Der Vermögensverwalter BlackRock hat gestern, am 17. September 2024, einen neuen Bericht veröffentlicht, in dem sich die Autoren mit den Eigenschaften und den Nutzen von Bitcoin auseinandersetzen. 

Das Ergebnis: Bitcoin unterscheidet sich fundamental von anderen Vermögenswerten und könnte sich zunehmend als Schutz vor der Geldentwertung, ausufernden Staatsschulden und geopolitischen Unsicherheiten etablieren. Zudem geben die Analysten eine Antwort auf die häufig gestellte Frage, ob Bitcoin ein „Risiko-Asset“ ist oder nicht.

Bitcoin: ein einzigartiges Diversifikationsinstrument

In dem Report mit dem Titel „Bitcoin: A Unique Diversifier“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Bitcoin: ein einzigartiges Diversifikationsinstrument“, ergründen hochrangige BlackRock-Mitarbeiter, warum das Asset äußerst attraktiv für Anleger sein dürfte. 

Die Autoren sind Robert Mitchnick, Leiter der Abteilung für digitale Assets, Samara Cohen, CIO der ETF-Sparte, und Russell Brownback, Leiter der Abteilung für makroökonomische Positionierung in der Anleihesparte.

Wie für BlackRock mittlerweile üblich, erkennen die Analysten in dem neuen Bericht die vielen positiven Eigenschaften von Bitcoin an, die es zu einem Asset machen, mit dem Anleger ihr Portfolio besser aufstellen können – und dies bereits zunehmend tun.

Bitcoins Natur als knapper, nicht-staatlicher, dezentraler, globaler Vermögenswert hat einige Investoren dazu veranlasst, ihn in Zeiten der Angst und bei bestimmten geopolitischen Ereignissen als Fluchtmöglichkeit in Sicherheit zu betrachten.
aus dem Bericht

Spätestens seitdem der größte Vermögensverwalter der Welt einen eigenen Bitcoin-Spot-ETF an den Start gebracht hat, mehren sich die positiven Stimmen aus dem Hause BlackRocks zur Kreation Satoshi Nakamotos. So betonte CEO Larry Fink bereits vor wenigen Wochen, dass er Bitcoin für ein legitimes Asset halte, das einen Schutz vor der ausufernden Staatsverschuldung und der damit einhergehenden Geldentwertung darstellen könne – Blocktrainer.de berichtete.

Warum Bitcoin wichtig ist

Zu Beginn des Berichts gehen die Autoren darauf ein, inwiefern die Eigenschaften von Bitcoin das Asset potenziell zu einem relevanten finanziellen Instrument machen. 

Die technologische Innovation bestand in der Schaffung einer Währung, die nativ digital, global, knapp, dezentral und erlaubnisfrei ist.
aus dem Bericht

Dabei stellen sie drei Attribute heraus, die Antworten auf derzeitige Probleme des aktuell vorherrschenden Geldsystems darstellen können: die fixe Gesamtmenge, die einzigartige Transportierbarkeit und der freie Zugang zum Netzwerk. 

Diese sind als mögliche Lösung für die Geldentwertung respektive Inflation, die Hürden bei Transaktionen und die fehlende finanzielle Inklusion in dem aktuellen Finanzsystem zu verstehen, wie die Infografik aus dem BlackRock-Report verdeutlicht.

In diesem Zusammenhang weisen die Autoren auch darauf hin, dass sich Bitcoin deutlich von den unzähligen alternativen Kryptowährungen abhebe und eine „einzigartige Position“ innehabe.

Während andere Krypto-Assets seither auf der Grundlage des ursprünglichen Durchbruchs von Bitcoin entstanden sind, in vielen Fällen mit dem Ziel, ein breiteres Spektrum an Anwendungsfällen zu erschließen, hat sich Bitcoin weltweit als das herausragende Asset in diesem Bereich etabliert. Dies hat [Bitcoin] eine im Krypto-Asset-Universum einzigartige Position als globale monetäre Alternative und als Asset mit glaubwürdiger Knappheit verliehen.
aus dem Bericht

Unschlagbare Performance

Die phänomenale Rendite, die sich mit einem Bitcoin-Investment über die vergangenen Jahre erwirtschaften ließ, findet ebenfalls Berücksichtigung in dem Report. 

In den vergangenen rund 14 Jahren hat sich der Bitcoin-Kurs mehr als ver-800.000-facht, womit das Asset alle anderen Anlageklassen hat alt aussehen lassen. 

Bitcoin hat in sieben der letzten zehn Jahre alle wichtigen Anlageklassen übertroffen, was zu einer außergewöhnlichen Rendite von über 100 % auf Jahresbasis im letzten Jahrzehnt führte. Diese Performance wurde erzielt, obwohl Bitcoin in den anderen drei dieser zehn Jahre mit vier Rückgängen von mehr als 50 % die schlechteste Wertentwicklung aufwies. In diesen historischen Zyklen hat Bitcoin die Fähigkeit bewiesen, sich von solchen Rückgängen zu erholen und neue Höchststände zu erreichen, trotz dieser ausgedehnten Bärenmarktphasen.
aus dem Bericht

Die Autoren konkludieren in diesem Zusammenhang, dass diese Kursfluktuationen „die sich im Laufe der Zeit entwickelnden Perspektiven“ widerspiegeln, „auf breiter Basis als globale Geldalternative angenommen zu werden“.

