritten.

Woher der Verkaufsdruck kommt

Obwohl die Nachrichtenlage um Bitcoin momentan eher positiv ist, übersteigt das Verkaufsvolumen die Kaufnachfrage derzeit deutlich, was fallende Notierungen mit sich zieht. Das liegt wohl unter anderem an den Bitcoin, welche seit Beginn dieses Monats Schritt für Schritt an die geschädigten Kunden von Mt.Gox ausbezahlt werden sollen. Die japanische Bitcoin-Börse ist im Jahr 2014 nach mehreren Hacks kollabiert, konnte aber im Laufe der Zeit wieder einige Bitcoin auftreiben, mit denen die damaligen Nutzer der Plattform entschädigt werden – Blocktrainer.de berichtete.

Da sich der Bitcoin-Kurs seit dem Fall von Mt.Gox in etwa verhundertfacht hat, gehen einige Marktteilnehmer davon aus, dass diejenigen, die durch die Pleite von Mt.Gox erzwungenermaßen zu stählernen Hodlern wurden, die Bestände größtenteils abverkaufen werden. Deshalb ist auch der Bitcoin-Kurs in Reaktion auf die Meldung der unmittelbar bevorstehenden Rückzahlung am Montag vergangener Woche um mehrere Prozent eingebrochen. 

Doch augenscheinlich war der bevorstehende Abverkauf bis dato noch nicht vollumfänglich eingepreist. Seit dem 1. Juli hat der Bitcoin-Kurs bereits mehr als 4 Prozent nachgegeben und damit den Abwärtstrend weiter fortgesetzt.

Gleichzeitig transferieren sächsische Behörden regelmäßig ihre Bitcoin, die sie im Rahmen der Festnahme der Betreiber vom illegalen Streamingdienst Movie2k erhalten haben, an Kypto-Börsen – aller Anschein nach, um diese zu verkaufen. Noch befinden sich über 40.000 BTC im Besitz des deutschen Staates, die unter Umständen in den kommenden Tagen und Wochen zusätzlich zu den Coins von Mt.Gox auf den Markt kommen können.

Auch die US-Regierung hat vor einer Woche 3.375 Bitcoin im Gegenwert von fast 250 Millionen US-Dollar an die Exchange Coinbase gesendet. Dies könnte ebenfalls ein Grund für den fallenden Bitcoin-Kurs gewesen sein. Insgesamt hält die US-Regierung noch rund 213.000 BTC.

Alleine die 142.000 BTC von Mt.Gox machen schon mehr als die Hälfte der rund 250.000 BTC, welche die Bitcoin-Spot-ETFs seit der Zulassung im Januar aufgesammelt haben, aus. Sollten hierzu noch große Mengen der Bitcoin von den USA oder Deutschland hinzukommen, so könnte dies ordentlichen Gegenwind für den Bitcoin-Kurs bedeuten.

ETFs nicht verantwortlich für den jüngsten Kursrutsch

Dafür, dass der bisherige Abverkauf wohl auf den bevorstehenden Abverkauf der Mt.Gox-Coins als auch auf den momentan stattfindenden von Deutschland und den USA zurückzuführen ist, spricht auch, dass die US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs momentan wieder überwiegend schwarze Zahlen schreiben. In den Wochen und Monaten zuvor korrelierten die ETF-Zuflüsse stark mit dem Bitcoin-Preis. Jetzt aber saugten die Anlageprodukte seit dem 25. Juni insgesamt 253 Millionen US-Dollar an Bitcoin auf, und das während der Bitcoin-Preis fällt. Nur gestern gab es seither einen Tag mit Abflüssen – jedoch lediglich in Höhe von 13,7 Millionen US-Dollar.

Neben den Zuflüssen in die Anlageprodukte hat sich generell auch das Handelsvolumen deutlich abgeschwächt. Dies bedeutet, dass die Bitcoin-ETFs momentan weniger aktive Investoren anziehen. Das momentan generell eher niedrige Interesse an Bitcoin, das auch anhand der Google-Suchnachfragen beobachtbar ist, spiegelt sich demnach auch in der geringeren Handelsaktivität bei den Bitcoin-Spot-ETFs wider.

US-#Bitcoin-ETF-Flows haben größtenteils stagniert. Wir sehen keine großen Zuflüssen, aber auch keine großen Abflüsse. Die Nettozuflüsse seit der Auflegung belaufen sich auf sehr gesunden 14,7 Milliarden US-Dollar.

ABER das Handelsvolumen für die Gruppe ist definitiv im Abwärtstrend. Seit Mitte Mai hat die Gruppe die Marke von 3 Milliarden US-Dollar nicht mehr erreicht.
James Seyffart, Bloomberg-ETF-Experte

Abverkauf wird ein Ende nehmen

Das Gute an einmaligen Faktoren wie dem Abverkauf durch die Mt.Gox-Coins ist, dass die Bitcoin sich danach im Markt verteilt haben und potenziell bevorstehender Verkaufsdruck nicht mehr wie ein Damoklesschwert über dem Markt schwebt. Das bedeutet, dass spätestens dann, wenn die Bitcoin alle auf den Markt gekommen sind, ein großes Aufatmen stattfinden könnte.

Da momentan auch keine fundamentalen Gründe für die Kursschwäche zu finden sind, könnte sich die durch die einmaligen Abverkäufe resultierende Korrektur als attraktive Einstiegsmöglichkeit entpuppen – auch wenn selbstverständlich noch weiter fallende Notierungen möglich sind. 

Es wird spannend zu beobachten sein, auf welches Kursniveau der Verkaufsdruck Bitcoin noch herunterziehen wird oder ob die Kaufnachfrage groß genug sein wird, um die zusätzliche verkauften Coins größtenteils abzufedern. Insbesondere gilt es aber abzuwarten, wann und in welcher Größenordnung die womöglich darauffolgende Erholung sich ereignen wird. 

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

Artikel des Autors

Kommentare aus unserem Forum