Gestern Abend war es schließlich so weit. Von den 50.000 Bitcoin, die sächsische Behörden im Januar sichergestellt haben, ist keiner mehr im Besitz von Deutschland beziehungsweise vom Bundesland Sachsen. Die zeitweise über drei Milliarden Euro große Bitcoin-Position ist jetzt von der Wallet des BKA in vollem Umfang an andere Entitäten wie Krypto-Börsen geflossen – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, um diese zu verkaufen.

50.000 Bitcoin in vier Wochen

Die ersten Testtransaktionen in Richtung anderer Entitäten gab es am 18. Juni. Einen Tag darauf flossen bereits hunderte Bitcoin aus der Wallet an unter anderem Krypto-Börsen.

Zu Beginn dieser Woche waren nach mehreren feststellbaren Transfers dieser Art noch knapp 40.000 BTC auf der Wallet, die dem Bundeskriminalamt (BKA) zugeordnet ist. Diese mehr als zwei Milliarden Euro an Bitcoin haben letztlich innerhalb von fünf Tagen die BKA-Wallet verlassen.

Deutschland beziehungsweise Sachsen hat also augenscheinlich 50.000 Bitcoin in weniger als vier Wochen verkauft. Der Bitcoin-Kurs hat im Laufe der Veräußerungen zwar etwas nachgegeben, doch es müssten damit in etwa 2,5 bis 3 Milliarden Euro zusammengekommen sein. Die Erlöse sollen laut dem Landeskriminalamt (LKA) Sachsen der sächsischen Staatskasse zugutekommen. 

Eine offizielle Stellungnahme dazu, wofür die das Geld Verwendung finden wird, lässt auf sich warten. Die Verkäufe so wie die Strategie dahinter wurden ebenfalls nicht offen kommuniziert. Spannend zu beobachten wird sein, wie viel die 50.000 BTC in Zukunft mal Wert sein werden und ob sich die Verkaufsentscheidung eines Tages als ein großer Fehler herausstellen wird.

Ganz leer ist die BKA-Wallet aber momentan nicht mehr. Jemand scheint sich den Spaß erlaubt zu haben, 0,0000321 BTC im Gegenwert von 1,70 Euro in der vergangenen Nacht an Deutschland zu spenden – vermutlich damit die drittgrößten Volkswirtschaft der Welt nicht ganz mit leeren Händen dasteht. Die Transaktion ging ein, kurz nachdem die Wallet gänzlich geleert wurde. 

Kritik an den Bitcoin-Verkäufen

In der Bitcoin-Community hat sich über die vergangenen Tagen Empörung darüber breitgemacht, dass die sichergestellten Bitcoin veräußert werden. Selbst aus der Politik gab es Kritik. So verfasste die fraktionslose Bundestagsabgeordnete Joana Cotar ein Schreiben an die Bundesregierung und die sächsische Landesregierung, in dem sie darum bat, von einer vorschnellen Veräußerung der Bestände abzusehen – Blocktrainer.de berichtete.

Es gab zudem Forderungen, unter anderem auch von Cotar, dass Deutschland sich mit der Option auseinandersetzen soll, die Staatskasse mit Bitcoin zu diversifizieren und hinsichtlich des über eine Billion US-Dollar schwerem Asset eine Strategie zu entwickeln.

Auch international rückten die deutschen Verkäufe in den Mittelpunkt. Selbst Michael Saylor, der Gründer des auf Bitcoin setzenden US-amerikanischen Unternehmen MicroStrategy postete auf 𝕏 zu der Causa. Das geht daraus hervor, dass er die Tweets nicht in seiner Muttersprache, sondern in Deutsch verfasst hat.

Die USA empfangen Bitcoin mit offenen Armen

Während sich vermutlich nahezu alle deutschen Politiker noch nicht tiefergehend mit Bitcoin auseinandergesetzt haben, sieht dies in den USA momentan anders aus. Nicht nur Präsidentschaftskandidat Donald Trump macht sich für Bitcoin stark, sondern auch andere hochrangige Politiker aus den Vereinigten Staaten. 

Jenseits des Atlantik werden mittlerweile sogar vermehrt Stimmen laut, die für Bitcoin als Reserve-Asset der relevantesten Volkswirtschaft der Welt plädieren. Dies veranlasste die Sparte für digitale Assets des renommierten Wirtschaftsmagazins Forbes darüber zu spekulieren, ob die USA künftig strategisch Bitcoin kaufen werden – Blocktrainer.de berichtete.

Jüngst meldete sich diesbezüglich auch die republikanische Senatorin Cynthia Lummis gegenüber dem Fernsehsender FOX Business zu Wort. Dabei betonte die 69-Jährige, dass eine Bitcoin-Reserve vorteilhaft für die Stärke des US-Dollar sein könnte.

Wir wissen, dass wir wollen, dass der US-Dollar stark bleibt. Und Bitcoin in Reserve zu haben, kann dem US-Dollar helfen, stark zu bleiben.
Cynthia Lummis

Die USA halten derzeit über 213.000 BTC im Gegenwert von rund 12,5 Milliarden US-Dollar, die sie ebenfalls konfisziert, aber im Gegensatz zu Deutschland bisher nicht abgestoßen haben.

Hohe Nachfrage über die US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs

Derweil greift die Wall Street über die im Januar zugelassenen Bitcoin-Spot-ETFs bei der mutmaßlich durch Deutschland mitausgelösten Bitcoin-Korrektur zu. Alleine in dieser Woche haben die Anlageprodukte fast 20.000 BTC aufgesaugt. In US-Dollar gemessen waren es 1,047 Milliarden – also mehr als 200 Millionen US-Dollar an Zuflüssen je Handelstag. 

Damit befinden sich die kumulierten, also aufsummierten, Zuflüsse in die Anlageprodukte wieder auf einem Allzeithoch. Über 15,8 Milliarden US-Dollar sind den US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs seit dem Handelsstart zugeflossen. Der vorherige Höchststand von 15,682 Milliarden US-Dollar vom 7. Juni wurde am gestrigen Handelstag überschritten.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die offene Haltung der Wall Street sowie der US-Politik gegenüber Bitcoin als vorteilhaft für die wirtschaftliche Stärke der Vereinigten Staaten herausstellen wird und ob Deutschland mit Bitcoin es wieder einmal verpasst, von einer disruptiven Technologie als Vorreiter zu profitieren.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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