Geringe Korrelation mit den Aktienmärkten

Um herauszufinden, ob und wieso Bitcoin ein geeignetes Asset darstellt, um ein Portfolio besser aufzustellen, schauen sich die BlackRock-Mitarbeiter in dem Bericht die Korrelation zu dem US-Aktienmarkt an.

Dabei finden sie heraus, dass Bitcoin auf einem langfristigen Betrachtungszeitraum – ähnlich wie das Edelmetall Gold – eine sehr geringe Korrelation mit dem US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 aufweist. Gold kommt auf einen durchschnittlichen Wert von 0,1 und BTC mit 0,2 auf einen leicht höheren.

Info

Die Korrelation von Anlageklassen lässt sich in einem Zahlenspektrum von -1 bis 1 abbilden. Bei einer Korrelation von 1 bewegen sich die betrachteten Vermögenswerte im Gleichschritt und bei einem Wert von -1 in die komplett entgegengesetzte Richtung. Liegt der Wert bei 0, so herrscht eine vollumfängliche Unabhängigkeit in der Kursbewegung vor.

Mitchnick und Co. erklären, dass es trotz kurzfristiger Zeiträume, in denen sich Bitcoin Hand in Hand mit dem Aktienmarkt entwickelt hat, langfristig eine Unabhängigkeit von den Variablen gegeben sei, die sich auf die traditionellen Vermögenswerte auswirken. 

Bitcoin spiegelt ein geringes fundamentales Exposure gegenüber anderen makroökonomischen Variablen wider, was die niedrige langfristige Durchschnittskorrelation mit Aktien und anderen „Risiko-Assets“ erklärt. Es gab zwar kurze Zeiträume, in denen die Korrelation von Bitcoin in die Höhe schoss – insbesondere bei plötzlichen Veränderungen der realen Zinssätze oder der Liquidität des US-Dollars –, aber diese Phasen waren kurzfristiger Natur und führten nicht zu einer eindeutigen langfristigen statistisch signifikanten Korrelationsbeziehung.
aus dem Bericht

Diese Beobachtung erklären sich die Autoren dadurch, dass Bitcoin kein Kontrahentenrisiko hat und somit gewisse Krisensituationen keine fundamentale Gefahr für Bitcoin darstellen.

Als erste dezentrale, nichtstaatliche monetäre Alternative, die sich weltweit durchgesetzt hat, hat Bitcoin kein traditionelles Gegenparteirisiko, ist von keinem zentralisierten System abhängig und wird nicht von den Geschicken eines Landes bestimmt. Diese Eigenschaften machen es zu einem Vermögenswert, der (in Bezug auf die Fundamentaldaten) von bestimmten kritischen Makrorisikofaktoren weitgehend unabhängig ist, einschließlich Bankenkrisen, Staatsschuldenkrisen, Währungsentwertung, geopolitischen Unruhen und anderen länderspezifischen politischen und wirtschaftlichen Risiken. 
aus dem Bericht

Dennoch könnte der Zustand des Finanzsystems, so wie auch die Staatsschuldenproblematik der USA, ein positiver Treiber für den Bitcoin-Kurs sein respektive noch werden, erkennen die BlackRock-Mitarbeiter.

Langfristig wird die Akzeptanz von Bitcoin wahrscheinlich von der Intensität der Bedenken hinsichtlich der globalen Währungsstabilität, der geopolitischen Stabilität, der fiskalischen Nachhaltigkeit in den USA und der politischen Stabilität in den USA bestimmt werden. Dies ist die Umkehrung der Beziehung, die traditionellen „Risikoanlagen“ in Bezug auf diese Kräfte im Allgemeinen zugeschrieben wird.
aus dem Bericht

Flucht in Sicherheit

Aufgrund der Eigenschaften von Bitcoin sehen manche Anleger das Asset als einen Schutz in Krisenzeiten, so die Autoren des Berichts. Im Kontext des im Oktober vergangenen Jahres eskalierten Konfliktes im Nahen Osten führte BlackRock-CEO Larry Fink sogar die positive Preisentwicklung von Bitcoin in den darauffolgenden Tagen auf eine „Flucht in die Qualität“ zurück – Blocktrainer.de berichtete.

Wie sich der Preis in anderen solchen Ausnahmesituationen bisher verhalten hat, untersuchen die BlackRock-Mitarbeiter ebenfalls – und sie kommen zu positiven Ergebnissen für Bitcoin.

Konkret fanden sie heraus, dass BTC oftmals in erster Reaktion auf weltbewegende Ereignisse wie den Ausbruch der Coronapandemie oder die Regionalbankenkrise im Frühling 2023 negativ reagiert, sich dann aber mittelfristig umso deutlicher wieder erholt hat.

Dieses Muster beobachteten die Autoren auch bei dem kleinen Gesamtmarktcrash Anfang August, als Bitcoin binnen kürzester Zeit wieder die Verluste vollumfänglich aufholen konnte.

Kursbewegungen dieser Art erklären sich Mitchnick und Co. unter anderem dadurch, dass Bitcoin sehr liquide und rund um die Uhr handelbar ist sowie dass noch Unverständnis darüber herrscht, als was für ein Asset BTC genau einzuordnen sei.

Im Kontext davon spekulieren die hochrangigen BlackRock-Mitarbeiter sogar, dass sich zunehmend das Narrativ verbreite, dass Satoshi Nakamotos Kreation eigentlich von solchen Krisensituationen profitieren dürfte und aus diesem Grund der Kurs mittelfristig meist profitiert hat, nachdem sich eine generelle Unsicherheit breitgemacht hatte.

In den meisten Fällen, so auch beim jüngsten weltweiten Ausverkauf am 5. August 2024, hat sich Bitcoin innerhalb von Tagen oder Wochen wieder auf das vorherige Niveau erholt und in vielen Fällen sogar weiter zugelegt, da sich die Erkenntnis der positiven potenziellen Auswirkungen solcher störenden Ereignisse auf die Fundamentaldaten von Bitcoin durchzusetzen beginnt.
aus dem Bericht

Trotzdem noch ein riskantes Asset?

Trotz der durchweg positiven Beobachtungen wollen die Autoren nicht die Aussage negieren, dass Bitcoin immer noch risikobehaftet sei.

Keine der vorangegangenen Analysen ändert etwas an der Tatsache, dass Bitcoin für sich genommen immer noch ein sehr riskanter Vermögenswert ist. Es handelt sich um eine aufstrebende Technologie, die sich noch in einem frühen Stadium befindet und sich möglicherweise zu einem globalen Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel entwickeln wird.
aus dem Bericht

In diesem Kontext führen sie auch die noch starken Schwankungen des Bitcoin-Kurses und die regulatorischen Herausforderungen an. 

Starke Argumente für Bitcoin

Der neue Bericht von BlackRock zeigt anschaulich, welche Nutzen Bitcoin als finanzielle Innovation und Anlageobjekt bieten kann. Aus Investmentsicht heben die Autoren insbesondere die geringe Korrelation mit dem Aktienmarkt und den potenziellen Schutz vor globalen Krisensituationen hervor – so auch im Fazit des Reports.

Da sich die globale Investmentgemeinschaft mit den zunehmenden geopolitischen Spannungen, den Sorgen über den Zustand der US-Schulden und -Defizite und der zunehmenden politischen Instabilität auf der ganzen Welt auseinandersetzt, kann Bitcoin als ein zunehmend einzigartiger Diversifikator gegen einige dieser fiskalischen, monetären und geopolitischen Risikofaktoren angesehen werden, mit denen Anleger in ihren Portfolios konfrontiert sind.
aus dem Bericht

Das wohl ausschlaggebendste Verkaufsargument für Bitcoin dürfte dabei die Absicherung gegen die ausufernden Staatsschulden der USA und den damit einhergehenden Vertrauensverlust in den US-Dollar sein. Mitchnick und Co. erklären sich dadurch bereits einen guten Teil der stark steigenden Adoption des Assets. Dabei berufen sie sich auch auf Erfahrungswerte aus dem Austausch mit den eigenen Kunden. 

In diesem Sinne hat die wachsende Besorgnis in den USA und im Ausland über den Stand der US-Staatsdefizite und -Schulden die Attraktivität potenzieller alternativer Währungsreserven als mögliche Absicherung gegen mögliche künftige Ereignisse, die den US-Dollar betreffen, erhöht. Diese Dynamik scheint sich auch in anderen Ländern durchzusetzen, in denen die Verschuldung erheblich zugenommen hat. Nach unserer bisherigen Erfahrung mit Kunden erklärt dies einen wesentlichen Teil des jüngsten, wachsenden institutionellen Interesses an Bitcoin.
aus dem Bericht

Ein weiteres spannendes Fazit ist zudem, dass Bitcoin auch was die Risiken angeht, einzigartig und bei dem Asset die Klassifizierung in „Risk-on-“ oder „Risk-off-Asset“ nicht wirklich anwendbar sei. Wie die Autoren eindrucksvoll darlegen, beeinflussen den Bitcoin-Kurs generell nicht dieselben Faktoren wie herkömmliche Risiko-Assets – eher im Gegenteil, da Bitcoin eher von Krisensituationen zu profitieren scheint.

Grundlegend konkludieren die hochrangigen BlackRock-Mitarbeiter, dass eine Bitcoin-Beimischung durchaus sinnvoll sein kann, um das Investment-Portfolio zu diversifizieren, eine größere Allokation jedoch das Gesamtrisiko des Portfolios deutlich erhöhen kann.

Tristan

Über den Autor: Tristan

Tristan ist studierter Volkswirt mit journalistischer Erfahrung außerhalb von Blocktrainer.de. Seit 2020 ist Tristan im Bitcoin-Space aktiv, schon in den Jahren zuvor beschäftigte er sich mit libertärer Wirtschaftstheorie.

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